Für Computerfachhandel ein grosser Wachstumsmarkt

14.05.1999

MÜNCHEN: Projektoren, auch Beamer genannt, gehören bisher zu den Randbereichen der IT-Branche. Geht es nach den Herstellern, soll sich das nun ändern. Bis zum Jahr 2000 wird ein Marktwachstum von rund 30 Prozent vorhergesagt. Dieses Wachstum soll dabei hauptsächlich über den IT-Handel generiert werden.Präsentationen mit dem Overhead-Projektor sind zunehmend out. Der Vormarsch kleiner, mobiler und immer preiswerterer Projektions-lösungen hat in den letzten Jahren das Geschehen in deutschen Konferenz- und Besprechungsräumen verändert.

"Erfolgreich ist, wer sich und seine Produkte am überzeugendsten darstellen kann und sich so von anderen positiv unterscheidet", so Jussi Ekholm, European Sales- und Marketing-Manager beim amerikanischen Hersteller In Focus Systems Inc, einem der weltweit größten Anbieter von Projektoren. Als weitere wichtige Argumente für den Einsatz von Multimedia-Projektoren nennt der Marketier außerdem die effizientere und schnellere Kommunikationsmöglichkeit.

Einsatzgebiete von Projektoren

Nach einer von Howells Research für In Focus durchgeführten Studie standen bei 92 Prozent (Mehrfachnennungen möglich) der deutschen Anwender Geschäftspräsentationen an erster Stelle, gefolgt von internen Schulungen/Trainings mit 77 Prozent und der interaktiven Unterstützung von Besprechungen mit 54 Prozent. 46 Prozent der Befragten setzen ihren Projektor am Point of Sales ein. 31 Prozent der Käufer rüsten ihre Vertriebsmannschaft mit den Geräten aus, und 15 Prozent der Anwender setzen auf Aus- und Weiterbildung. Videokonferenzen und Heimkino-Anwendungen waren mit nur acht Prozent der Nennungen die seltensten Einsatzgebiete.

Stationär oder Transportabel

Die Geräte lassen sich in zwei Hauptkategorien aufteilen: festinstallierte Projektoren mit hoher Leistung und transportable Geräte. Die erstgenannte Gruppe ist nach Ansicht von Norbert Funk, Produktmanager für den Bereich Projektoren bei der NEC Deutschland GmbH in Ismaning, für den IT-Händler uninteressant: "In diesem Segment spielt ein umfangreiches Zubehörsortiment wie etwa

Vorsatzlinsen, Leinwände oder Beschallungsanlagen sowie Lichtsteuerung eine wesentliche Rolle. Hier gibt es eine Vielzahl von Audio/Video-Händlern, die sich auf genau dieses Gebiet spezialisiert haben." Große Chancen für EDV-Anbieter sieht der NEC-Mann hingegen im Bereich der portablen Projektoren. "Der mobile Markt wird sich für den PC-Händler zuerst öffnen, denn er besitzt das notwendige Produktumfeld, um die Kunden hier optimal zu bedienen."

Eine besondere Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang den "Ultra Portables" zu, also Projektoren deutlich unter acht Kilogramm. 1998 wurden bereits 64 Prozent aller Projektoren in Europa in der "Fliegengewicht"-Klasse abgesetzt. Bis zum Jahr 2000 prognostizieren Marktexperten gar ein Anwachsen dieser Gruppe auf 85 Prozent.

Vertriebswege noch nicht ausgereift

Trotz des Potentials im PC-Fachhandel scheut sich NEC bisher jedoch, die Händler über die gängigen Broadline-Distributoren zu bedienen. Im Gegensatz etwa zu In Focus, das mit Computer 2000 zusammenarbeitet, und Sony, das seine Vertriebsstrukturen gerade überarbeitet, will man bei NEC zumindest in naher Zukunft noch nicht in die große PC-Distribution gehen, sondern hält weiter an einem Kontingent von rund 55 sogenannten "Fokus"-Händlern fest, die direkt beliefert werden. Als Grund führt das Unternehmen das in diesem Umfeld so wichtige Training an. So sollen die Distributoren nicht nur die Ware vertreiben, sondern auch den kompletten Support dafür übernehmen.

Die Trends

Neben dem dominierenden Trend zu immer leichteren und damit flexibel einsetzbaren Projektoren geht die Tendenz zudem zu lichtstärkeren Geräten. So betrug die Quote der Beamer mit einer Helligkeitsleistung von mehr als 1.000 Ansi Lumen 1998 bereits 27 Prozent - kaum erstaunlich, da solche Geräte auch bei viel Restlicht am Einsatzort verwendet werden können. Außerdem steigt der Bedarf der PC-Anwendungen mit hoher grafischer Qualität. War vor wenigen Jahren noch SVGA-Darstellung das höchste der Gefühle, verfügten 1998 schon 31 Prozent der in Europa verkauften Projektoren über XGA-Qualitäten.

Weiteren Schwung dürfte der Neueinstieg von Compaq und Canon in das Feld der Projektoren-Anbieter bringen. Allerdings könnte der Spruch, daß Konkurrenz das Geschäft belebt, auch ins Leere gehen. Norbert Funk geht nämlich davon aus, daß es in der zweiten Jahreshälfte zu Lieferengpässen speziell bei DLP-Projektoren kommen wird, da einige Hersteller durch großvolumige und langfristige Verträge Kapazitäten an sich binden. So gibt es schlußendlich zwar jede Menge Produkttypen, es fehlt jedoch an strukturierten Vertriebskanälen und Lieferfähigkeiten. (akl)

Norbert Funk, Produktmanager für den Bereich Projektoren bei NEC:

"Der Markt für mobile Projektoren wird sich für den PC-Händler zuerst öffnen."

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