Gartners zehn wichtigste Prognosen für das Jahr 2002

31.01.2002
Nach IDC legt nun auch Gartner die zehn wichtigsten IT-Prognosen für das Jahr 2002 und darüber hinaus vor. Über allem steht die Aussage, dass sich die Unternehmen künftig mehr auf Investitionssicherheit konzentrieren werden, statt sich mit den neuesten Technologien einzudecken.

Die Boomjahre in der IT-Branche sind vorbei. Sind die weltweiten Umsätze im Jahr 2000 laut Marktforscher Gartner noch um 16 Prozent gestiegen, haben sie sich im vergangenen Jahr relativ flach entwickelt und fielen um 250 Milliarden Dollar geringer aus als ursprünglich anvisiert. Der Grund: Nachdem in der Zeit des Hypes viele Projekte gescheitert waren und es in der Weltwirtschaft zu kriseln begann, sind die Unternehmen bei ihren IT-Ausgaben vorsichtiger geworden.

Viele Kauf- und Investitionsentscheidungen sind zurückgestellt worden oder unterliegen einer eingehenderen Prüfung in Bezug auf den kritischen Nutzen. Dementsprechend ist die Nachfrage gesunken, wodurch sich die Konsolidierung in der IT-Branche weiter beschleunigt hat. Die Hersteller, die diese veränderten Bedingungen zu ihrem Vorteil nutzen und mit probaten Lösungen aufwarten könnten, werden ihren Marktanteil bis 2004 beträchtlich ausbauen, so Gartner. Und auch den Verbrauchern sitzt das Geld nicht mehr so locker in der Tasche, zumal die ITK-Consumermärkte in vielen Teilen der Welt schon weitgehend gesättigt sind.

Wie IDC (siehe ComputerPartner 03/02, Seite 20) sieht Gartner ab Jahresmitte dennoch erste Lichtblicke am Horizont und stellt für 2002 und 2003 ein Wachstum von sieben respektive zehn Prozent in Aussicht. Die meisten Zuwächse sind laut Gartner in diesem Jahr bei TK-Ausrüstung sowie Support- und Management-Services zu erwarten, während die Umsätze für Halbleiter, Softwarelizenzen und Computerhardware sich nur flach oder sogar leicht negativ entwickeln werden (siehe Grafik). Von insgesamt 200 Prognosen für das Jahr 2002 hat Gartner die zehn wichtigsten zusammengefasst und in drei Bereiche unterteilt:

"Äußere Einflüsse"

- Auch wenn sich die Weltwirtschaft in der zweiten Jahreshälfte wieder erholt, bleibt die Lage in der IT-Industrie bis Ende 2003 angespannt. Eine weitere Konsolidierung und eine Zunahme von Entlassungen sind unausweichlich. Gartner rechnet sogar damit, dass bis 2003 rund 50 Prozent der derzeitigen Technologieanbieter von der Bildfläche verschwunden sein werden.

- Die Sicherung von Personen, Wissen, Systemen und Nationen erhält Priorität.

- So wie immer mehr Verbraucher online gehen, wird sich die Zahl der Online-Konten laut Gartner bis 2005 verdoppeln.

"Geschäftsgebaren"

- Trotz einer Budgetzurückhaltung wächst der Druck auf IT-Abteilungen. Dies wird sich besonders bemerkbar machen, wenn die Wirtschaft - voraussichtlich ab Jahresmitte - wieder anzieht und viele liegengebliebene oder nur halbherzig angegangene Projekte plötzlich wieder Top-Priorität genießen.

- Da immer mehr Unternehmen ihre IT-Ausgaben nicht aus Rücklagen, sondern aus dem operativen Geschäft bestreiten, geht der Trend verstärkt zu Outsourcing und "zuverlässigen" Dienstleistern.

- Customer-Relationship-Management (CRM) wird bis 2004 eine der wichtigsten Komponenten in den Unternehmensstrategien bleiben.

"Anwendungen und Technologietrends"

- Unternehmenskritische Investitionen in Sicherheit und Ausbau der Netzwerkinfrastruktur sind trotz Budgetzurückhaltung unerlässlich und dulden keinen Aufschub. Statt den neuesten Technologietrends hinterherzujagen, werden die Unternehmen bei ihren IT-Ausgaben - zum Leidwesen der Anbieter - taktisch vorgehen.

- Gefahr für die Akzeptanz von GPRS und UMTS: Mehr als 50 Prozent aller zu Jahresbeginn eingeführten Mobilfunkanwendungen werden bis Jahresende hinfällig sein.

- Webservices werden im Jahr 2002 zunehmend Beachtung finden und bei den Top-2000-Unternehmen in den neu eingesetzten Anwendungen dominieren.

- Ein anderes Thema, das die Unternehmen beschäftigen wird, ist nach Ausicht der Gartner-Analysten die Integration der internen Anwendungen in die jeweiligen Geschäftsabläufe und der Ausbau der B2B-Aktivitäten.

www.gartner.com

ComputerPartner-Meinung:

Gerade weil die Unternehmen angesichts der schwierigen Wirtschaftslage den Gürtel enger schnallen müssen, werden sie künftig genauer prüfen, worauf sie sich bei ihren IT-Investitionen einlassen. Denn wie die Beispiele Sicherheit und Ausbau der Netzwerkinfrastruktur zeigen, besteht sehr wohl großer Bedarf. Wer dieses Potenzial erkennt und mit probaten, auf die Kundenbedürfnisse zugeschnittenen Lösungen aufwartet, wird wohl auch im Jahr 2002 nichts zu befürchten haben. (kh)

Zur Startseite