Frust im Job verursacht jedes Jahr Milliardenschäden

04.10.2001
Kein Bock auf Arbeit: Die Mehrheit der deutschen Angestellten fühlt sich dem Arbeitgeber gegenüber nicht verpflichtet. 15 Prozent bezeichnen sich gar als "aktiv unengagiert". Der wirtschaftliche Schaden geht in die Milliarden.

Das Marktforschungsunternehmen Gallup schlägt Alarm: Der aktuellen Umfrage zufolge verspüren 84 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland keine echte Verpflichtung ihrer Arbeit gegenüber. 15 Prozent von ihnen bezeichnen sich sogar als "aktiv unengagiert". Der gesamtwirtschaftliche Schaden, der durch unmotivierte Mitarbeiter verursacht wird, summiert sich nach Schätzungen der Marktforscher jährlich auf einen Betrag von mehr als 400 Milliarden Mark. "Diese Größenordnung entspricht fast dem gesamten Bundeshaushalt 2001", meint Marco Nink von Gallup.

Schlechtes Management verursacht Frust

Schuld sind aber nicht die Angestellten selbst, versichern die Marktforscher. Der wichtigste Grund für das fehlende Engagement derart vieler Mitarbeiter sei schlechtes Management: "Die Arbeitnehmer sagen aus, dass sie nicht wissen, was von ihnen erwartet wird, dass ihre Vorgesetzten sich nicht für sie als Menschen interessieren, dass sie eine Position ausfüllen, die ihnen nicht liegt, und dass ihre Meinungen und Ansichten kaum Gewicht haben", so das Fazit. Die mangelnde Motivation habe außerdem zur Folge, dass Mitarbeiter wohl immer unengagierter werden, je länger sie bei ihren Unternehmen bleiben.

In Deutschland fehlen die als "aktiv unengagiert" klassifizierten Mitarbeiter aufgrund von Krankheit durchschnittlich neun Tage pro Jahr. Bei engagierten Angestellten sind es durchschnittlich fünf Tage. Beim unzufriedenen Personal ist zudem die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihr Unternehmen binnen eines Jahres verlassen, sehr viel höher als bei ihren engagierteren Kollegen. So stimmten der Aussage "Ich beabsichtige, heute in einem Jahr noch bei meiner derzeitigen Firma zu sein" nur 41 Prozent der "aktiv unengagierten" Mitarbeiter absolut zu, gegenüber 90 Prozent der engagierten.

Die höhere Mitarbeiterfluktuation müssen Unternehmen teuer bezahlen: Bei einem Unternehmen mit rund 10.000 Mitarbeitern würden bei dieser Fluktuationsrate zwischen drei und neun Millionen Mark pro Jahr an zusätzlichen Kosten entstehen, schätzen die Experten.

"Kleine" Motivation brächte elf Millionen im Jahr

Weiterhin sind nur 22 Prozent der frustrierten Mitarbeiter gewillt, die Produkte oder Leistungen ihres Unternehmens an Bekannte weiterzuempfehlen, verglichen mit 73 Prozent der engagierten Mitarbeiter. Ähnlich verhält es sich bei der Frage nach der Weiterempfehlung des eigenen Arbeitsplatzes an Freunde und Bekannte. Wer unzufrieden ist, fühlt sich außerdem gestresster, so die Marktforscher. Der Grad des Engagements in Deutschland liegt der Untersuchung zufolge niedriger als in den USA. Dort sind 30 Prozent der Arbeitnehmer engagiert - 14 Prozentpunkte mehr als hierzulande. "Dieser Unterschied bedeutet für die USA einen starken Wettbewerbsvorteil gegenüber Deutschland", resümiert Gallup.

Für die Arbeitgeber lohnt sich auch der kleinste Motivationsschub, sagen die Experten und berchnen: Wenn es ein Unternehmen mit beispielsweise 20.000 Mitarbeitern schafft, die Gruppe der "aktiv unengagierten" Mitarbeiter von 15 auf zehn Prozent zu verringern, bedeute das einen wirtschaftlichen Gewinn von rund elf Millionen Mark pro Jahr.

www.gallup.de

ComputerPartner-Meinung:

Die Zahlen sind erschreckend hoch: Zwar kommen frustrierte Mitarbeiter in jeder Firma vor, doch dass sie die Mehrheit bilden, ist neu. Ob sich tatsächlich alle auf das schlechte Management berufen dürfen, darf bezweifelt werden. Vielmehr sitzen offenbar erschreckend viele Angestellte auf der falschen Position, ohne dass es jemand merkt. (mf)

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