Hohe Verluste

Finanzfirma nach Softwarepanne am Ende

03.08.2012
In nur einer Dreiviertelstunde könnte die New Yorker Finanzfirma Knight Capital alles verspielt haben: Fehler in einer neuen Handelssoftware wirbelten den Markt durcheinander und brockten dem Unternehmen einen bedrohlich hohen Verlust ein.

In nur einer Dreiviertelstunde könnte die New Yorker Finanzfirma Knight Capital alles verspielt haben: Fehler in einer neuen Handelssoftware wirbelten den Markt durcheinander und brockten dem Unternehmen einen bedrohlich hohen Verlust ein.

Wenn die Software verrückt spielt, kann man unter Umständen viel Geld verlieren.
Wenn die Software verrückt spielt, kann man unter Umständen viel Geld verlieren.
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440 Millionen Dollar Verlust in 45 Minuten: Die Wall-Street-Firma Knight Capital hat vorgemacht, wie man in Rekordzeit die eigene Existenz aufs Spiel setzt. Nach der folgenschweren Panne mit einer neuen Handelssoftware sucht der Börsen-Dienstleister laut US-Medienberichten unter Hochdruck nach Investoren oder Kaufinteressenten. Ein Deal müsse binnen weniger Tage stehen, meldete die Finanznachrichtenagentur Bloomberg.

Die Katastrophe hatte am Mittwoch, den 1. August 2012, ihren Lauf genommen. Die neue Software überflutete den Markt zum Start mit fehlerhaften Handelsaufträgen. Mehr als 140 Aktien waren betroffen, die Kurse schlugen aus, der Handel mit diversen Papieren musste zeitweise ausgesetzt werden. Das meiste Durcheinander spielte sich von 9.30 bis 10.15 New Yorker Zeit ab, bis Techniker der Firma die Software stoppen konnten. Besonders verheerend war der Fehler für Knight Capital selbst: Die Firma blieb nach dem Order-Feuerwerk auf vielen zu teuer gekauften Aktien sitzen, die Verluste addierten sich auf 440 Millionen Dollar.

Die Investoren ließen Knight daraufhin fallen: Die Aktie verlor in zwei Tagen 75 Prozent ihres Werts, der Börsenwert schrumpfte auf gut 250 Millionen Dollar. Dabei galt die 17 Jahre alte Firma als ein Stützpfeiler des Marktes mit einem täglichen Handelsvolumen von 20 Milliarden Dollar, wie das "Wall Street Journal" betonte. Knight-Chef Thomas Joyce hatte sich der Zeitung zufolge am Dienstag, den 31. Juli 2012, am Knie operieren lassen, seit Mittwoch, den 1. August 2012, versuchte er stundenlang, Kunden zu beruhigen, und schlief die Nacht auf der Couch in seinem Büro. Die Aufsichtsbehörde Finra habe mittlerweile erste Untersuchungen zu dem Fall aufgenommen.

Knight habe inzwischen die Bücher für mehrere potenzielle Käufer geöffnet, darunter Finanzinvestoren und mindestens einen Konkurrenten aus der Branche, berichtete Bloomberg. Es gehe um einen Einstieg oder eine Übernahme. Unter anderem die Investmentbank Goldman Sachs helfe bei der Suche nach einem Investor, hieß es. Angesichts möglichen Ärgers mit den Aufsichtsbehörden sei unsicher, ob eine große Bank ein ernsthaftes Gebot wage, berichtete der Sender CNBC unter Berufung auf seine Quellen. Inzwischen sei auch das Handelsvolumen drastisch gefallen, weil sich viele Partner verabschiedet hätten. (dpa/rw)

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