Gastkommentar

20.08.1998

"Der Trend geht hin zur Marke." Überzeugt von der eigenen Prophezeiung rieben sich die Marken-PC-Hersteller noch im vergangenen Jahr die Hände. Dumm nur, daß sich ein Marktsegment hierzulande so überhaupt nicht an die Prognose halten will: Im deutschen Consumer-PC-Markt ist von dieser Tendenz nämlich wenig zu spüren. Noch immer spielen die A-brands in dem widerspenstigen Segment eine eher untergeordnete Rolle.Die Zahlen sprechen für sich: Acht Markenhersteller - Acer, Apple, Compaq, Hewlett-Packard, IBM, Olivetti, Packard Bell sowie Siemens Nixdorf - besetzten in diesem Frühjahr laut GFK zusammen noch nicht einmal zehn Prozent des Heim-PC-Markts. Ausnahme: Aldi-Lover Fujistu holte sich nicht zuletzt über seine innigen Beziehungen zu branchenfremden Discountern einen Anteil von gut 22 Prozent. Der Großteil des Kuchens (gut 60 Prozent) landete jedoch in den Mägen der sogenannten No-names wie Vobis, Comtech, Schadt und Konsorten, die dem Markt mit ihren Trade-brands eindeutig den Stempel aufdrücken.

Der Grund dafür ist einfach: Im Heimanwendermarkt gilt nach wie vor - Preis vor Marke! Wer also als Markenhersteller die Consumer-Herzen erobern will, kommt offenbar nicht daran vorbei, dieselben Preispunkte wie die No-name-Kollegen zu besetzen. Ansonsten wird Markenqualität wohl weiter in den Regalen ruhen. Das hatte im vergangenen Jahr auch IBM erkannt. Bei seinen über Comtech und später auch über Vobis verkauften Aptiva-PCs wollte sich Big Blue preislich an den Handelsmarken orientieren - ein Plan, der aber bald darauf wieder über den Jordan ging. Das Ergebnis: ein Minimalanteil von nur einem Prozent, bescheinigt von den Marktforschern der GFK.

Auch Compaq bereitet die geringe Abnahmebereitschaft der Consumer Kopfschmerzen. Linderung erhofft sich der PC-Riese nun von seiner neuen Consumer-Chefin Karola Bode, die kürzlich aus Frankfurt zur Hilfe eilte. Welche Arzneien die Expertin für Direktvertrieb aus ihrem Erste-Hilfe-Koffer zaubert, bleibt abzuwarten. Durch Herumdoktern am Vertrieb wird sich ein Hersteller den Heimmarkt allerdings kaum erschließen. Knackpunkt sind die Preise. Denn einen Compaq-PC, der im Internet 200 Mark teurer ist als ein Netzwerk-Rechner bei Media-Markt, kauft schließlich kein Mensch - bis auf zwei oder drei ... Katharina Friedmann

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