Führungskräfte behindern Aufklärung bei Siemens - Presse

26.07.2007
MÜNCHEN/BERLIN (Dow Jones)--Führungskräfte der Siemens AG behindern einem Zeitungsbericht zufolge die Aufklärung bezüglich der schwarzen Kassen und weltweiten Schmiergeldzahlungen. Wie die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) unter Berufung auf Informanten aus dem Aufsichtsrat in ihrer Freitagsausgabe schreibt, haben dies die vom Konzern eingeschalteten Ermittler der Kanzlei Debevoise & Plimpton dem Aufsichtsrat in dieser Woche berichtet.

MÜNCHEN/BERLIN (Dow Jones)--Führungskräfte der Siemens AG behindern einem Zeitungsbericht zufolge die Aufklärung bezüglich der schwarzen Kassen und weltweiten Schmiergeldzahlungen. Wie die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) unter Berufung auf Informanten aus dem Aufsichtsrat in ihrer Freitagsausgabe schreibt, haben dies die vom Konzern eingeschalteten Ermittler der Kanzlei Debevoise & Plimpton dem Aufsichtsrat in dieser Woche berichtet.

Nach Angaben von Sitzungsteilnehmern hätten die US-Juristen dem Gremium vorgetragen, dass Manager aus zahlreichen Landesgesellschaften von Siemens die internen Untersuchungen boykottierten. Das geschehe in Österreich, Griechenland und Belgien sowie in zahlreichen Siemens-Gesellschaften in Afrika und Asien, hieß es weiter. Die Führungskräfte dort würden erklären, sie hätten keine Zeit für die von debevoise geplanten Befragungen, berichtet die Zeitung.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Gerhard Cromme habe laut Sitzungsteilnehmern gesagt, er werde das nicht hinnehmen, sondern durchgreifen. Im Kontrollgremium wachse die Furcht vor "dramatischen Geldbußen" der US-Börsenaufsicht SEC, falls man bei der Aufklärung der Vorwürfe nicht vorankomme. Im schlimmsten Fall könne Siemens von staatlichen Aufträgen in den USA ausgeschlossen werden.

Ein Siemens-Sprecher wollte den Bericht am Donnerstag mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht kommentieren. Er bekräftigte aber, dass Siemens an der "umfassenden Aufklärung" der Fälle interessiert sei. Dieses hatten auch Cromme und der neue Vorstandsvorsitzende Peter Löscher wiederholt gesagt.

Debevoise sei offenbar nun auch in der Kraftwerkssparte auf schwarze Kassen gestoßen, durch die mehr als 100 Mio EUR geschleust worden seien, so die "Süddeutsche Zeitung". Siemens plane eine interne Hotlinie für anonyme Hinweise auf Gesetzesverstöße, hieß es weiter.

Unterdessen berichtet der "Tagesspiegel" in seiner Freitagsausgabe, die Münchner Staatsanwaltschaft habe noch keine Kenntnis von schwarzen Kassen in anderen Konzernbereichen als in der ehemaligen Siemens-Com-Sparte. Der Münchner Technologiekonzern hatte am Vortag in seinen "Legal Proceedings" zum dritten Quartal von möglicherweise fragwürdigen Zahlungen über ein Liechtensteiner Konto berichtet, die einen anderen Bereich betreffen. "Wir wissen nicht, was Siemens damit gemeint hat. Das macht uns neugierig", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Christian Schmidt-Sommerfeld dem Blatt.

Die Staatsanwaltschaft wisse inzwischen von mehreren schwarzen Kassen im Konzern, aber sie seien alle aus dem Kommunikationsbereich Com. "Wir bleiben am Ball", so Schmidt-Sommerfeld weiter. Auf Anfrage von Dow Jones Newswires bestätigte ein Sprecher des Staatsanwalts am Donnerstag die Aussagen von Schmidt-Sommerfeld.

Derzeit arbeite die Staatsanwaltschaft jedoch vorrangig an der Vorbereitung der ersten Anklage. Noch im Laufe dieses Jahres will die Ermittlungsbehörde einen ersten Teilaspekt der gesamten Untersuchung zur Anklage bringen.

Webseiten: http://www.sueddeutsche.de

http://www.siemens.de

http://www.tagesspiegel.de

DJG/flf/abe/roa

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