Gastkommentar

20.06.1997
Nicht mehr lang, und sie sind vorbei: Die Tage des unbesorgten, weil unbeobachteten Telefonierens. Eine Kamera wird demnächst dem aufmerksamen Anrufer enthüllen, was wir bislang so gut verbergen konnten. Die schlechte Rasur und der Fleck auf der Jacke sind dann möglicherweise noch eher geringe Übel im Vergleich zu dem, was das elektronische Auge preisgeben wird. Was nutzt noch die mitfühlende Stimme, die wir uns zurechtlegen, wenn die Erbtante telefonisch von ihrer bösen Krankheit erzählt. Denn dieses Bemühen wird leider relativiert durch das eigene breite Grinsen, das Tantchens Bildschirm komplett ausfüllt. Oder das geheuchelte Interesse, wenn wieder einmal jemand ganz, ganz wichtige Neuigkeiten erzählt. Wie peinlich, wenn auf dem Monitor des Anrufers eine Person mit geschlossenen Augen gezeigt wird, die sich nur mit äußerster Mühe senkrecht halten kann. Tja, und auch für die Tele-Worker, die bisher dem Chef erfolgreich vorspielten, zuhause ebenso hart wie im Büro zu schuften, wird eines anderes: Geschlafen und ferngesehen wird ab dann nur noch im Anzug - der Chef könnte ja anrufen.Aber auch volkswirtschaftlich gesehen ist Video-Conferencing gefährlich. Schließlich leben ganz bestimmte Gewerbe davon, dem Anrufer bestimmte Bilder beziehungsweise Emotionen rein stimmlich nahezubringen. Wie ernüchternd wäre es da wohl, diese meist weiblichen Gewerbetreibenden beim Verspeisen verschiedener Nahrungsmittel oder beim Stricken von Ohrenwärmern zu sehen.

Nicht mehr lang, und sie sind vorbei: Die Tage des unbesorgten, weil unbeobachteten Telefonierens. Eine Kamera wird demnächst dem aufmerksamen Anrufer enthüllen, was wir bislang so gut verbergen konnten. Die schlechte Rasur und der Fleck auf der Jacke sind dann möglicherweise noch eher geringe Übel im Vergleich zu dem, was das elektronische Auge preisgeben wird. Was nutzt noch die mitfühlende Stimme, die wir uns zurechtlegen, wenn die Erbtante telefonisch von ihrer bösen Krankheit erzählt. Denn dieses Bemühen wird leider relativiert durch das eigene breite Grinsen, das Tantchens Bildschirm komplett ausfüllt. Oder das geheuchelte Interesse, wenn wieder einmal jemand ganz, ganz wichtige Neuigkeiten erzählt. Wie peinlich, wenn auf dem Monitor des Anrufers eine Person mit geschlossenen Augen gezeigt wird, die sich nur mit äußerster Mühe senkrecht halten kann. Tja, und auch für die Tele-Worker, die bisher dem Chef erfolgreich vorspielten, zuhause ebenso hart wie im Büro zu schuften, wird eines anderes: Geschlafen und ferngesehen wird ab dann nur noch im Anzug - der Chef könnte ja anrufen.Aber auch volkswirtschaftlich gesehen ist Video-Conferencing gefährlich. Schließlich leben ganz bestimmte Gewerbe davon, dem Anrufer bestimmte Bilder beziehungsweise Emotionen rein stimmlich nahezubringen. Wie ernüchternd wäre es da wohl, diese meist weiblichen Gewerbetreibenden beim Verspeisen verschiedener Nahrungsmittel oder beim Stricken von Ohrenwärmern zu sehen.

Unser Fazit: Laßt uns die Zeit genießen, in der wir noch hemmungslos, nur so wie Gott uns schuf, auch dem wichtigsten Anrufer selbstbewußt entgegentreten können, während wir mit ungeheurem Elan beobachten, wie sich die Kondensmilch im Kaffee verteilt.

Michal Unverwerth ist Produktmanager bei ABC Computer Handelsgesellschaft mbH in Hamburg.

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