Freiberufler: ein Auswegaus der Abgabenlast?

08.05.2003
Viele Informatiker wiegen sich in Sicherheit oder zahlen freiwillig Gewerbesteuerund Rentenversicherungsbeiträge. Doch auch die Freiberuflichkeit ist nicht unbedingt ein Ausweg aus der Abgabenlast, weiß Peter Brenner* zu berichten.

Für selbstständige Informatiker bleibt immer das gleiche Risiko: Auch wenn sie in der Vergangenheit von ihrem Finanzamt bereits ein Signal für ihre Anerkennung als Freiberufler erhalten haben, kann dieser anzustrebende Status jederzeit beispielsweise durch eine Betriebsprüfung wieder in Frage gestellt werden. Im Falle einer dann diktierten Gewerblichkeit muss der Betroffene häufig hohe fünfstellige Gewerbesteuerzahlungen leisten, und auch die Zinsen für die verspätete Nachzahlung sind nicht unerheblich.

Ähnliche Risiken gelten für die Rentenversicherungspflicht und die Scheinselbstständigkeit. Auch die Anrechenbarkeit der Gewerbesteuer ändert bei hohen Gewinnen wenig an dieser negativen Ausgangsposition. Der Gewerbetreibende muss zudem andere gravierende Nachteile in Kauf nehmen, wie zum Beispiel die Pflichtmitgliedschaft in der IHK oder die Bilanzierungspflicht und damit verbundene erheblich höhere Honorarkosten seines Steuerberaters.

Scheinselbstständigkeit: Wird das Gesetz abgeschafft?

Die Bundesregierung verkündete vor einigen Monaten die Reformierung des Gesetzes zur Förderung der Selbstständigkeit, das die Kriterien zur Scheinselbstständigkeit und Rentenversicherungspflicht regelt. Bisher sind Einzelheiten nicht bekannt geworden, und viele Informatiker hoffen auf die vollständige Abschaffung des Gesetzes.

Zu erwarten ist mit hoher Sicherheit, dass zwar die fünf Kriterien, die zur Scheinselbstständigkeit führen, entschärft werden. Die Kriterien zur Rentenversicherungspflicht hingegen - kein Angestellter vorhanden und nur ein Auftraggeber - dürften nach vorlie- genden Informationen bestehen bleiben und den Informatikern weiterhin das Leben erschweren.

In den vergangenen Jahren sind die Betriebsprüfungen sowohl der Finanzämter als auch der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA) erheblich intensiviert worden. Eine Prüfung ist häufig der Auslöser der genannten Probleme. Andere Informatiker zahlen freiwillig Gewerbesteuer oder auch Rentenversicherungsbeiträge und wissen nicht, wie sie dieser hohen Abgabenlast entgehen können.

Welche Strategien sind erfolgreich?

In den ersten zwei Jahren der Selbstständigkeit ist eine staatlich geförderte Existenzgründungsberatung empfehlenswert, um den Start in die Selbstständigkeit optimal zu gestalten. Sind die Probleme bereits aufgetreten, hilft, je nach Ausgangssituation, ein Gutachten oder die erfolgreiche strategische Beweisführung gegenüber den Behörden. Zahlt ein Informatiker bereits Gewerbesteuer, ist zu prüfen, ob er nicht doch die Kriterien für einen Freiberuflerstatus erfüllt.

Die Rentenversicherungspflicht ist durch die Beschäftigung eines Angestellten, in Kombination mit dem Outsourcing von administrativen Aufgaben, verhinderbar. Strategien sind erforderlich und erfolgreich, nicht das Aussitzen dieser hohen Risikofaktoren.

Who's who?

*Peter Brenner ist Informatiker und seit 1978 als Existenzgründungsberater/Coach sowie Sachverständiger im Bereich der Informatik tätig. Den Schwerpunkt bilden dabei sowohl die Beendigung von Software- und Hardwarestreitigkeiten als auch die Anerkennung von Informatikern als Freiberufler. Die Migration von Host-Applikationen nach Java mit Hilfe des Tools JCAP bilden einen Schwerpunkt in seiner heutigen Projektarbeit.

www.svkanzlei.de

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