Raytheon verkauft an Francisco Partners

Forcepoint wechselt den Besitzer

Peter Marwan lotet kontinuierlich aus, welche Chancen neue Technologien in den Bereichen IT-Security, Cloud, Netzwerk und Rechenzentren dem ITK-Channel bieten. Themen rund um Einhaltung von Richtlinien und Gesetzen bei der Nutzung der neuen Angebote durch Reseller oder Kunden greift er ebenfalls gerne auf. Da durch die Entwicklung der vergangenen Jahre lukrative Nischen für europäische Anbieter entstanden sind, die im IT-Channel noch wenig bekannt sind, gilt ihnen ein besonderes Augenmerk.
Die Zugehörigkeit zum US-Rüstungskonzern Raytheon war für Forcepoint in Europa eher hinderlich. Mit der im IT-Security-Bereich erfahrenen Private-Equity-Firma Francisco Partners könnte das technisch gut aufgestellt Unternehmen nun für neue Kundengruppen und neue Partner interessant werden.
Leicht abgewandeltes Firmenlogo, komplett neuer Besitzer: Forcepoint macht mit der Private-Equity-Firma Francisco Partners im Rücken einen neuen Anlauf im IT-Security-Mart.
Leicht abgewandeltes Firmenlogo, komplett neuer Besitzer: Forcepoint macht mit der Private-Equity-Firma Francisco Partners im Rücken einen neuen Anlauf im IT-Security-Mart.
Foto: Forcepoint

Der US-amerikanische Rüstungskonzern Raytheon hat seine IT-Security-Sparte Forcepoint an die Private-Equity-Firma Francisco Partners verkauft. Angaben zu den finanziellen Details der Transaktion machten die beteiligten Parteien nicht. "Forcepoint hat sich eine Führungsposition als Lieferant von Cybersecurity-Lösungen an Kunden überall auf der Welt erarbeitet", erklärt Evan Daar, Principal bei Francisco Partners, zu der Übernahme. Man wolle nun gemeinsam mit dem Forcepoint-Team vor allem in die Entwicklung des Cloud-Security-Angebots investieren.

Forcepoint ist unter dem Namen erst seit wenigen Jahren am Markt aktiv, blickt aber dennoch auf eine lange und recht wechselvolle Geschichte zurück. Die Anfänge reichen bis 1999 zurück. Damals entschloss sich das US-amerikanische Systemhaus NetPartners künftig komplett auf den Vertrieb der von ihm entwickelten Security-Lösung zu setzen und wandelte sich in Websense. Das Portfolio wurde 2008 durch die Übernahme von Surfcontrol, Anbieter eines Web-Content-Filters, ergänzt.

Von Websense über Raytheon Websense zu Forcepoint

2013 ging Websense für 906 Millionen Dollar an den Finanzinvestor Vista Equity Partners, der es von der Börse nahm. Für den Investor lohnte sich der Schritt: Schon 2015 verkaufte er gut 80 Prozent der Anteile an Websense für 1,57 Milliarden Dollar an den US-amerikanischen Rüstungskonzern Raytheon. Der hatte zuvor als Raytheon Cyber Products bereits eigene Produkte in den Bereichen Insider Threat Analysis, Advanced Threat Protetion, Threat Intelligence und Mobile Security entwickelt, die er in die neue Firma einbrachte. Sie ergänzten die Websense-Lösungen für Data Loss Prevention (DLP), Web Security und E-Mail-Security. Überschneidungen gab es bei Threat Intelligence und Mobile Security.

Als Senior Director Sales Central Eastern Europe bei Forcepoint leitet Christian Patrascu seit Anfang 2019 auch die Geschicke des Unternehmens hierzulande.
Als Senior Director Sales Central Eastern Europe bei Forcepoint leitet Christian Patrascu seit Anfang 2019 auch die Geschicke des Unternehmens hierzulande.
Foto: Forcepoint

Unter der neuen Führung wurde Anfang 2016 noch der Firewall-Anbieter Stonesoft übernommen. Das einst als Pionier im Bereich Next Generation Firewalls gehandelte finnische Unternehmen führte bei seinem damals aktuellen Besitzer McAfee, der zwischenzeitlich als Intel Security firmierte, zu dem Zeitpunkt nur noch ein Schattendasein.

Forcepoint und der Channel in Deutschland

In der Folge machte Forcepoint einige Anläufe, seinen in Deutschland aus etwa 60 Partnern - überwiegend stammten die noch aus Websense und Stonesoft-Zeiten - bestehenden Channel auszubauen. Übertrieben ehrgeizige Wachstumsziele, strenge, wechselnde und teilweise für die Situation in Europa realitätsferne Vorgaben aus der Zentrale und zunehmend auch die Zugehörigkeit zu dem eng mit der US-Regierung verbundenen Rüstungskonzern erschwerten dieses Vorhaben jedoch.

Mit dem Besitzerwechsel bekommt Forcepoint nun jedoch eine neue Chance. Francisco Partners hat bereits einige erfolgreiche, channel-orientierte Security-Firmen unter seine Fittiche genommen, darunter LogMeIn, Watchguard und Sonicwall. Man darf also davon ausgehen, dass die Möglichkeiten und die Mittel und Wege, mit denen sich diese erreichen lassen, bekannt sind. Dazu kommt, dass von Forcepoint bereits in den vergangenen Monaten technisch und vertrieblich einige wichtige Weichen gestellt wurden.

"Für unsere Kunden im Channel ist der systemorientierte Ansatz von Forcepoint besonders interessant", sagt Patrice Roussel, Vice President Sales Central Europe bei Arrow ECS, das Forcepoint seit kurzem wieder im Portfolio hat-
"Für unsere Kunden im Channel ist der systemorientierte Ansatz von Forcepoint besonders interessant", sagt Patrice Roussel, Vice President Sales Central Europe bei Arrow ECS, das Forcepoint seit kurzem wieder im Portfolio hat-
Foto: Arrow ECS

"Vor dem Hintergrund sich ständig verändernder und zunehmender Bedrohungsszenarien haben wir mit Forcepoint einen weiteren wichtigen Anbieter in unser Security-Portfolio aufgenommen", erklärte kürzlich Patrice Roussel, Vice President Sales Central Europe bei Arrow ECS, als der VAD Forcepoint erneut ins Portfolio nahm. "Für unsere Kunden im Channel ist der systemorientierte Ansatz von Forcepoint besonders interessant, da dieser zahlreiche Anforderungen ihrer Endkunden abdecken kann", so der Arrow-Manager weiter.

Mit zusätzlichem Kapital und neuem Schwung unter dem neuen Besitzer sowie einem gut an die Zeit angepassten Portfolio für Cloud-Security, neuen Angeboten zur Absicherung von verteilten Arbeitsplätzen und mehrfacher Anerkennung der Aktivitäten im Bereich DLP und Next Generation Firewalls durch Marktanalysten hat Forcepoint gute Aussichten, diesmal den Durchbruch wirklich zu schaffen.

Mehr zum Thema: Forcepoint sucht Partner und erweitert MSP-Programm

Zur Startseite