In deutschen Unternehmen besteht noch viel Nachholbedarf bei der Automatisierung von Geschäftsprozessen. Obwohl es eine große Auswahl an standardisierten Softwarelösungen für Arbeitsbereiche wie Lohn- und Gehaltsabrechung, Kundenverwaltung und Logistik gibt, scheuen die meisten Firmen noch immer vor deren Einsatz im eigenen Unternehmen zurück.
Dies ist das Ergebnis einer Studie von Mercury Interactive, die in Deutschland, Großbritannien und Frankreich durchgeführt wurde und bei der der Grad der Automatisierung von Geschäftsabläufen und der Einrichtung von IT-Infrastrukturen in Firmen gemessen wurde. Ergebnis: Deutschland steht im Vergleich gut da, ist aber noch ein gutes Stück vom erforderlichen Status quo entfernt.
Befragt wurden die IT-Verantwortlichen in mehr als 300 Unternehmen mit einem Jahresumsatz zwischen 107 und 381 Millionen Euro. Obwohl Deutschland im Vergleich zu Frankreich und Großbritannien im Hinblick auf den Grad der Automatisierung gut abgeschnitten hat, zeigten sich in wichtigen Bereichen noch große Lücken: Höchstens ein Viertel der standardisierbaren Geschäftsprozesse wurde automatisiert. So setzen nur 26 Prozent der deutschen Firmen eine standardisierte Abrechnung von Lohn und Gehalt ein. Bei der monatlichen Finanzberichterstattung sind es 24 Prozent. Sowohl der Kundenkontakt als auch das Beschaffungswesen werden in rund 80 Prozent der Unternehmen manuell bearbeitet.
Des Weiteren gaben rund 21 Prozent der Befragten an, dass in ihrem Unternehmen die Lösung von Endanwender-Problemen automatisch erfolgt. Bei der Erprobung von Software sowohl vor wie auch nach der Einführung neuer Lösungen liegt die Rate ebenfalls nur bei 21 Prozent. Bei der IT-Ressourcenplanung beträgt der Wert nach Angaben der Befragten 19 Prozent, im Bereich IT-Governance lediglich elf Prozent.
Insgesamt ergab die Mercury-Studie, dass in den drei Ländern knapp ein Fünftel der Firmen überhaupt keinen der genannten Geschäftsprozesse automatisiert hat.
Meinung der Redakteurin
Die Ergebnisse sind interessant und zeigen, welch großes Potenzial es hier noch gibt. Doch leider haben es die Marktforscher versäumt, auch nach den Gründen für die Zurückhaltung zu befragen: Ist es ein Vertrauensproblem oder doch eher der Mangel an Wissen um die bestehenden Möglichkeiten? Erst diese Zusatzinformation würde beim strategischen Vorgehen wirklich helfen.