Fehlschlag Anti-Spam-Gesetz

26.08.2004
In deutschen Unternehmen entsteht jährlich ein Schaden von etwa 300 Millionen Euro durch unerwünschte Werbemails, die die Mitarbeiter blockieren. Das im April verabschiedeteAnti-Spam-Gesetz blieb bislang folgenlos. Von ComputerPartner-Redakteurin Marzena Fiok

Das von der Bundesregierung Anfang April verabschiedete Gesetz zum Verbot von Spam-Mails in Deutschland droht fehlzuschlagen. Der Grund: Spam-Versender müssen in Deutschland noch immer keine strafrechtlichen Konsequenzen befürchten. Unabhängig davon werden sie in Asien oder Amerika von europäischem Recht nicht berührt. Dabei entstehen in deutschen Unternehmen rund 300 Millionen Euro Schaden jährlich durch unerwünschte Werbe-E-Mails, so eine Schätzung von Mummert Consulting. Etwa jede vierte E-Mail in den elektronischen Postkästen der Betriebe ist heute so genannter Spam. Bis 2005 werden es zwei von fünf sein. Den Unternehmen geht die Arbeitszeit der Mitarbeiter verloren, die in der Mailbox ständig wichtige Nachrichten von Werbemails trennen müssen.

Deutsche Unternehmen mit mehr als 500 E-Mail-Accounts erhalten derzeit im Durchschnitt mehr als 400.000 Spam-Mails pro Jahr. Der finanzielle Schaden: rund 60.000 Euro. Hauptkostenfaktor ist dabei der Arbeitsaufwand der Mitarbeiter. Geht eine unerwünschte Mail ein, benötigt ein Mitarbeiter rund zehn Sekunden, um sie aufzufinden, auszusortieren und anschließend die unterbrochene Arbeit wiederaufzunehmen. Nicht nur die so verlorene Arbeitszeit kostet Geld. Jede nicht gelöschte E-Mail beansprucht zusätzlichen Speicherplatz und verursacht somit zusätzliche Investitionen in Speichermedien.

In den USA ist das Spam-Problem noch größer als in Deutschland. Ein US-Internetnutzer erhält rund dreimal mehr Spam-Mails als ein deutscher. Die Regierung hat reagiert: In den USA drohen den Versendern von Spam-Mails seit dem 1. Januar 2004 bis zu fünf Jahre Freiheitsentzug und bis zu sechs Millionen US-Dollar Geldstrafe. Deutschland hingegen bleibt ein Spammer-Paradies. Das neue Gesetz der Bundesregierung verbietet zwar E-Mail-Werbung, wenn der Empfänger zuvor nicht zugestimmt hat. Strafrechtliche Konsequenzen sind darin aber nicht vorgesehen. Außerdem: Spam-Versender aus Asien und Amerika lassen sich kaum von deutschen Gesetzen beeindrucken. Und der Großteil des E-Mülls stammt aus dem nichteuropäischen Ausland.

Solange keine klare gesetzliche Regelung existiert, stehen die E-Mail-Dienstleister in der Verantwortung. Das Problem: Obwohl wirkungsvolle Spam-Filter bereits auf dem Markt sind, zeigt sich ein großer Teil der Anwender damit überfordert, sie auch einzusetzen. So rühmen sich Anbieter wie beispielsweise AOL, im vergangenen Jahr 500 Milliarden Spam-Mails durch Filter blockiert zu haben. 53 Prozent der deutschen Internetnutzer wissen jedoch nicht, wie ein solcher Filter zu bedienen ist.

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