FSC zeigt Dell & Co die Zähne und startet nochmals durch

19.10.2000
Mit rund 5.000 Gästen feierte sich Fujitsu Siemens Computers (FSC) Mitte Oktober auf der dreitägigen Hausmesse in Augsburg als innovatives und leistungsstarkes Unternehmen, das vor amerikanischen IT-Konzernen keine Angst hat.

Ein bayerischer Löwe in Lederhose war nicht nur das beliebteste Mitbringsel von der Hausmesse in Augsburg, er ist auch ein Symbol für den kampfgeist bei Fujitsu Siemens. Nach einem relativ schwachen zweiten Quartal, in dem vor allem der Marktbereich Mittelstand abfiel, erwartet das Unternehmen im dritten Quartal einen deutlichen Aufschwung.

Achim Berg, seit drei Monaten alleiniger Geschäftsführer FSC Deutschland, zeigt sich optimis-tisch: Ein wichtiger Grund für diesen positiven Richtungswechsel ist nach seiner Aussage, dass das Unternehmen größere Projekte und wichtige Kunden zurückgewinnen konnte. "Einige amerikanische Unternehmen geben für das dritte Quartal Gewinnwarnungen heraus und behaupten, der europäische Markt würde insgesamt einbrechen. Das kann ich nicht bestätigen", berichtet Berg stolz. "Ich kann wohl noch keine genauen Marktzahlen nennen, aber wir werden sicherlich im dritten Quartal den Turnaround schaffen. Wir liegen rund 50 Millionen Euro über dem Forecast für dieses Quartal." Insider erwarten, dass der Augsburger PC-Bauer in Q3 seinen Marktanteil in Europa, vor allem aber im strategisch wichtigen deutschen Markt, wieder auf über 30 Prozent hochschrauben kann. Im zweiten Quartal war der Anteil laut IDC um schmerzhafte 7,5 Prozent auf 22,9 Prozent gefallen. Der Deutschland-Geschäftsführer gibt offen zu, dass Verfügbarkeitsengpässe Anfang des Jahres vor allem bei den Notebooks, aber auch im Serversegement das Geschäft spürbar beeinträchtigten. Durch optimierte Logistik verbessern sich die Dinge laut Berg zunehmend. PCs und Notebooks seien ab sofort stets kurzfristig verfügbar. Somit seien für das dritte und vierte Quartal die besten Voraussetzungen für erfolgreiche Geschäfte geschaffen, trotz gegenteiliger Ansicht der Konkurrenz.

FSC hat keine Angst vor großen Tieren

So ist es für Berg eine besondere Genugtuung, seinem früheren Arbeitgeber Dell Paroli zu bieten. Zumal Konzern-Chef Michael Dell bei seinem Blitzbesuch Anfang Oktober in München erklärte, mit einer neuen Offensive wolle er auch in Europa wieder die Nummer eins werden und deshalb kleineren europäischen Herstellern Prozentpunkte abjagen. Dell wähnte dabei sogar, die ein oder andere kleinere PC-Schmiede sei bald am Ende, natürlich ohne Namen zu nennen. Diesen anonymen Fehde-Handschuh nimmt Berg nur zu gern auf und kontert: "Wir haben durch den Standort Deutschland gegenüber US-Firmen wie IBM, HP oder Dell einen unschätzbaren Vorteil, da 40 Prozent unser Kosten in Euro anfallen und somit nur 60 Prozent in Dollar abgerechnet werden."

Zusätzlich will FSC mit dem "Projekt Augsburg 2000" die Herstellungskosten um bis zu 40 Prozent und die Distributionskosten um 25 Prozent senken. Das Gros des 30-Millionen-Euro-Projektes wird für die Schaffung neuer Fertigungsstraßen und Optimierung der bestehenden Arbeitsprozesse ausgegeben.

Auch in Deutschland kann man günstig produzieren

Erste Erfolge sind spürbar. Trotz Standort Deutschland und den damit einhergehenden höheren Ausgaben für Löhne und Sozialabgaben kostet FSC die Produktion eines PCs nur 18 Euro. Im Zuge der Umstrukturierung soll auch die tägliche PC-Produktionsmenge von 8.000 auf 12.000 Stück erhöht werden.

Doch nicht allein die Produktionsschritte mussten optimiert werden, auch das allgemeine Arbeitsklima war eine Zeit lang verbesserungswürdig. Die Animositäten zwischen den fusionierten Mitarbeiterstämmen von Fujitsu und Siemens reichten bis ins europäische Top-Mangement.

Keine einfache Aufgabe für Paul Stodden, der erst im Frühjahr die Nachfolge von Winfried Hoffmann und Robert Hoog als Präsident und CEO übernahm. Trotz seiner reinrassigen Siemens-Vergangenheit konnte Stodden bereits erhebliche Erfolge beim Schlichten des Bruderkrieges verbuchen. Berg, als ehemaliger Dell-Mitarbeiter quasi Außenstehender, empfindet die Zusammenarbeit aller Mitarbeiter und auf allen Ebenen bereits spürbar friedlicher.

Locker und entspannt ging es zumindest auf der Hausmesse zu, die unter dem Motto "Oktoberfestival" neben zahlreichen Produktneuheiten auch die berühmte bayerische Gastlichkeit bot. Eigens für diesen Zweck waren große Zelte vor dem Werk aufgebaut, ähnlich den berühmten Bierzelten auf dem Oktoberfest. Im vergangenen Jahr hatte Fujitsu Siemens die erste Hausmesse kurz vor der Systems in Augsburg abgehalten. Dieses Mal hat sich das Management entschieden, aufgrund des enormen Kundenzuspruchs auf den Systemsauftritt zu verzichten, da man bei der eigenen Hausmesse alle seine Kunden für sich allein hat und deren Aufmerksamkeit nicht mit Mitbewerbern teilen braucht. So muss die Münchener Messe auf einen weiteren großen Aussteller bei der diesjährigen Systems verzichten. (go)

www-fujitsu-siemens.com

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