Visa Paywave

Frust beim Bezahlen mit NFC-Kreditkarte

Schwerpunkte? Keine - er interessiert sich vielmehr für (fast) alles, was mit IT, PC, Smartphone und Elektronik zu tun hat. Dabei geht es aber meist nicht um die Technik nur um der Technik willen, vielmehr stehen Nutzen und sinnvolle Anwendung im Vordergrund.
„Schnell, einfach und bequem – für Kunden und Händler“. Mit diesem Slogan wirbt Visa für das kontaktlose Bezahlen mit der neuen NFC-Kreditkarte. Doch die Wirklichkeit sieht völlig anders aus! Ein Erfahrungsbericht.

„Schnell, einfach und bequem – für Kunden und Händler“. Mit diesem Slogan wirbt Visa für das kontaktlose Bezahlen mit der neuen NFC-Kreditkarte. Doch die Wirklichkeit sieht völlig anders aus! Ein Erfahrungsbericht.

von Peter Stelzel-Morawietz

Im Werbevideo der Postbank ist die Welt in Ordnung: Da bezahlt man sein Mittagessen schnell und unkompliziert kontaktlos über den NFC-Chip (Near Field Communication) in der Kreditkarte. Nur einmal stockt es, da wagt es ein Gast doch glatt, bar zu bezahlen. Das dauert natürlich, zumal wenn man das Geld nicht passend hat. Bei so viel Rücksichtslosigkeit fällt den anderen Restaurantbesuchern glatt das Essen aus dem Mund.

So weit die Werbung, doch der NFC-Bezahlalltag ist nicht nur grauer. Nein, zurzeit ist er regelrecht düster.

Die Bezahlmöglichkeiten per NFC

Das will ich gleich ausprobieren! Guten Mutes mache ich mich auf in die Münchner Innenstadt, die Visa-Pressemitteilung „Mit Visa kontaktlos zahlen bei der Douglas-Gruppe“ vor Augen. Also auf in die erste Filiale der Parfümeriekette: Beim Wunsch, per NFC zu bezahlen, schaut die Verkäuferin mindestens so erwartungsvoll wie ich: ob das wohl klappt. Nach drei Fehlversuchen kramt sie eine mehrseitige Anleitung aus der Schublade und liest alle Anweisungen akribisch durch.

Dieses Symbol signalisiert die Bezahlmöglichkeit per Near Field Communication (NFC). Ob der Händler allerdings Visa, Mastercard oder beides unterstützt, bleibt dabei offen.<br id="ELR_1360000129"/>
Dieses Symbol signalisiert die Bezahlmöglichkeit per Near Field Communication (NFC). Ob der Händler allerdings Visa, Mastercard oder beides unterstützt, bleibt dabei offen.<br id="ELR_1360000129"/>

Doch immer das Gleiche: „Bitte Kreditkarte einstecken“, meldet das Bankkartenterminal stoisch. Genau das will ich nicht – ich möchte ja kontaktlos bezahlen. Da nutzt auch das WLAN-ähnliche Symbol an der Seite des Bezahlterminals nichts, das die NFC-Bezahloption kennzeichnet.

Visa Paywave – hier ist der Kunde nicht König

Viel ist zwar nicht los in der Mittagszeit am Werktag, doch die nächste Kundin wartet zunehmend ungeduldig hinter mir. Ich weiß, Warten an der Kasse nervt gehörig: Also kein Thema, fix vorgelassen, und sie fix – nämlich mit Bargeld – bezahlt. Jetzt aber will es die Kassiererin wissen und holt eine Kollegin zu Hilfe. Drei neue Versuche, dann greift die Kollegin zum Telefon und ruft die Hotline an: „Hier ist ein Kunde, der möchte mit Funk bezahlen“, versucht sie zu erklären.

So geht es weitere fünf Minuten hin und her, „Paywave“ müsse auf der Kreditkarte auch gedruckt draufstehen, das Symbol allein reiche nicht, erklärt sie nach einiger Zeit. Aha, denke ich mir – hier werden Sie geholfen. Ich möchte den Laden nicht weiter aufhalten und die Geduld der im Übrigen immer freundlichen Angestellten nicht überstrapazieren. Nach 20 Minuten verlasse ich die Douglas-Filiale mit einem Dutzend Belege über abgebrochene Transaktionen unverrichteter Dinge.

Sicherheitsrisiko NFC

Zurück bleibt Ratlosigkeit, vielleicht stimmt ja irgendetwas mit dem Bezahlterminal nicht. Also auf in die nächste Parfümerie, die nur ein paar Blocks weiter ist. Dort das gleiche Bild, ich erspare an dieser Stelle die Einzelheiten. Auf Nachfrage, ob schon einmal jemand erfolgreich kontaktlos bezahlt habe, gibt es nur ein Schulterzucken. Ein paar weitere Fehlbelege, das Bezahlen per NFC bleibt weiter ein unerfüllter Wunsch.

Das Ergebnis zahlreicher fehlgeschlagener Versuche, kontaktlos mit einer Visa-NFC-Kreditkarte zu bezahlen.
Das Ergebnis zahlreicher fehlgeschlagener Versuche, kontaktlos mit einer Visa-NFC-Kreditkarte zu bezahlen.

NFC-Bezahlstellen ohne Shop-Locator nicht zu finden

Wo lässt sich denn nun kontaktlos mit der Visa-Kreditkarte bezahlen? „Ich weiß es nicht“, lautet meine Antwort noch immer. Einen Shop-Locator wie ihn die Konkurrenz von Mastercard bereitstellt, bietet Visa nicht. Das muss auch Matthias Adel von der Pressestelle Visa Europe gegenüber PC-WELT eingestehen.

Wann immer ich in den folgenden Tagen in Geschäften unterwegs bin, schleiche ich zunächst um die Bezahlterminals, stets auf der Suche nach dem Zeichen zum kontaktlosen Bezahlen. Und siehe da: Beim Drogeriemarkt Müller und beim Elektronikshop Conrad werde ich fündig.

Zunächst zu Müller: Auch hier frage ich nach mehreren Fehlversuchen vorsichtig nach, ob schon einmal ein Kunde kontaktlos bezahlt habe. „Ja, einmal“, versichert die Kassiererin bestimmt. Na gut, ich jedenfalls war es nicht. Das gleiche Ergebnis bei Conrad: Das Bezahlen mit Visa Paywave bleibt auch hier erfolglos – trotz NFC-Zeichen auf dem Bezahlterminal.

Mobilfunkkunden der polnischen T-Mobil-Tochter können im Nachbarland schon mit einem NFC-fähigen Smartphone zahlen. Das ist in Deutschland bisher nicht möglich.
Mobilfunkkunden der polnischen T-Mobil-Tochter können im Nachbarland schon mit einem NFC-fähigen Smartphone zahlen. Das ist in Deutschland bisher nicht möglich.

Die Erklärung für meinen Kundenfrust ist ebenso kurz zusammengefasst wie trivial: All die Geschäfte haben mit Visa (noch) keinen Vertrag zum kontaktlosen Bezahlen abgeschlossen, vielmehr nur mit Mastercard. Für den Verbraucher erschließt sich dies aber nicht, und auch dem Verkaufspersonal ist dieser wichtige Unterschied ganz offenbar nicht klar. Zugegeben: In der Visa-Pressemitteilung steht „im Frühjahr 2013“ – doch an die Presse rausschicken kann man diese Neuigkeit ja schon mal zum Jahresanfang.

Übrigens: „In Europa wurden bislang 50 Millionen kontaktlose Visa-Karten ausgegeben. Damit können Visa-Kartenbesitzer an über 540.000 Kontaktlosterminals bezahlen“, teilt das Unternehmen mit. Nur wo genau, das bleibt deren Geheimnis.

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