Garantieversicherer versteckt sich vor IT-Händlern

09.10.1998

MÜNCHEN: Der Garantieversicherer Disa in Frechen befindet sich "in Abwicklung". Alle offenen Forderungen gegen das Unternehmen seien beglichen, so die Gesellschafter. PC-Händler, denen die Disa noch Geld schuldet, sehen das anders."Die Disa reagiert seit einem Jahr weder auf meine Mahnungen noch auf sonstige Schreiben!" Harald Wiegand, Inhaber der Büro- und Datentechnik Wiegand in Melsungen, ist sauer. 1995 hat er mit dem Dienstleister Disa GmbH in Frechen, der damals noch Adis hieß, einen Vertrag abgeschlossen, um seinen Kunden eine Garantieleistungs-versicherung für vier Jahre anbieten zu können.

Die Disa ihrerseits war bei Deutscher Lloyd Versicherungen in München rückversichert. Mitte 1996 kam es beim Abwickeln der monatlichen Schadensmeldungen zu Reibereien zwischen beiden, die in Zahlungsschwierigkeiten der Disa gegenüber ihren Vertragspartnern eskalierten.

"Ohne Anerkennung der eingereichten Garantieschäden durch den Versicherer ist eine Erstattung durch die Disa unmöglich", machte der damalige Geschäftsführer Mathias Voss seinen Kunden in einem Schreiben klar.

Seit einem Gläubigertreffen im September 1997 hat Wiegand nie wieder etwas von der Disa gehört. Damals kündigte der Garantieversicherer an, gegen den Deutschen Lloyd vor Gericht zu gehen. Er vermutete, daß es "der Deutsche Lloyd ganz gezielt darauf abstellt, durch einen Konkurs der Disa in eine bessere Position zu kommen". Sprich: Aus dem Vertragsverhältnis mit der Disa auszusteigen. Denn für den Münchener Versicherer sei der Schadensverlauf ungünstig, argumentierte Voss.

Deutscher Lloyd spricht von Ungereimtheiten

"Der Deutsche Lloyd hat sich auf einen für die Disa und uns guten Vertrag eingelassen und gezahlt. Das konnte nicht gut gehen", blickt ein anderer Händler zurück. Der Deutsche Lloyd wollte zu den Vorwürfen der Disa gegenüber ComputerPartner keine Stellung beziehen. Es hätte "Ungereimtheiten im Prozedere" gegeben, lautete der lapidare Kommentar. Vor rund zehn Wochen haben beide Parteien einen Vergleich geschlossen, der sie zum Schweigen verpflichtet. Andreas Thimm, Gesellschafter der Disa, prangert auch nach dem Vergleich an, daß Versicherer, die Garantieleistungsversicherungen für PC-Produkte anbieten, ihre Hausaufgaben nicht gemacht hätten: "Der jeweilige Versicherer hat Verträge in einem Umfeld geschlossen, das er fachlich offensichtlich nicht beherrscht."

Nachdem die Disa die Vergleichszahlung des Deutschen Lloyd bereits erhalten hat, interessiert es Händler wie Wiegand nun brennend, ob der angeschlagene Dienstleister ihren offenen Forderungen nachkommt. Thimm will davon nichts wissen: "Sämtliche Forderungen wurden beglichen." Wiegand fragt sich, warum er dann nichts von der Disa gehört hat.

In Frechen ist inzwischen das Telefon abgemeldet, und auf Schreiben

erfolgt keine Reaktion. Voss ist zwar immer noch im Handelsregister als Geschäftsführer eingetragen, hat aber seinen Anstellungsvertrag Anfang August 1998 gekündigt. Angst um seine Zukunft muß er sich nicht machen. Er ist ebenso wie Thimm Geschäftsführer der Adiserve Support GmbH in Kerpen.

Auf Nachfrage von ComputerPartner, wie es mit dem Dienstleistungsunternehmen jetzt weitergeht, antwortete Friedrich Kötter-Boisserée, Rechtsanwalt der Kanzlei B.A.S.S. in Düsseldorf, die die Hauptgesellschafterin Danielle Charette-Borchardt vertritt:

"Die Gesellschafterversammlung hat die Abwicklung beschlossen."

Unklar ist auch, was mit den Garantieverlängerungsverträgen passiert, die noch laufen und für die die Disa-Kunden beim Verkauf eines PC-Produkts bereits bare Münze gezahlt haben. Boisserée zufolge hat "Geschäftsführer Mathias Voss auskunftsgemäß Maßnahmen ergriffen, um die Regulierung dieser Vorgänge vorzunehmen".

Die betroffenen Disa-Kunden sind jetzt doppelt gestraft: Nicht nur, daß sie Geld für eine Leistung an die Disa abführten, die diese dann nicht mehr erbrachte, im Servicefall müssen sie alle anfallenden Kosten selbst tragen, denn mit den Kunden laufen die Verträge ja noch.

Inzwischen verhandeln einige Disa-Kunden wie Memorex Telex direkt mit dem Deutschen Lloyd. Wiegand wundert sich, auf welcher Basis die Verhandlungen möglich sind, denn zwischen den Disa-Kunden und dem Deutschen Lloyd bestand kein direktes Vertragsverhältnis. (is)

Wer ebenfalls noch offene Forderungen gegen die Disa GmbH hat, kann sich an die ComputerPartner-Redaktion wenden. (redaktion@computerpartner.de)

Wir leiten Ihre Post gerne an Herrn Wiegand weiter.

Harald Wiegand, Inhaber von Büro- und Datentechnik Wiegand, sucht Kontakt zu anderen Disa-Kunden mit offenen Forderungen.

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