Gastkommentar

23.07.1998

Die Meldung in der ComputerPartner-Ausgabe 11/98 war eher unauffällig: "Das erste Quartal sorgte für einige Überraschungen". Der Text der Meldung enthielt kommentierte Absatzzahlen des Laserdrucker-Marktes von Quartal 1/97 und Quartal 1/98 - und tatsächlich gab es dabei für einige Hersteller echte Überraschungen. So durfte beispielsweise Xerox dem Artikel entnehmen, daß man auf breiter Front "erhebliche Absatzeinbußen" zu verzeichnen hätte - und das, obwohl die eigenen Zahlen zeigten, daß der Absatz mächtig in die Höhe gegangen war. Woher kam diese Diskrepanz?"Trau keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast", weiß schon der Volksmund. Fast jedes Zahlenwerk dient letztendlich nur dazu, den eigenen Standpunkt zu untermauern. Doch kaum eine Branche kann ohne Kennzahlen auskommen - nur wer zumindest ein Gefühl für den Markt hat, in dem er tätig ist, kann auf Dauer erfolgreich darin agieren. Deshalb kommt Marktforschern wie etwa Dataquest eine wichtige Rolle zu. Sie liegen mit ihren Prognosen zwar nicht immer ganz richtig, aber insofern die veröffentlichten Zahlen auf vielen Gesprächen mit Herstellern, Händlern und vor allem potentiellen Kunden beruhen, vermitteln sie sehr gut Tendenzen (und mitunter stimmen sie sogar mit der Wirklichkeit überein).

Auch dem betreffenden Artikel lag die Auswerung einer Dataquest-Studie zu Grunde - der verantwortliche Redakteur machte sich sogar die Mühe, die Zahlen sowohl nach Marksegement wie auch nach Hersteller zu analysieren. Diese penible und akribisch durchgeführte Analyse führte zu den überraschenden Ergebnissen - was aber nicht daran lag, daß der Markt plötzlich verrückt gespielt hätte, sondern daran, daß es sich bei den Zahlen lediglich um Schätzungen von Dataquest handelt. Zumindest in bezug auf den Absatz der Xerox GmbH hat Dataquest für das erste Quartal 1997 erheblich zu hohe Abverkaufszahlen angesetzt, während die für das erste Quartal 1998 der Realität sehr nahe kommen. Zu hohe, teilweise utopische Schätzungen aus dem Vorjahr mit realistischen Schätzungen, die nahe den tatsächlichen Ergebnissen liegen, aus diesem Jahr zu vergleichen, sorgt natürlich für gewisse Überraschungen - dokumentiert aber nicht unbedingt die Entwicklung auf dem Markt.

Vergleicht man dagegen nicht die geschätzten, sondern die tatsächlichen Vorjahresergebnisse (die um bis zu 400 Prozent über beziehungsweise unter den geschätzen Zahlen liegen!) mit den entsprechenden Vergleichszahlen dieses Jahres, gewinnt man plötzlich einen ganz anderen Eindruck vom Laserdruckermarkt. Zwar bleiben die Marktführer nach wie vor die Marktführer, und die Abweichungen der Zahlen bei den Standardgeräten wären noch hinzunehmen - doch bei anspruchsvollen Neuentwicklungen ergibt sich ein ganz anderes Bild. So mußte Xerox keine "erheblichen Absatzeinbußen" hinnehmen. Ganz im Gegenteil. Beispielsweise im Bereich der schnellen Netzwerklaser durfte Xerox sich über Zuwächse von nahezu 100 Prozent freuen! Nach den Zahlen, die auf Fakten basieren, ist Xerox auch kein Nischenanbieter mehr, sondern Marktführer im Bereich der schnellen Netzwerklaser - was unter dem Strich doch einen ganz erheblichen Unterschied darstellt.

Zur Startseite