Fiorina macht sich Sorgen um Deutschland

06.02.2003

HP-Chefin Carly Fiorina, rechnet auf Dauer mit einem abgeschwächten Wachstum in der IT-Branche. "Wir werden niemals mehr zu den Wachstumsraten von 20, 30 oder 40 Prozent zurückkehren", sagte Fiorina in einem dpa-Gespräch. "Die IT-Branche hat ein Reifestadium erreicht, das von den Unternehmen Größe und Breite erfordert. Der Preisdruck ist unerbittlich. Es wird andauernde Kämpfe zwischen immer weniger und immer fähigeren Mitspielern geben."

Die gesamte Branche werde bei einer normalen Konjunkturentwicklung künftig nur noch etwa doppelt so stark wie das Bruttosozialprodukt zulegen, glaubt Fiorina. Für HP strebe sie langfristig Umsatzzuwächse von sieben bis neun Prozent pro Jahr an. "Aber ich bezweifle sehr, dass es in diesem Jahr dazu kommen wird" so die Managerin skeptisch. Fiorina betonte, die Aufstellung und die Kostenstrukturen des Unternehmens müssten stets so angepasst werden, dass HP seine Zukunftsinvestitionen in Forschung und Entwicklung von rund vier Milliarden Dollar pro Jahr aufrechterhalten könne.

Als wichtigsten Trend der Informationstechnologie in den kommenden Jahren sieht Fiorina die Digi-talisierung von Abläufen im Pri- vat- und Geschäftsleben. Ein Beispiel sei die Ablösung der klassischen Fotografie durch Digitalkameras, die schneller, flexibler und inzwischen auch besser in der Qualität seien.

Die Kunden seien allerdings nicht mehr an dem neuesten technischen Produkt um seiner selbst willen interessiert, sondern ihrer Einschätzung nach vielmehr an langfristigen Einsparungen durch den Einsatz von Informationstechnologie. Einen großen Bedarf sieht Fiorina dabei im öffentlichen Bereich, beispielsweise in Verwaltungen: "Dort geht es um Sicherheit, mehr Service und mehr Transparenz für die Bürger zu geringeren Kosten. Das funktioniert nur mit IT."

Mit Sorge blickt Fiorina auf die schwache wirtschaftliche Dynamik in Deutschland. "Die deutsche Wirtschaft ist ein zu starker Motor, um im Leerlauf stecken zu bleiben", sagte die HP-Chefin. "Für uns besteht derzeit die größte Chance darin, den Marktanteil in Deutschland zu steigern - in einem stagnierenden Markt für Informationstechnologie." Für neue Investitionen sei das Land "weniger und weniger wettbewerbsfähig". Notwendig seien deshalb Reformen auf politischer Ebene, so die HP-Chefin. (mf)

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