Für ein paar Pfennig mehr...

11.04.1999
Ein paar Kondensatoren weniger, billigere Sockel, und schon sind ein paar Mark mehr im Säckel.

Billig, billiger, am billigsten. Der Kampf im PC-Geschäft ist hart. Wer ein Produkt am preiswertesten anbieten kann, hat die Nase vorn. Doch niemand hat Geld zu verschenken. Um billiger produzieren zu können, muß mit jedem Pfennig gespart werden. Mit Pfennigen sparen läßt sich am besten bei der Produktion von Komponenten. Ein paar Kondensatoren weniger, Leistungshalbleiter mit geringerer Leistung, billigere Sockel, und schon sind ein paar Mark mehr im Säckel. Die Komponente funktioniert trotzdem. Allerdings entspricht sie jetzt nicht mehr den Spezifikationen. Aber wer merkt das schon? Ein typisches Beispiel hierfür sind Motherboards, bei denen der Hersteller an den Spannungsreglern für die Grafikkarte gespart hat (lesen Sie dazu auch den Artikel "Schnelle 3D-Karten führen zum Computerabsturz" auf Seite 68). Bessere und leistungsstärkere Regler kosten nur wenige Pfennige mehr. Diese zusätzlichen Pfennige schmälern aber den Gewinn des Herstellers. Und das Motherboard funktioniert unter einfachen Bedingungen auch mit den billigeren Bauteilen. Wenn der Kunde aber in seinen PC eine neue Grafikkarte einsetzen will, wird es problematisch. Denn die neuen schnellen 3D-Grafikkarten brauchen ein Quentchen mehr Strom. Und genau um diese paar Milliampere geht es. Die Leistungsregler arbeiten nämlich schon unter Normalbedingungen an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit. Sobald eine 3D-Anwendung gestartet wird, zum Beispiel ein Spiel, kommt es unweigerlich zum Absturz. Das Ergebnis: Der Kunde geht zu seinem Händler und schiebt die Schuld auf die neue Grafikkarte. Aber auch ein Umtausch der Karte bringt keine Besserung. Ein neues Motherboard muß her. Und davon sind die meisten Anwender überfordert. Welcher User kann schon ein Motherboard wechseln? Hier ist wieder der Händler gefragt.

Der Kampf um die billigsten Produkte wird im Endeffekt auf dem Rücken der Verbraucher und des Handels ausgetragen. Jeder muß heute mit seinem sauer verdienten Geld sorgsam umgehen. Deshalb schaut der Verbraucher immer nach Schnäppchen-Angeboten, und der Händler ist froh, wenn er solche Schnäppchen anbieten kann. Doch gerade im Komponentenmarkt, wie beispielsweise bei Motherboards, ist Vorsicht geboten. Laien können die Spreu vom Weizen nicht trennen. Und selbst Experten tun sich schwer, Pfusch bei einem Motherboard zu erkennen. Erst im funktionierenden System läßt sich beurteilen, ob das Board alle Spezifikationen erfüllt.

Mit Supersonderangeboten sollte auch der Handel vorsichtig sein. Was bringt es, ein Motherboard für knapp 150 Mark anbieten zu können, wenn der Kunde wenige Tage später wieder im Laden steht und es umtauschen möchte? Solche Angebote bringen mehr Ärger und Verdruß als Gewinn. Denn der Kunde erwartet zu Recht von seinem Händler optimale Betreuung und Beratung, auch bei Sonderangeboten.

Hans-Jürgen Humbert

hhumbert@computerpartner.de

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