Wenn das Unternehmen in der Familie bleibt

Firmenübergabe an die eigenen Kinder

28.04.2009
Viele Firmeninhaber wollen den Nachfolger für ihr Unternehmen aus der eigenen Familie rekrutieren. Kurt-Georg Scheible zeigt, was bei der Firmenübergabe an den Sohn oder die Tochter zu beachten ist.

Wer plant, sein Unternehmen, das er selbst aufgebaut und viele Jahre lang geleitet hat, an einen Nachfolger zu übergeben, möchte in der Regel, dass sein Lebenswerk in der Familie bleibt. In diesen Fällen bietet es sich an, die Firma an den Sohn oder die Tochter zu übergeben. Dabei gilt es einige Grundsätze zu beachten.

Gehen wir zunächst vom negativen Fall aus: Angenommen, Ihr Sohn oder Ihre Tochter möchte nicht in Ihre Fußstapfen treten. Üben Sie dann keinen Druck auf ihn beziehungsweise ihn aus. Bedenken Sie stets, dass das Lebensglück Ihrer Tochter/Ihres Sohnes wichtiger ist, als dass Ihre Firma auch künftig Ihren Namen trägt. Viele Firmeninhaber sind in einem solchen Fall enttäuscht, aber wer sein Kind zwingt, ein Unternehmen zu leiten, obwohl kein Interesse daran besteht, schadet letztlich auch der Firma. Wichtig ist stets, dass Sie die Übernahme mit Ihren Kindern planen statt für Ihre Kinder. Schließlich geht es um deren Leben.

Wenn Ihr Nachwuchs jedoch bereit ist, in das väterliche oder elterliche Unternehmen einzusteigen, steht an erster Stelle die Prüfung, ob Ihre Sohn oder Ihre Tochter die Persönlichkeitsmerkmale mitbringt, die erforderlich sind, um "Unternehmer" zu werden. Sprechen Sie darüber auch mit "neutralen" Dritten. - Analysieren Sie: Welche Fähigkeiten braucht mein Nachfolger, um das Unternehmen nicht heute, sondern künftig mit Erfolg zu führen?

Erstellen Sie einen langfristigen Entwicklungsplan für Ihre Tochter/Ihren Sohn - mit konkreten Ausbildungszielen und -stationen. Erstellen Sie einen solchen Entwicklungsplan auch für sich selbst, damit Sie zum Zeitpunkt der Übergabe "loslassen" können. Es hat sich bewährt, den Nachfolger nicht nur im eigenen Betrieb auszubilden. Integrieren Sie in den Entwicklungsplan Ihrer Tochter/Ihres Sohnes auch Stationen in Firmen außerhalb Ihrer Branche, um von diesen zu lernen, wie man gewisse Dinge in Ihrer Branche eventuell besser machen kann - zum Beispiel: Kostenmanagement (Discounter), Service (Gastronomie), Prozessmanagement (Logistikunternehmen).

Betriebsübergang von langer Hand vorbereiten

Bereiten Sie die Betriebsübernahme/-gabe von langer Hand vor; bewährt hat sich ein Zeitraum von mindestens sechs Jahren. Dabei sollten Sie immer noch ein Trumpf im Ärmel behalten, falls Ihre Tochter/Ihr Sohn sich während der Qualifizierungsphase anders entscheiden sollte. Schließlich soll Ihr Nachwuchs Erfahrung sammeln. Dies kann auch dazu führen, dass sich seine Lebensvision ändert. Wichtig ist, dass Ihr Nachfolger genügen Berufs-, Führungs- und Lebenserfahrung aufweisen kann, damit er nicht als "Greenhorn" in Ihren Betrieb eintritt. Weihen Sie Ihre (leitenden) Mitarbeiter spätestens ein Jahr vor der Übergabe in Ihre Planungen ein. Niemand aus Ihrer Firma soll überrascht sein, wenn es an die Übergabe geht.

Sorgen Sie für einen sauberen Schnitt. Übertragen Sie Ihrem Nachwuchs mit dem Eintritt ins Unternehmen, sofern möglich, alle Entscheidungsbefugnisse und ziehen Sie sich aus dem Alltagsgeschäft zurück. Dies hindert Sie nicht daran, Ihre Tochter/Ihren Sohn, wenn gewünscht, zu beraten und punktuell zu unterstützen.

Teilen Sie bei einer schrittweisen Übergabe Ihren Mitarbeitern, Schlüsselkunden und Lieferanten mit, wann Ihre Tochter/Ihr Sohn endgültig das Ruder übernehmen wird. Nennen Sie ihnen einen späteren Termin als geplant. Denn wenn Sie früher gehen, erleben sie dies als Vertrauensbeweis für Ihren Nachfolger. Definieren Sie bei einer schrittweisen Übergabe schriftlich, welche Aufgaben und Kompetenzen Sie und Ihr Nachfolger haben. Achten Sie darauf, dass Ihr Nachfolger ein Aufgabengebiet bekommt, bei dem schnell Erfolge sichtbar sind. Das erhöht sein Ansehen.

Keine öffentliche Einmischung

Mischen Sie sich nicht in den Kompetenzbereich Ihrer Tochter/Ihres Sohnes ein. Verweisen Sie alle Mitarbeiter usw., die sich mit entsprechenden Anfragen an Sie wenden, konsequent an diese weiter. Kritisieren und korrigieren Sie (öffentlich) keine Entscheidungen Ihres Nachfolgers.

Feiern Sie Ihren Abschied und das Inthronisieren Ihres Nachfolgers. Hierfür haben Sie reichlich Anlass, wenn Sie und Ihr Nachfolger sich gut auf den Stabwechsel vorbereitet haben.

Der Autor Kurt-Georg Scheible ist Inhaber des Trainings- und Beratungsunternehmens ErfolgsCampus.

Kontakt:

Tel.: 0711/222 54 478, E-Mail: info@erfolgscampus.de, Internet: www.erfolgscampus.de und www.bildung-kommunikation.de

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