Romantik am Arbeitsplatz

Flirten per Mail und Liebe im Büro

Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Ein Blumengruß ist Ihnen zu abgedroschen? Dann versuchen Sie es doch mit einer ausgefallenen Mail. Ein Flirt- und Liebesratgeber für alle Verliebten im Büro.

Ein kleiner Flirt im Büro? Fast jeder Zweite hat es schon getan, fand die Online-Jobbörse Jobs in einer Umfrage heraus.

Ulrike Clasen: "Informatiker sind beim Flirt im Büro im Vorteil. Sie können bei PC- oder ähnlichen Problemen als helfer auftreten."
Ulrike Clasen: "Informatiker sind beim Flirt im Büro im Vorteil. Sie können bei PC- oder ähnlichen Problemen als helfer auftreten."

Ulrike Clasen arbeitete jahrelang als Personalchefin eines Pharmaunternehmens und ist nun als Personalentwicklerin und Coach in Zürich tätig. In ihrer Beraterpraxis hat sie schon oft erlebt, wie Paare Freude, aber auch Frust in den Arbeitsplatz hineingetragen haben, was zu Konflikten führte. Im Gespräch mit der CW verrät Clasen die Spielregeln für die Liebe im Büro - vom ersten Flirt bis zur Trennung.

1. Die Flirtphase: So klappt die Anmache

Gemeinsame Inhalte verbinden: Im Jobumfeld ist es leicht, sich näher zu kommen. Man hat ein gemeinsames Thema, über das man reden kann. Zeigen Sie Interesse am Projekt des Kollegen/ der Kollegin, an den Erfolgen oder auch Misserfolgen. Bald werden Sie merken, ob der andere offen für einen Flirt oder auch mehr ist.

Treten Sie als Helfer auf: Informatiker und IT-Experten sind hier im Vorteil. Sie haben im Büroalltag viele Möglichkeiten, der Auserkorenen bei PC- oder Softwareproblemen zu helfen. Schnell und unkompliziert. Der Tipp von Personalcoach Ulrike Clasen: "Machen Sie sich bei der Person unentbehrlich! Signalisieren sie mit ihrer Handlung "ich tue etwas für Dich!"

Flirten per E-Mail: Kein anderes Kommunikationsmittel unterstützt den Flirt so gut. Man kann flott, witzig oder frech schreiben und erhält im besten Fall sofort eine Reaktion. Aber Achtung: Alles, was Sie in E-Mails schreiben, ist automatisch gespeichert und kann juristisch gegen Sie verwendet werden.

Kantine, Kaffeeküche, Kopierer: In Unternehmen gibt es viele Orte, an denen man sich scheinbar zufällig treffen kann. Nutzen Sie diese Möglichkeiten für einen Flirt, aber vergessen Sie nicht, dass Sie nie alleine sind. Dazu Personalcoach Clasen: " Es ist eine fixe Idee aller Verliebten, dass ihr Umfeld nichts davon merkt. Dem ist aber nicht so. Die Menschen, mit denen man jeden Tag zusammenarbeitet, kennen einen oft besser als man denkt und bemerken Verhaltensveränderungen schnell."

2. Die Beziehungsphase: Arbeit und Liebe trennen

"Hurra, wir sind ein Paar": Diese frohe Botschaft sollte man erst im Büro verkünden, wenn die Aufbauphase der Beziehung abgeschlossen ist und man eine gemeinsame Zukunft plant. Ruhig die ersten drei Monate den Ball flach halten und schweigen.

Küssen verboten: Küsse und andere Zärtlichkeiten sollte man im Büro unterlassen. Sonst signalisiert man, dass man Arbeit und Liebe nicht trennen kann. Leistung und Präsenz dürfen nicht leiden. Auch fühlen sich Kollegen leicht ausgeschlossen.

Das Unternehmen und die Kollegen nicht vergessen: Frisch Verliebte blenden ihr Umfeld gern aus und beschäftigen sich am liebsten mit sich selbst. Am Arbeitsplatz ist das aber gefährlich, wenn man den Fokus des Unternehmens verliert und sich auch vom sozialen Leben im Büro separiert.

Wenn der Chef mit der Sekretärin anbandelt, sind die Probleme programmiert. Dazu Personalcoach Clasen: " Die Mitarbeiter vertrauen der Sekretärin nicht mehr, und der Chef erwartet von seiner Partnerin auch im Job mehr." Bei einer solchen Konstellation sei es zu überlegen, ob nicht besser die Sekretärin die Abteilung wechseln kann oder sich einen neuen Job in einem anderen Unternehmen sucht. Die Erfahrung zeige, dass vor allem Frauen in solchen hierarchisch ungleichen Beziehungen oft den Kürzeren ziehen.

3. Das Liebes-Aus: So wahren Sie Ihr Gesicht

Sachliche Information: Ist eine Liebesbeziehung unter Kollegen zu Ende, sollte man sachlich und knapp darüber informieren. Bitte keine Angaben dazu, warum es auseinander gegangen ist.

Ausheulen am Arbeitsplatz oder über den Ex-Partner bei Kollegen lästern ist ein absolutes Tabu. Dazu Personalexpertin Clasen: "Hier zeigt sich oft der wahre Charakter einer Person."

"Am Anfang schon an das Ende denken": Auch wenn es hart klingt. So empfiehlt Clasen allen Paaren im Büro, sich eine "gute Exit-Strategie" zurechtzulegen. Allerdings schaffen dies die wenigsten Paare. Besonders problematisch sind auch hier wieder Beziehungen zwischen Chef und Mitarbeiterin. Meist muss letztere nach dem Beziehungs-Aus auch das Unternehmen verlassen.

4. Buchtipp für alle E-Mail-Flirter

Sie kommunizieren gern per Mail und lieben das Spiel mit der Sprache? Dann werden Sie Daniel Glattauers Romane "Gut gegen Nordwind" und "Alle sieben Wellen" verschlingen.

Die Liebesgeschichte von Emmi und Leo in Glattauers Roman "Gut gegen Nordwind" beginnt unspektakulär. Emmi möchte per Mail das Abo der Zeitschrift "Like" kündigen, vertippt sich und ihre Mails landen bei Leo Leike. Der klärt sie irgendwann über ihren Fehler auf, sie schreiben sich aber weiter. Zwei fremde Menschen spielen mit Worten und Begriffen und kommen sich über die Sprache immer näher, ohne sich zu sehen.

Als Leser wird man schnell hineingezogen in diese scheinbar unverbindliche Vertrautheit im Schutz der virtuellen Welt, immer kürzer werden die Reaktionszeiten auf die E-Mails, immer rasanter das Tempo des E-Mail-Dialogs. Man kann sich dem kaum entziehen und muss diesen spritzig-leichten Liebesdialog am Stück durchlesen. Zwei oder drei Stunden später ist man dann wieder ansprechbar.

"Schreiben Sie mir Emmi. Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." schreibt Leo in einer Mail. Nach der Lektüre von "Gut gegen Nordwind" kann man nur sagen: Der Mann hat recht. Allen, die davon nicht genug kriegen können, sei auch die Fortsetzung von Emmi und Leo empfohlen: Mit seinem Roman "Alle sieben Wellen" gelingt dem österreichischen Autor und Journalisten Glattauer ein seltenes Kunststück: Der zweite Teil hält die Spannung und das Tempo des Vorgängers. Der Leser fiebert auch hier mit den Protagonisten mit und fragt sich: Werden sich Leo und Emmi in der realen Welt treffen? Werden Sie sich kriegen, obwohl Emmi verheiratet ist und zwei Stiefkinder hat?

Fazit

Eine Geschichte über eine E-Mail-Liebe, die klug statt kitschig geschrieben ist und die Frauen wie Männer anspricht. Selbst solche, die normalerweise wenig Bücher lesen.

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