"Fokus der DMS-Branche wird sich spürbar ändern"

06.08.2000
Anlässlich der Eröffnung des europäischen Büros in England sprach ComputerPartner-Mitarbeiter Siegfried Dannehl mit John Symon, dem Europachef von AIIM International, über die aktuelle Marktsituation, Entwicklungstrends sowie die Bedeutung des deutschen DMS-Marktes.

AIIM International hat kürzlich eine europäische Niederlassung in England gegründet. Welche Ziele verknüpfen Sie damit?

Symon: Europa hat für den DMS-Markt eine zentrale Bedeutung. AIIM wird sich hier verstärkt dem Themenbereich E-Business widmen und Anbieter und Anwender aktiv unterstützen.

Wo werden künftig die Einsatzbereiche für Dokumenten-Management Anwendungen liegen?

Symon: Drei der wichtigsten DMS-Segmente werden in Zukunft sein:

- verbesserter Kundenservice

- effizientere Gestaltung von Geschäfts- und Wirtschaftsprozessen, beispielsweise bei der Auftragsvergabe, Rechnungsstellung und Logistik. Dabei wird das Internet als zugrunde liegende Infrastruktur genutzt.

- Sicherheitsaspekte und die Erfüllung von rechtlichen Vorschriften beim E-Business. Generell werden alle Industrien davon profitieren, speziell jedoch der Finanzsektor, die Telekommunikation- und die verarbeitende Industrie sowie die öffentliche Hand.

Welche Rolle spielt der mittlerweile zum Modewort hochstilisierte Begriff "KnowledgeManagement"?

Symon: Generell betrachtet, befasst sich Knowledge-Management mit dem "Erschließen von Ressourcen-Wissen", um Kommunikations- und Produktionsprozesse innerhalb und außerhalb des Unternehmens effizienter zu gestalten. Messaging-Software gehört dazu genauso wie Groupware oder klassische Dokumenten-Management-Systeme.

Knowledge-Management ist derzeit noch kein Wachstumsträger. Laut Umfragen haben gerade einmal sechs Prozent der Unternehmen Wissens-Management-Systeme installiert. Der Grund liegt unseres Erachtens zum einen in der massiven Begriffsverwirrung, zum anderen im Fehlen von Gesamtlösungen. Dennoch - langfristig betrachtet, liegt hier ein enormes Potential.

Wo liegen derzeit noch Defizite, die eine schnelle und breite Marktakzeptanz von Dokumenten-Management-Systemen behindern könnten?

Symon: Es gibt drei Faktoren: Die geringe Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften, die hohen Kosten und das häufig unklare "Return of Investment" (ROI). Das Kostenargument wird durch das vermehrte Angebot an Lowcost-DMS-Lösungen an Bedeutung verlieren. Was das ROI betrifft, so sind hier Software-Hersteller gefordert, Werkzeuge zu entwickeln, die den Nutzen von DMS für den Anwender transparenter machen.

Immer mehr DMS-Funktionalität wird mittlerweile in unterschiedlichste Software-Standardanwendungen integriert. Wie geht es Ihrer Meinung nach mit der DMS-Branche weiter?

Symon: Wir sind sicher, dass das Dokumenten-Management trotz allem ein eigenständiger Produktbereich bleiben wird. Was sich spürbar ändern wird, ist der Fokus der Branche. Nicht mehr die DMS-Technologie an sich, sondern die spezifische Anwendung und die wirtschaftlichen Nutzenaspekte werden nicht zuletzt durch E-Business ganz klar in den Mittelpunkt rücken.

Zur Startseite