Fehlen die Ideen?

15.05.2003
Zum Feedback-Brief von Rolf Schwirz, Oracle Deutschland GmbH, in ComputerPartner 18/03, Seite 70, erreichte uns folgende Zuschrift:

Ich bin ein Fan Ihrer offenen Briefe (Rubrik "Mit freundlichen Grüßen"). Wie ich mich überhaupt jede Woche über die ComputerPartner freue. Sie ist für eine Fachzeitschrift spritzig, informativ und sympathisch.

Was ich bedauere, sind die meistens recht geschäftsmäßigen Antworten der Vorstände oder Geschäftsführer auf Ihre meist recht fröhlichen Briefe, die allerdings immer einen ernsthaften Hintergrund haben. Nur wenige nehmen Ihren Faden auf und spinnen ihn weiter oder geben gar originelle und aufschlussreiche Antworten zum Besten. Oft werden reine Floskeln geschrieben, langweilig und serienbriefartig.

Das ist schade. Hier und da weiß ich fast buchstabengetreu, wie geantwortet wird. Manchmal stellt der Absender Behauptungen in den Raum, die einer Erklärung bedürfen, die aber fehlt.

Wie jetzt bei Oracle-Chef Deutschland, Rolf Schwirz. Man habe zwar eine politische Meinung (es ging um die Sozialauswahl), dürfe die aber nicht äußern, oder so. Wegen eines nebulösen "Good Citizenship"-Prinzips. Etwas gegenüber dem deutschen Gesetzgeber kritisieren oder gar als Verbesserung vorschlagen? Igitt, aber nein!

Wissen Sie, lieber Herr Schwirz, falls Sie das lesen: Auf diese Weise verändern wir hierzulande und in anderen Regionen unserer Welt nichts zum Positiven. Dass Lieschen Müller zu vielem schweigt, kann man verstehen, denn sie hat kaum einen Einfluss, kaum eine Lobby. Unser Land ist voll von Mehrheitsschweigern. Ein Unternehmer oder Top-Manager aber wird gehört, besonders wenn er ein renommiertes Unternehmen repräsentiert, so wie Sie. Er hat auch eine gesellschaftliche Aufgabe, nicht nur eine interne wirtschaftliche.

Vielleicht ist das ein wirklich erhebliches Problem in unserem Land. Die Intellektuellen, die Intelligenten und die Wirtschaftsleute nehmen zu wenig Einfluss auf die Gesellschaft, auf Kommunal-, Landes- und Bundespolitiker oder auf Verbände und Gewerkschaften. Sie halten sich einfach heraus. Ergebnis: Die in die Regierung gehievten Lehrer haben das Sagen im Land. Das ist ein wenig übertrieben, ich weiß, aber es ist doch etwas dran, oder?

Kanzler Schröder regte sich über die Trillerpfeifen am 1. Mai auf. Zu Recht, denn dies kann nicht wirklich zu irgendetwas gut sein. Was noch schlimmer ist, wenn es stimmt, ist die Tatsache, dass die Gewerkschaft diese Trillerpfeifen "säckeweise" verteilt hat. Sind wir wirklich so weit gekommen, dass Menschen mit einer politischen Meinung und Ideen lediglich schweigen oder sinnlosen Krach machen? Man könnte aber auch daraus schließen, lieber Herr Schwirz, dass Sie gar keine Ideen für einen Veränderungs-prozess haben. Das will ich aber nicht annehmen, denn schließlich sind Sie ja Chef von Oracle Deutschland.

Dieter W. Keil, Codik GmbH, Strategieberatung für Unternehmen und Personen, Hüttenberg-Rechtenbach

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