Folge des Java-Urteils

25.02.1999

UNTERSCHLEISSHEIM: Bereits seit November ist es amtlich: Microsoft darf keine Produkte mehr verkaufen, die eine inkompatible Version der plattformübergreifenden Programmiersprache Java beinhalten. Nachdem Microsoft im Dezember vor Gericht um eine Fristverlängerung für die nötigen Umbauarbeiten an seiner Version von Java gebeten hatte, sind die Auswirkungen des Urteil nun auch in Deutschland zu spüren.Anfang Februar bekamen alle Distributoren und Großkunden eine neunseitige Liste (ganz wie vom Gericht angeordnet) mit den betroffenen Produkten. Microsoft wies mit der Liste darauf hin, daß ein Großteil der darauf verzeichneten Produkte ab dem 15. Februar 1999 von Seiten Microsofts nicht mehr abverkauft würden. Der Grund für den Räumungsverkauf: Der 15. Februar war die ursprüngliche Deadline für die vom Gericht angeordnete Modifizierung.

Aufgrund der Fristverlängerung bis zum 1. Juli dürfen Distributoren und Händler Produkte mit der urspründlichen Java-Version weiterhin verkaufen - nur Microsoft selber nicht mehr. Ab dem 1. Juli muß der Hersteller dafür sorgen, daß auch seine OEMs nur mehr kompatible Versionen verwenden. Für den Übergang ist es nun an den Distributoren, ihre Lager soweit zu füllen, bis die neuen Versionen lieferbar sind.

Eigenes Java ist in Planung

Lieferengpässe befürchtet jedoch weder Microsoft selbst noch seine Distributoren. "Der Übergang ist fließend. Manche Produkte sind bereits modifiziert und wieder lieferbar," versichert ein Microsoft-Sprecher. "Meist betrifft die Änderung sowieso nicht das Produkt selber, sondern etwaige Bundles." Sun Microsystems hatte im Oktober 1997 gegen Microsoft geklagt. Die Redmonder hatten nach Meinung des Java-Herstellers entgegen den Lizenzvereinbarungen die Java-Version in Microsoft-Produkten verändert. Erlaubt sei jedoch lediglich eine Erweiterung der Programmiersprache. Gut ein Jahr später gab das Gericht dem Kläger recht und verdonnerte die Gates-Company, alle Produkte Java-kompatibel zu machen. In der Realität bedeutet die Anordnung "Java-kompatibel machen" zum Beispiel folgendes: In den Entwicklerkits der Microsoft-Produkte ist die Plattform Win-dows als Voreinstellung gespeichert. Jeder Programmierer, der mit der Arbeit an einer Java-Applikation beginnt, entwickelt mit einem Microsoft-Produkt also automatisch eine Anwendung mit Windows-API.

Und genau diese Voreinstellung muß Microsoft nun ändern. In Zukunft wird der Entwickler vor Beginn der Programmierung gefragt, auf welcher Plattform seine Anwendung laufen soll. Kommentar Microsoft:

"Man konnte schon immer einstellen, auf welcher Plattform die Anwendung letztendlich laufen soll. Wir kennen keinen Programmierer, der so eine wichtige Einstellung unbewußt übernimmt."

Microsoft hat übrigens gerade damit begonnen, Programmierer für ein eigenes Java anzuheuern. Die neue Microsoft Programmiersprache mit Codenamen "Cool" soll ebenso wie der Widersacher objektorientiert sein. (gn)

Hahnenkampf: Rundensieger Scott McNealy hat gut lachen...

...und der Verlierer Bill Gates viel Arbeit.

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