Noch 2008

Freenet verkauft DSL-Geschäft

08.08.2008
Die freenet AG, Hamburg, wird sich wahrscheinlich bis zum Jahresende von ihrem Geschäft mit breitbandigen Internetzugängen trennen.

Die freenet AG, Hamburg, wird sich wahrscheinlich bis zum Jahresende von ihrem Geschäft mit breitbandigen Internetzugängen trennen. freenet gehe vom Verkauf des Geschäftsfeldes DSL noch 2008 aus, heißt es in einer Präsentation des im TecDAX notierten Telekomanbieters zur Hauptversammlung

Nach Aussagen des freenet-Vorstandsvorsitzenden Eckhard Spoerr leidet freenet im Breitbandsegment unter einer "extremen Wettbewerbssituation". Zwar sei die Nachfrage nach DSL-Anschlüssen unverändert hoch und werde auch weiterhin zu zweistelligen Wachstumsraten, so Spoerr. Es sei freenet aber "trotz großer Anstrengungen" nicht gelungen, den Marktanteil zu steigern.

freenet-Aufsichtsratsvorsitzende Helmut Thoma sagte den Aktionären in Hamburg am Freitag, der Verkaufsprozess für das DSL-Geschäft sei weiter fortgeschritten als vor der Hauptversammlung erwartet worden sei.

Mit der Übernahme des Wettbewerbers debitel Ende April hatte freenet das Mobilfunkgeschäft zum neuen Kerngeschäft erklärt. Anfang Mai hieß es deshalb, ein Verkauf des DSL-Geschäfts werde erwogen. Mitte Juni teilte freenet schließlich mit, es seien Interessensbekundungen für den Geschäftsbereich eingeholt worden.

Das Geschäft mit DSL-Internetanschlüssen ist hart umkämpft und wird wegen anhaltend sinkender Preise für die Anbieter zunehmend schwierig. Die günstigen Komplettangeboten, mit denen sich die Kunden ihre Kunden untereinander abjagen, belasten die Margen. Auch beklagten sich die DSL-Anbieter über erhebliche Verzögerungen bei der Umschaltung von Kundenveträgen durch die Deutsche Telekom.

Im freenet-Halbjahresbericht, den der Konzern bereits am Donnerstag veröffentlichte, ist von "beträchtlichen Herausforderungen" des Breitbandgeschäfts die Rede. Sie hinterließen auch in der Bilanz ihre Spuren: Zwar verzeichnete freenet einen Umsatzzuwachs im Breitbandsegment, verbuchte aber auch einen Rückgang beim Rohertrag. freenet weist ihre Spartenergebnisse lediglich nach Roherträgen aus.

Während der DSL-Umsatz zwischen Januar und Juni auf 158,1 (Vorjahr 122,7) Mio EUR zulegte, sank der Rohertrag auf 36,1 (36,7) Mio EUR. Damit gab die Rohertragsmarge in diesem Segment auf 22,9% (29,9%) nach. Auch die Zahl der Kunden sank zur Jahresmitte - und zwar um 80.000 auf nun insgesamt 1,1 Millionen. Ende Juni 2007 hatte freenet noch 1,22 Millionen DSL-Kunden unter Vertrag. Der Geschäftsbereich war nach der Übernahme des Breitbandgeschäfts von tiscali Deutschland im Februar 2007 deutlich gewachsen.

Als ein möglicher Interessent für das DSL-Geschäft von freenet wird immer wieder die in Montabaur ansässige United Internet AG kolportiert. Der im TecDAX notierte Telekomkonzern hält gemeinsam mit dem Wettbewerber Drillisch über die MSP Holding rund 26% an freenet. Ein United-Internet-Sprecher wollte am Freitag auf Nachfrage von Dow Jones Newswires zu den jüngsten freenet-Aussagen zum Stand des DSL-Verkaufsprozesses nicht Stellung nehmen.

Die nötigen Vorbedingungen zum Verkauf des Geschäfsbereiches seien geschaffen, hieß es am Freitag von freenet.

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