FOKUS: Bei Freenet rückt wieder die Dividende ins Blickfeld

20.08.2009
Von Philipp Grontzki

Von Philipp Grontzki

DOW JONES NEWSWIRES

FRANKFURT (Dow Jones)--Beim Telekommunikationsdienstleister freenet standen in den vergangenen 24 Monaten viele Themen auf der Agenda: Mögliche Zerschlagung, strategische Neuausrichtung mit daraus resultierender massiver Verschuldung, und nicht zuletzt der Wechsel an der Spitze des Konzerns. Ein Punkt geriet dabei fast komplett aus dem Blickfeld, und zwar etwaige Dividendenzahlungen. Nach mehreren Jahren in der Warteschleife könnte sich dies für die freenet-Aktionäre bald ändern.

Hintergrund ist die Trennung von Geschäftszweigen. Diese begründet freenet mit der angestrebten Konzentration auf den Mobilfunk, den das Unternehmen nach der Übernahme des Wettbewerbers debitel im vergangenen Jahr als neues Kerngeschäft ausgerufen hat. Daneben sollen die Verkäufe auch der Reduzierung der Verbindlichkeiten dienen. Freenet hatte mit dem debitel-Kauf Schulden von mehr als 1 Mrd EUR übernommen.

Ende Mai war nach langer Hängepartie die Veräußerung des Breitband-Geschäfts an den Internet- und Telekommunikationsdienstleister United Internet AG vereinbart worden. Anfang Juli wurde dann offiziell ein Verkaufsprozess für die Webhosting-Tochter Strato eingeläutet. Stichtag für die Abgabe indikativer Angebote ist laut früheren Angaben der 2. September.

"Wenn Strato erfolgreich verkauft wird, kann ich mir vorstellen, dass freenet bereits für das laufende Jahr sanft mit Dividendenzahlungen anfangen wird", sagte Frank Rothauge, Analyst bei Sal. Oppenheim in Frankfurt.

Der Vorstandsvorsitzende von freenet, Christoph Vilanek, sagte in der vergangenen Woche, die Zahl der potenziellen Bieter für Strato übersteige die Erwartungen des Konzerns. Unter den Interessenten seien sowohl strategische Investoren als auch Private-Equity-Unternehmen. Konkrete Pläne für weitere Sparten-Verkäufe gebe es nicht.

Analystin Heike Pauls von der Commerzbank glaubt, dass freenet mit der potenziellen Strato-Transaktion mindestens 300 Mio EUR erlösen kann. Ihr Kollege Stefan Borscheid von der Landesbank Baden-Württemberg ist pessimistischer und erachtet 240 Mio EUR als realistisch.

Ende Juni lag die Nettoverschuldung von freenet bei rund 1,2 Mrd EUR. Für das Gesamtjahr rechnet das Unternehmen mit einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 405 Mio EUR, allerdings bereinigt um Einmalkosten.

Grundsätzlich würde ein Verhältnis Nettoverschuldung zu EBITDA von 2 eine Dividendenfähigkeit nahe legen, sagte CEO Vilanek am Mittwoch auf Anfrage von Dow Jones Newswires. Ob der Konzern bereits für das laufende Jahr wieder eine Ausschüttung vornehmen könnte, will Vilanek aber nicht einschätzen.

Verkäufer von debitel war der Finanzinvestor Permira, der im Rahmen der Transaktion einen Anteil von knapp 25% an freenet erhalten hat. Weitere Großaktionäre sind United Internet und der Mobilfunkdienstleister Drillisch AG, die beide ursprünglich einmal geplant hatten, freenet zu zerschlagen. Diese Pläne lösten sich nach der debitel-Übernahme in Luft auf.

Ruhe kehrte aber nicht ein. So reichte der damalige Vorstandsvorsitzende Eckhard Spoerr kurz vor Weihnachten letzten Jahres seinen Rücktritt ein. Das Unternehmen brauche mit Blick auf die debitel-Integration vorwiegend Ruhe und Konzentration; dies sei aufgrund des bestehenden Aktionärskreises und der "wohl polarisierenden Wirkung meiner Person" nicht gegeben, so Spoerr seinerzeit.

Unter Spoerr kamen die Aktionäre im Jahr 2007 auch bislang letztmalig in den Genuss einer Ausschüttung. Damals wurden insgesamt 6 EUR je Anteilsschein gezahlt, inklusive einer Sonderdividende von 5,50 EUR.

Webseiten: www.freenet.ag www.unitedinternet.de www.drillisch.de - Von Philipp Grontzki, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 - 29725 107; philipp.grontzki@dowjones.com DJG/phg/jhe Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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