Auf einem Auge blind

Fehler bei der Mitarbeiterbeurteilung

07.01.2013
Beim Beurteilen von Mitarbeitern kommen Führungskräfte oft zu Fehleinschätzungen. Dies führt zu Fehlbesetzungen, ungeeigneten Entwicklungsmaßnahmen und erhöhter Personalfluktuation. Firmen kostet das viel Zeit und Geld, sagt Hans-Jörg Schumacher.
Häufig erweisen sich neue Mitarbeiter erst nach näherem Hinsehen als ungeeignet für die vorgesehene Stelle.
Häufig erweisen sich neue Mitarbeiter erst nach näherem Hinsehen als ungeeignet für die vorgesehene Stelle.

Im Alltag beurteilen wir Menschen oft schnell und spontan. Kommt zum Beispiel ein Handwerker zur genannten Zeit, stufen wir ihn als zuverlässig und gewissenhaft ein. Und tritt uns eine Person mit einem Lächeln entgegen, denken wir, wir können ihr vertrauen. Oft liegen wir mit dieser Ersteinschätzung richtig, zuweilen aber auch falsch. In unserem Alltag hat dies meist keine weitreichenden negativen Konsequenzen. Anders ist dies, wenn Führungskräfte zum Beispiel basierend auf Fehleinschätzungen Mitarbeiter einstellen oder befördern. Dann wirkt sich dies negativ auf den Erfolg ihres Unternehmens aus. Deshalb sollten Führungskräfte wissen, wann sie warum zu Fehleinschätzungen neigen. Denn dann können sie Entscheidungen, bevor sie diese treffen, nochmals überprüfen und gegebenenfalls revidieren.

Manchmal stellen Personalentscheider zum Beispiel aufgrund von Fehleinschätzungen die falschen Bewerber ein. So der Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens. Nach langer Suche hatte er scheinbar endlich den passenden Buchhalter gefunden. Der Bewerber erschien ihm, wie er selbst, als pragmatischer Macher. Er glänzte zudem mit Erfahrung. Und zu guter Letzt: Er spielte ebenfalls Tennis. Diese Punkte brachten den Geschäftsführer zur Überzeugung: "Das ist der richtige Mann."

Doch dann trat der Neue die Stelle an und dem Geschäftsführer kamen schnell erste Zweifel. Denn es gab immer wieder Pannen bei der Buchführung. Und der pragmatische Macher entpuppte sich im Alltag als Besserwisser und Möchtegern-Chef. Seine Kollegen beklagten sich beim Geschäftsführer immer lauter: "Den Befehlston des Neuen lassen wir uns nicht bieten." Und: "Wir sind nicht seine Handlanger." Mit der Konsequenz: Drei Monate später suchte der Geschäftsführer erneut einen Buchhalter. Denn der Traumkandidat hatte sich als Fehlgriff erwiesen.

Der Sympathie-Effekt

Warum beging der Geschäftsführer diesen Fehler? Warum stellte er den Bewerber ein? Ganz einfach: Er war ihm sympathisch. Denn er hatte ähnliche Charakterzüge, wie er selbst, und dasselbe Hobby. Was der Geschäftsführer jedoch vergaß war: Ein Buchhalter braucht andere Fähigkeiten und Eigenschaften als der Chef eines Unternehmens. So ist ein "Erbsenzähler" an der Unternehmensspitze in der Regel eine Fehlbesetzung; in der Buchhaltung sind solche Typen jedoch durchaus gefragt. Und ein Chef muss auch mal auf den Putz hauen und seinen Leuten sagen, wo es lang geht. Anders ist dies bei einem Buchhalter. Er ist in erster Linie ein interner Dienstleister. Also sollte er "sozial-verträglich" sein.

Dass die verschiedenen Funktionen in einer Organisation neben unterschiedlichen Fähigkeiten, auch verschiedene Persönlichkeitstypen erfordern, das machen sich Führungskräfte oft nicht ausreichend bewusst. Entsprechend häufig tappen sie beim Auswählen und (Be-)Fördern von Mitarbeitern in die Sympathiefalle, indem sie unbewusst Personen bevorzugen, mit denen sie auch privat gerne verkehren würden.

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