Festplattenhersteller will seine Retail-Aktivitäten intensivieren

03.04.1999

MÜNCHEN: Forsch in der Selbstdarstellung, aber zugeknöpft, wenn es um konkrete Produktaussagen geht, zeigte sich der Festplattenhersteller Maxtor anläßlich der Präsentation seiner Geschäftsergebnisse. Soviel war zu erfahren: Man möchte mehr für das Image tun. Nachdem in der Vergangenheit der überwiegende Teil der Geschäfte im OEM-Bereich getätigt wurde, sollen jetzt die Retail-Aktivitäten intensiviert werden.Resümiert man den Verlauf des Festplattenmarktes 1998, gehört Maxtor sicher zu den wenigen Gewinnern der Branche. Nach Problemen Anfang der 90er Jahre befindet sich das Unternehmen wieder auf der Erfolgsspur. Mit technologisch wie qualitativ hochwertigen Produkten gelang es Maxtor, insbesondere im Desktop-Bereich, Marktanteile von den drei großen Anbietern Seagate, Quantum und Western Digital zu erobern und die eigene Position auszubauen.

Ein Erfolg, der sich im Unternehmensergebnis widerspiegelt. Mußte Maxtor 1997 bei einem Gesamtumsatz von 1,4 Milliarden Dollar noch einen Verlust von 130 Millionen Dollar ausweisen, schaffte das Unternehmen 1998 den Turnaround. Mit einem kräftigen Anstieg des Gesamtumsatzes auf 2,4 Milliarden. Dollar wurden 31 Millionen Dollar Gewinn erwirtschaftet. 5,3 Millionen Laufwerke wurden nach eigenen Angaben allein im vierten Quartal 1998 verkauft.

Weiterhin ungebremstes Speicherwachstum

Die durchschnittliche Festplattenkapazität wird von 3 bis 5 GB im Jahr 1998 auf 20 bis 40 GB im Jahr 2001 ansteigen. Das ist zumindest die Erwartung der Maxtor-Strategen. Unterstützt werden sie in ihrer Annahme von den IDC-Marktforschern. Diese prognostizieren auch für die kommenden Jahre eine kontinuierliche technische Weiterent-wicklungen im Plattenbereich. Um 60 Prozent pro Jahr wird nach ihren Vorhersagen die Speicherdichte wachsen.

Der Weg zu größeren Marktanteilen führt über einen technologischen Entwicklungsvorsprung, lautet daher konsequenterweise die Maxime der Maxtor-Verantwortlichen. Das Unternehmen versteht sich als Technologieschmiede. "Wir haben Laufwerke mit 2,1 GB pro Scheibe in Stückzahlen bereits zwei Monate vor unseren Mitbewerbern ausgeliefert. Wir waren bei 4,3 GB pro Scheibe ebenfalls die Ersten und sind auf dem besten Weg, diesen Vorsprung zu halten, vielleicht sogar auszubauen", gibt sich Didier Trassaert, Vice President European Sales, selbstbewußt. Was das bezüglich künftiger Maxtor-Podukte bedeutet, mochte er allerdings nicht konkretisieren. Zumindest soviel ließ er sich entlocken: Die realisierbare Speicherdichte bei Festplatten wird in Kürze auf mehr als

6 GB pro Scheibe ansteigen.

Neben Leistungsfähigkeit und Qualität gewinnt laut Trassaert ein weiterer Faktor mehr und mehr an Bedeutung: Er führt den Erfolg von Maxtor unter anderem auf die "Time-to-volume"-Performance seines Unternehmens zurück. "Es reicht heute nicht mehr aus, möglichst schnell neue, leistungsfähigere Festplattengenerationen zu entwickeln. Will man im OEM-Bereich Erfolge verzeichnen, muß man auch in der Lage sein, die neuen Modelle kurzfristig in großen Stückzahlen zu produzieren."

Durchschnittspreis bleibt konstant

Wenig Bewegung erwartet Trassaert bei den Preisen. Kontinuierlich mehr Kapazität auf einem weitgehend gleichbleibenden Preisniveau lautet seine Prognose. Der durchschnittliche Abgabepreis werde sich im OEM-Bereich bei 100 Dollar, im Distributionsbereich bei 130 Dollar einpendeln. Daß der Druck auf den Festplattenpreis aufgrund sinkender PC-Preise weiter zunimmt und nach Erwartungen der IDC-Marktforscher bei Platten für Consumer-PCs auf 75 Dollar abrutschen könnte, glaubt er nicht. Die Tatsache, daß sich Mitkonkurrenten mehr oder minder intensiv mit der Entwicklung von kapazitäts- und leistungsreduzierten "Light"-Festplatten für den Massenmarkt beschäftigen, ändert seine Einschätzung nicht. "Aktuell ist niemand in der Lage, Produkte auf diesem Preisniveau zu produzieren. Falls das jemand anstrebt, halte ich das eher für ein Eingeständnis mangelnder technischer Expertise", zeigt sich Trassaert kämpferisch.

Nicht zuletzt diese vermeintliche Schwäche der Mitbewerber möchte Maxtor nutzen und seine Aktivitäten auch im Retailkanal ausbauen. Zählten bisher Karstadt, Kaufhof und Saturn zu den Kunden, sollen nach Aussage von Sven Rathjen, Maxtors zuständigem Distribution-Sales-Manager, bis zur Cebit Verträge mit drei bis fünf weiteren Retailern geschlossen werden. Ziel sei, den Bekanntheitsgrad des Unternehmens zu steigern.

Hält Hyundai Infor zurück?

Ob die von Maxtor bislang praktizierte Informationspolitik beim Aufbau eines positiven Markenimages hilfreich ist, darf zumindest angezweifelt werden. Neben einer forschen Selbstdarstellung waren informative Aussagen bisher absolute Mangelware. "Da wir börsennotiert sind, können wir uns nicht äußern," lautete in der Vergangenheit die Standardfloskel. auf alle Anfragen, die über die Bitte um Zusendung eines Datenblatts hinausgingen. Da gleichfalls börsennotierte Mitbewerber deutlich kommunikativer agieren, vermuten Insider die Ursache für den restriktiven Informationsfluß im Selbstverständnis des koreanischen Mutterkonzern Hyundai, der Maxtor 1996 zu 100 Prozent übernommen hat. Es bleibt abzuwarten, ob die Verantwortlichen einsehen, daß das Horten von Informationen im hochgradig labilen Festplattenmarkt nicht unbedingt dazu beiträgt, bei Händlern und Kunden Sympathiepunkte zu sammeln. (sd)

Die vier Laufwerke umfassende Modellreihe "Diamondmax 4320" bietet mit 4,3 GB pro Scheibe die derzeit höchste Datendichte.

Didier Trassaert, Vice President of European Sales, möchte den guten Ruf, den Maxtor in den 80er Jahren genoß, wieder neu aufpolieren.

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