Festgekrallt: USB-Kamera am Notebook-Display

27.09.2001
USB-Kameras genießen den zweifelhaften Ruf, schlechte Bildqualität mit wackliger Software und kompliziertem Handling zu kombinieren. Mit der "CMR-PC1" will Sony Notebook-Anwendern beweisen, dass es auch anders geht. Ob das Gerät Spielzeug oder Werkzeug ist, hat ComputerPartner näher untersucht.

Stabil und ansprechend gestaltet, passt die Verpackung der USB-Kamera CMR-PC1 in der Größe eines Buches in jedes Regal. Den Anwendungszweck kann der Selbstbedienungskäufer in englischer, französischer und deutscher Sprache erfassen. Transportsicher verpackt, finden sich im Innern die 45 Gramm leichte Kamera mit mindestens noch mal so schwerem USB-Kabel, ein Filzsäckchen für den sicheren Outdoor-Transport, ein hochwertiges Mono-Ansteckmikrofon, ein kaum brauchbares Klebestativ zur Befestigung am Monitor, eine Bedienungsanleitung in fünf Sprachen und die Software auf CD. Die im Handbuch erwähnte Kurzanleitung und die Garantiekarte fehlten.

Komplette Ausstattung - gute Qualität

Das Studium der 22 deutschen Handbuchseiten lohnt sich, denn trotz USB klappt Plug & Play hier nicht. Zuerst muss die Software installiert werden. Entgegen der Beschreibung startet die CD selbst, sie enthielt aber nicht das genannte Installationsverzeichnis. Voraussetzung für den Betrieb ist laut Schachtel und Handbuch Windows 98 oder 98 SE, mindestens ein Pentium-200-MMX-Prozessor, 64 MB RAM und 210 MB freie Kapazität auf der Festplatte. Sony propagiert auch Windows ME und 2000, was das Handbuch auf Seite 6 jedoch vehement bestreitet.

Da es Sony besser wissen muss, wurde unter dem für Notebooks vorteilhafteren Windows 2000 getestet. Per Setup und Auswahlmenü werden nacheinander die Kamera-Treiber und die gewünschte Software installiert. Erst jetzt darf die Kamera angeschlossen werden. Der Versuch über einen Tastatur-Hub und einen passiven externen Verteiler schlug fehl, die Sony-Kamera fühlt sich nur direkt am USB-Port des PCs wohl. Der Hardware-Assistent findet dann sofort die richtigen Treiber und vervollständigt die Systemeinrichtung. Die beigefügte Software reicht über Microsofts Netmeeting, der Bildbearbeitung Photoimpression und der Videobearbeitung Videoimpression von Arcsoft bis zu einem Bildschirmschoner, der aufgrund biometrischer Fähigkeiten die Gesichtszüge seiner User erkennen kann.

Die Webcam lässt sich am Rahmen des Notebook-Displays leicht anbringen. Mit einem Federbügel und Weichkunststoffeinlagen geschieht dies schonend. Das mit zwei Gruppen und zwei Linsen ausgestattete Objektiv ist vertikal um 210 Grad drehbar und kann somit in jeder Displaystellung ein gerades Bild liefern. Die Schärfe wird durch Ein- oder Ausdrehen des 2,8-Millimeter-Objektivs - entspricht 40 Millimeter Brennweite bei einer Kleinbildkamera - geregelt. Knappe 70 Zentimeter misst das Kabel, was bei "Untertischgeräten", wie den beliebten Midi- oder Big-Tower-Gehäusen, nur für Fußaufnahmen gut ist. Für Notebooks und Desktop-PC ist die Länge ausreichend.

Software mit Licht und Schatten

Sonys Aufzeichnungs- und Konfigurationssoftware erlaubt neben umfangreichen Optionen auch einen automatischen Modus. Mit der Voreinstellung gelingen bereits Aufnahmen in überraschend guter Qualität. Gegenlichtschalter und Weißwert-Einstellung sind ebenso vorhanden wie Schieberegler für Helligkeit, Farbton, Kontrast, Sättigung und Bildschärfe. Veränderungen werden im Vorschaufenster direkt angezeigt.

Ein Druck auf den Kameraknopf öffnet das Schnappschuss-Fenster. Das darin enthaltene Standbild kann nun im Bitmap-Format abgespeichert werden. Mit der Bildbearbeitungssoftware Photoimpression können die maximal 640 x 480 Pixel großen Aufnahmen weiter bearbeitet werden. Das bedienungsfreundliche Programm besitzt eine Vielfalt von Filterfunktionen, Licht- Effekt-Manipulationen und Rahmen, um beispielsweise E-Mails aufzupeppen oder Postkarten zu erstellen. Dass hier ein Handbuch nur elektronisch als Hilfedatei verfügbar ist, kann verschmerzt werden.

Ganz anders bei der Schnittsoftware Videoimpression. Zwar ist die Bedienung ähnlich gut aufgebaut, und es sind jede Menge Überblendfilter mit dabei, doch die Erstellung eines Videos mit der CMR-PC1 ist etwas für experimentierfreudige Naturen. Mit Netmeeting waren Videokonferenzen oder Bildtelefonie via DSL ein Vergnügen. Auch hier brillierte die Optik der kleinen Sony-Kamera.

Ein Bildschirmschoner mit zuvor gespeicherten Gesichtsinformationen des Users vergleicht diese auf Wunsch mit den aktuellen Bildern der Kamera. Wer weiter arbeiten will, wird aufgefordert, in die Kamera zu sehen, und die Software entscheidet dann, ob er es darf. Der Notfalldruck auf die ESC-Taste fordert zur Passworteingabe auf. Beim Test funktionierte dieses Feature recht gut. Allerdings eben nur bei aktivem Bildschirmschoner.

<b>Kurzgefasst</b>

Die USB-Notebook-Kamera CMR-PC1 von Sony liefert hervorragende Standbilder in hoher und flüssige Videosequenzen in geringerer Auflösung. Leicht, klein und unkompliziert stellt der Winzling keine Last dar, die beigelegte Software ist für den originären Einsatzzweck gut geeignet. Das schnell gestrickte Handbuch und die eigenwillige Installation werten das empfehlenswerte Produkt unnötig ab. Der Preis ist für das Gebotene angemessen, Sonys Händlerservice leider nicht. Daher gibt es von ComputerPartner nur die Note Gut. (kew)

Anbieter:

Sony Computer Peripherals & Components Europe

The Heights, Brooklands

Weybridge

Surrey KT13 0XW

Großbritannien

www.sony-cp.com

Preis:

289 Mark

(empfohlener Verkaufspreis)

Wertung:

Gerät/Software: 1-2

Handbuch: 3

Lieferumfang: 1

Ease-of-Use: 2

Händler-Support: 4

CP-Tipp: 2

Bewertung nach Schulnoten

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