Feste Zinsen sind ihr Geld wert

05.04.2001
Der achte Teil unserer Serie "Private Altersvorsorge" beschäftigt sich mit einer Anlageart, die meist dann besonderen Zulauf genießt, wenn die Aktien schwächeln: den Rentenwerten.

Mit festverzinslichen Wertpapieren kann man ruhig schlafen", lautet eine alte Banker-Weisheit. Gegenwärtig kann man sich über Rentenwerte aber auch im wachen Zustand freuen. "Anleihen schlagen Aktien" ist eine aktuelle Headline. Aber die Anleger müssen aufpassen: Auch unter den Festverzinslichen tauchen immer mehr Angebote auf, bei denen sich die Aussicht auf hohe Zinsen mit einem ebenso hohen Risiko trifft.

Das Angebot auf dem Rentenmarkt ist vielfältig. Da gibt es die staatlichen und die Unternehmens-Anleihen, Bundesschatzbriefe und Pfandbriefe, Wandelanleihen und Hochzinsanleihen, Anleihen mit variablem Zinssatz und Nullkupon-Anleihen, nationale und internationale Papiere. Alle haben ihre Eigenheiten, die der für das Alter vorsorgende Kapitalanleger in dem Dreieck Sicherheit - Rendite - Liquidität genau abwägen muss.

Gutes Geld verdienen mit Anleihen und Pfandbriefen

Renditesieger an der Börse waren jedenfalls im vergangenen Jahr die Rentenwerte. Während alle wichtigen Aktienindizes Verluste aufwiesen, ließ sich mit Anleihen und Pfandbriefen ein schönes Geld verdienen. Besonders gut schnitt im Jahr 2000 der Anleger ab, der in Euro rechnete und in zehnjährige amerikanische Staatsanleihen investiert hatte. Er kam auf einen Wertzuwachs von mehr als 30 Prozent. Aber auch die Käufer britischer oder japanischer Rentenwerte konnten zweistellige Renditen verbuchen. Im Euroland kamen immer noch erfreuliche sechs Prozent Wertzuwachs heraus. Wenn sich die Situation am Aktienmarkt im weiteren Verlauf dieses Jahres nicht drastisch ändert, könnten die Rentenwerte wieder zu den Gewinnern gehören. Die meisten Käufer von Anleihen und Pfandbriefen interessiert jedoch dieser Vergleich nur wenig: Sie wollen neben einer angemessenen Rendite vor allem ein hohes Maß an Sicherheit. Ferner schätzen sie die Möglichkeit, Teile ihres Wertpapierdepots oder den ganzen Besitz schnell wieder in Bargeld umwandeln zu können, ohne dabei erhebliche Einbußen zu erleiden. Diese Vorzüge der Festverzinslichen haben dazu geführt, dass von den Papieren im Wert von rund 800 Milliarden Euro, die nach Feststellungen der Deutschen Bundesbank in Wertpapierdepots der privaten Haushalte ruhen, mehr als 20 Prozent auf Schuldverschreibungen aller Art entfallen.

Den Pfandbrief hat schon Friedrich der Große erfunden

Den Pfandbrief, beliebt bei den Vorvätern und auch heute als gutes Instrument für die finanzielle Vorsorge geschätzt, hat Friedrich der Große im Jahre 1871 erfunden. Das Papier stellt einen verbrieften Anspruch auf Grundbesitz und Immobilieneigentum dar. Es darf nur von Hypothekenbanken und öffentlich-rechtlichen Grundanstalten ausgegeben werden. Mit dem bei den Anlegern eingesammelten Geld werden Hypotheken an Bauherren und Kommunen finanziert.

Bei diesen Rentenwerten ist durch das Pfandbriefgesetz aus dem Jahre 1900 ein starker Schutz für die Gläubiger verankert. So ist beispielsweise vorgeschrieben, dass der gesamte Pfandbrief-Umlauf jederzeit durch Hypotheken- und Kommunalkredite in gleicher Höhe und mit mindestens dem gleichen Zinsertrag gedeckt sein muss. Außerdem haften die Banken, die Pfandbriefe emittieren, mit ihrem ganzen Vermögen für deren Sicherheit. Das hat dazu geführt, dass in den vergangenen 100 Jahren noch kein einziger Pfandbrief "ausgefallen" ist.

Jumbo-Pfandbriefe haben einen eigenen Index

Den aktuellen Wert seines Pfandbriefes kann der Anleger täglich am Börsenindex "Pex" ablesen. Für die neue Kategorie der so genannten Jumbo-Pfandbriefe mit einem Emissionsvolumen von mehr als einer Milliarde Mark gibt es zusätzlich den Index "Jex". Gehandelt werden die Papiere an der Börse, und zwar vorwiegend im Telefonverkehr zwischen Banken. Pfandbriefe, die auf der elektronischen Plattform Eurocredit MTS gehandelt werden, sind besonders liquide. Sie müssen ein Volumen von mindestens drei Milliarden Euro aufweisen. Gegenwärtig sind bei Eurocredit 19 deutsche Pfandbriefe erfasst, bei denen der Anleger seine Papiere auch vor Ende der Laufzeit zu vernünftigen Kursen veräußern kann. Es sind Emissionen aus den Häusern Allgemeine Hypothekenbank, DG-Hypothekenbank, Deutsche Pfandbriefbank (Depfa), Deutsche Hypothekenbank, Europäische Hypothekenbank, Hypothekenbank in Essen, Rheinische Hypothekenbank und Westfälische Hypothekenbank. Das sind auch generell die größten Emittenten am deutschen Rentenmarkt.

Einen hohen Kreditbedarf hat auch stets die öffentliche Hand. Die Wertpapiere des Staates und seiner Institutionen sind zumindest genauso sicher wie die Pfandbriefe. Der Staat geht nicht Pleite. Wenn die Verschuldung zu groß wird und die Zahlungsunfähigkeit droht, werden einfach die Steuern erhöht. Das ist ein bewährtes Konzept. Deswegen kann der Anleger ruhig auf Anleihen des Bundes und der Bundesländer, auf Bundesobligationen, Schatzanweisungen und Bundesschatzbriefe oder Anleihen der Staatsbanken Kreditanstalt für Wiederaufbau und Deutsche Ausgleichsbank setzen. Im Umlauf sind auch Anleihen der Post, der Bahn und der Treuhandanstalt.

Bei Städteanleihen von Leipzig, Dresden oder Weimar ist schon etwas mehr Vorsicht geboten. Aber allein der Bund bietet den Anlegern schon genug Material an. Trotz des Sparkurses von Bundesfinanzminister Eichel ist der Kapitalhunger noch groß: Zur Finanzierung des Bundeshaushaltes und der Sondervermögen des Bundes sollen im laufenden Jahr Wertpapiere im Volumen von rund 138 Milliarden Euro begeben werden.

Die Umlaufrendite der zehnjährigen Bundesanleihe ist allerdings mit rund 4,7 Prozent nur bescheiden. Wer das gleiche Papier als Neuemission erwirbt, kommt dagegen auf mehr als fünf Prozent. Die öffentlichen Anleihen sind noch liquider als die Pfandbriefe: Sie werden nicht nur im Telefonverkehr gehandelt, sondern stellen den Löwenanteil der täglichen Umsätze am Rentenmarkt der Börse.

Neben diesen Anleihen gibt es Bundesobligationen. Sie laufen über fünf Jahre und werden gleichfalls an der Börse notiert. Bundesschatzanweisungen haben noch kürzere Laufzeiten.

Bundesschätze: rentabel, liquide und gebührenfrei

Besonders beliebt bei den Bundesbürgern sind die Bundesschatzbriefe. Sie werden nicht nur als Rücklage für besondere Anschaffungen oder Reisen gekauft, sondern auch zur finanziellen Sicherheit im eigenen Alter und zur Vorsorge für die Familie erworben. Neben ganz guten Renditen werden bei diesen Papieren die hohe Liquidität und die Gebührenfreiheit geschätzt. Die "Schätze" können schon nach einem Jahr Laufzeit pro Monat bis zu 10.000 Mark ohne Strafzinsen und Einbußen zu Bargeld gemacht werden. Das heißt natürlich: Nur wer beim Typ A mit jährlicher Zinsausschüttung die volle Laufzeit von sechs Jahren durchhält, bekommt auch die garantierte Durchschnittsrendite. Das gilt ebenfalls für Typ B mit sieben Jahren Laufzeit und Ansammlung der Zinsen.

Zudem ist der spesenfreie Kauf der Bundesschatzbriefe bei Banken, Sparkassen und der Bundesschuldenverwaltung in Bad Homburg möglich. Letztere verwahrt auch auf Antrag die Schatzbriefe kostenlos. Sie werden in das Bundesschuldbuch eingetragen. Demnächst werden auch Kauf und Verkauf dieser Papiere per Internet möglich sein.

Dass sowohl die Schatzbriefe als auch fast alle anderen festverzinslichen Wertpapiere nur noch virtuelle "Wertrechte" sind und keine echten, gedruckten Wertpapiere, hat die Anziehungskraft auf die Käufer nicht mindern können. Wer unbedingt noch die echten Stücke im heimischen Tresor oder anderswo verwahren will, muss sich bei den Kreditinstituten danach erkundigen, wann und wo es noch die Wertpapiere gibt, die man sehen, anfassen und mit nach Hause nehmen kann.

Bei Unternehmensanleihen ist mehr Vorsicht geboten

Ein wachsendes Segment in Deutschland und Europa sind auch die Unternehmensanleihen. Hier empfehlen aber die meisten Finanzanalysten Vorsicht. Es sollte streng nach Industriebereichen und Rating-Stufen differenziert werden. So raten die Experten zum Beispiel davon ab, Anleihen aus dem Telecom-Bereich zu kaufen, wo wegen der hohen Aufwendungen für die UMTS-Lizenzen der Kapitalbedarf hoch ist. Wegen der anhaltenden Schwäche am Aktien- markt sollten auch nur Bonds von solchen Unternehmen gekauft werden, die zumindest über ein Rating von "AA" bis "A" verfügen.

Anleihen haben normalerweise einen festen Zinssatz. Sie verlieren stark von ihrem Charakter als Festverzinsliche, wenn es sich um Papiere mit variablen Zinssätzen handelt. Die gibt es in reichem Maße von Unternehmen und Ländern. Variabel heißt, dass sich die Zinssätze innerhalb bestimmter Zeiträume nach festgelegten Regeln nach oben oder unten ändern können. Bei deutschen Anleihen werden als Maßstäbe meist die Zinssätze für Geldmarktgeschäfte in Frankfurt und London - die Indizes Fibor und Libor - verwendet.

Nullkuponanleihen sind vor allem für solche Käufer von Interesse, die absehen können, dass das Ende der Laufzeit dieser Papiere in ihren Ruhestand mit niedriger Steuerbelastung fällt. So können sie nicht nur die Steuerlast aufschieben, sondern auch mindern. Die Ausgabe dieser auch Zerobonds genannten Anleihen erfolgt mit einem kräftigen Abschlag auf den Ausgabepreis. Weil die gesammelten Zinsen erst bei Fälligkeit anfallen, kos- ten diese nur Bruchteile des Nennwertes. Wenn das Zinsniveau am Kapitalmarkt zum Beispiel bei sechs Prozent läge, wären für eine Nullkuponanleihe mit zehn Jahren Laufzeit nur 55,84 Prozent des Ausgabekurses zu entrichten. Bei Fälligkeit - bei der der Eigner dieses Papiers hoffentlich schon im Ruhestand ist - wären dann auf einen Schlag die anderen 44,16 Prozent, die aus den aufgelaufenen Zinsen stammen, zu versteuern.

Bei Wandelanleihen und Hochzinsanleihen wächst das Risiko auch am Rentenmarkt erheblich. Wandelanleihen - auch Convertible Bonds genannt - sind nicht festverzinslich, aber auch kein Dividendenpapier. Sie sind für eher am Aktienmarkt orientierte Anleger interessant, die nicht wissen, ob sie an fallende oder steigende Kurse glauben sollen. Diese Anleihen sind einerseits Unternehmensanleihen mit festem Zinssatz und einer bestimmten Laufzeit. Andererseits sind sie aber auch Kauf- optionen auf Aktien. Deshalb steigen die Kurse dieser Papiere, die nicht Fisch und nicht Fleisch sind, mit dem Kurs der zugehörigen Aktie. Fällt aber der Aktienkurs, ist ein Sicherheitsnetz eingebaut. Das lassen sich die ausgebenden Häuser mit einer niedrigen Nominalverzinsung bezahlen.

Bei Hochzinsanleihen - auch High-Yield-Bonds genannt - wird es am an sich so sicheren Rentenmarkt noch riskanter. Das sind nämlich Unternehmen mit einem niedrigen Rating, die als spekulativ eingestuft werden, dafür aber bei ihren Anleihen versuchen, das Bonitätsrisiko mit hohen Zinsversprechen auszugleichen.

Ähnliche Gefahren gibt es beim Kauf ausländischer Anleihen. Hier muss den gelegentlich hohen Renditen das nicht zu unterschätzende Währungsrisiko gegenübergestellt werden. (pw)

Facts & Figures

Steuern auf Rentenwerte

Bei Anleihen und Pfandbriefen müssen die Zinsgewinne versteuert werden, während die Kursgewinne nach mindestens einem Jahr steuerfrei sind. Wenn die Papiere mit einem Kurs-abschlag (Disagio) ausgegeben werden, darf dieser je nach Laufzeit nur in einer bestimmten Höhe gewährt werden, damit der spätere Kursgewinn von der Steuer verschont bleibt. Es gelten diese Regeln:

Laufzeit in Jahren / Zulässiges maximales Disagio

unter 2 / 1 Prozent

2 bis 4 / 2 Prozent

4 bis 6 / 3 Prozent

6 bis 8 / 4 Prozent

8 bis 10 / 5 Prozent

ab 10 / 6 Prozent

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