Fraunhofer-Institut beraten Mittelstand und Klienunternehmen

10.01.1998

STUTTGART: Initiiert vom Bundeswirtschaftsministerium baut das Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) jetzt "Electronic Commerce Center" (ECC) für den Mittelstand auf. Im Vordergrund der Arbeit sollen Information und Beratung stehen.Unter dem Titel "Elektronischer Geschäftsverkehr" will das Bundesministerium für Wirtschaft (BMWI) E-Commerce unters Volk und vor allem in die Provinz bringen. Während Großunternehmen selbständig in der Lage sind, die Geschäftsfelder "Elektronischer Warenverkauf" und "Elektronische Dienstleistung" auszuloten, sind der Mittelstand und Kleinunternehmen hier auf die Mithilfe von Vater Staat angewiesen.

Um nicht eigenhändig an die Unternehmen herangehen zu müssen, greift das BMWI für die dreijährige Laufzeit des Projekts auf Unterhändler zurück: Handelskammern und Fraunhofer-Institute sollen im Namen des Ministeriums und ausgestattet mit staatlichen Fördermitteln die Online-Kunde ins Land tragen.

Das BMWI hat eine Liste von 20 Partnern, die in den verschiedenen Regionen ein Electronic-Commerce-Center (ECC) aufbauen sollen, veröffentlicht. Die beteiligten Institute und Handelskammern hatten sich selbst beim BMWI um diese Aufgabe beworben.

Stuttgarter ECC hat seine Tore bereits geöffnet

Ab 25. Juni flossen dann auch die Gelder aus der Staatskasse: Offiziell übernimmt das Wirtschaftsministerium die Hälfte aller Kosten. Die regionalen Partner tragen die andere Hälfte. "Das sind aber nur rechnerische Größen", stellt Peter Ulbricht, Projektleiter bei der IHK in München, fest. "Real liegt der Förderungsanteil bei ungefähr 35 Prozent, da bei der Kalkulation die Infrastrukturausgaben herausgerechnet wurden." Arbeitsplätze, Rechner und Räumlichkeiten müssen von den Instituten gestellt werden. Für 70.000 Mark werden zwei neue Arbeitsplätze bei der Münchener Industrie- und Handelskammer geschaffen und mit 1,5 Stellen besetzt. "Seit September läuft bei uns der Regelbetrieb", erklärt Ulbricht.

Für das Stuttgarter Fraunhofer-Institut IAO hat die Arbeit auch längst begonnen. Zur Zeit bereitet man dort umfassendes Schulungsmaterial vor, das den wißbegierigen Unternehmern seit August ausgehändigt wird. Gleichzeitig wird der Web-Server als Informations- und Kommunikationszentrale ausgebaut. Unter der Adresse http://www.e-commerce.iao.fhg.de sind die entsprechenden Dokumente und Foren verfügbar.

Beseitigung von Informationsdefiziten

Im Vordergund der Arbeit des Competence Centers stehen vor allem die Information und die Aufklärung über Möglichkeiten und Risiken von E-Commerce. Begonnen wird im Oktober mit einer Reihe größerer Informationsveranstaltungen, darauf folgen konkrete Workshops und schließlich Einzelgespräche mit den Unternehmern, um die Potentiale des Online-Handels an einem Fallbeispiel aufzeigen zu können. Darauf aufbauend finden Anwenderforen statt, bei denen Realisierungen vorgestellt werden. Die Interessenten erhalten einen Internet-Guide, Checklisten zur richtigen Vorgehensweise sowie Übersichten über die Produkte und Dienstleistungen der einzelnen Anbieter.

Das IAO tritt erst in zweiter Instanz beratend auf, nämlich dann, wenn sich komplexe Fragestellungen ergeben. Vordergründig sind eigens zu diesem Zweck eingerichtete Anlaufstellen zuständig, die von den entsprechenden Partnern unterhalten werden. Im Fall IAO sind das die Industrie- und Handelskammer Stuttgart, IHK Heilbronn, der Baden-Württembergische Handwerkstag sowie in zweiter Instanz das Rationalisierungs-Kuratorium der deutschen Wirtschaft. Die Federführung hat das IAO.

Mit Nachdruck legt das BMWI Wert darauf, daß die Verbreitung der Veranstaltungen flächendeckend über die Bundesrepublik verteilt wird. Weniger die Metropolen als vielmehr die Provinzen stehen im Mittelpunkt der Initiative "Elektronischer Geschäftsverkehr".

Resonanz soll bisher sehr gut sein

Die Münchener IHK erwartet ebenso wie das IAO regen Zuspruch auf die aktuelle Thematik E-Commerce. "Schon bei momentan laufenden Veranstaltungen zu ähnlichen Themen verzeichnen wir eine sehr gute Resonanz", so Ulbricht. Insbesondere im ländlichen Oberbayern strömen die Zuschauer. In München dagegen zeigt das Publikum Sättigungserscheinungen: "Die bekommen so viele Einladungen, die wandern direkt in den Papierkorb."

Um das Angebot auch für die Großstädter attraktiv zu gestalten, plant die IHK München, einen Pool von Partnerfirmen einzurichten, die Internet-Dienstleistungen anbieten. Eine entsprechende Liste - Ulbricht sprach gegenüber ComputerPartner von 300 Firmen - wird den Teilnehmern an Informationsveranstaltungen übergeben. Die Pool-Unternehmen müssen gewisse Standards erfüllen. Die IHK wird die Reputation der Partner prüfen und eventuell Namen von der Liste streichen. Sie darf aber an dieser Stelle keine Empfehlungen für bestimmte Unternehmen aussprechen.

"Wir legen besonderen Wert auf Neutralität", stellt Manfred Mucha, Leiter des Stuttgarter ECC, fest. Ansonsten kann sich aber schon heute jeder interessierte Anbieter mit Mucha in Verbindung setzen. (fp)

Das Weiterbildungszentrum der IHK im Münchener Ostenwird das neue Kompetenzzentrum beherbergen.

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