Gastkommentar

05.08.1998

Die Zeit der Ernüchterung ist gekommen. Der NT-Hype ist vorbei. Im Jahr fünf seiner Existenz ist NT doch nicht so weit gekommen, wie AT&T (NCR), Sun, Siemens, IBM, HP, SGI, DEC, SCO und andere Firmen zusammen Unix in nun bald 30 Jahren gebracht haben. Wer hätte anderes erwartet? Unix hat weiterhin einen Technologie- und Qualitätsvorsprung, der nicht durch Marketing wettgemacht werden kann.Der bisherige Erfolg von Windows NT gerade im File- und Print-Server -Bereich ist zum Beispiel kaum zu Lasten von Suns Solaris gegangen. Andere Hersteller, die außer diesem inzwischen selbstverständlichen Feature eines Servers keinen klaren Weg für zukünftige vernetzte Architekturen aufzeigen können, tun sich da viel schwerer. Auch das Argument eines angeblichen Preisvorteils ist schwer belegbar.

Die wahren Kosten von EDV-Lösungen auf PCs liegen wesentlich höher durch hohe Administrations- und Wartungsaufwendungen. Der vermeintliche Vorteil beim Einkauf günstiger Massenkomponenten wird schnell durch die Kosten für Wartung und Administration aufgefressen. Schon vor dem Absturz einer Windows 98-Version während der Comdex im April assoziierten viele Anwender NT und andere Produkte aus dem Hause Microsoft nicht unbedingt mit Stabilität und Hochverfügbarkeit. Viele Firmen verlassen sich bei den sogenannten "Mission-critical"-Anwendungen auf das bewährte Solaris. Die Anwendungen, mit denen ein Unternehmen sein Geld verdient, müssen vor allem Attribute wie Skalierbarkeit, Wartbarkeit und Sicherheit mitbringen. Offene Standards werden auch weiterhin der Schlüssel sein für Wettbewerb hinsichtlich der Qualität und Leistungsfähigkeit von Softwareprodukten. NT muß neue Qualitäten bringen, als lediglich das Rad "Unix" neu und proprietär zu erfinden, um auf breiter Linie erfolgreich zu sein. Auch das Argument einer vermeintlich einheitlichen NT-Plattform gegenüber diversen Unix-Versionen kann sich ins Gegenteil umkehren. Auf der Unix-Seite konsolidiert sich der Markt zugunsten von Solaris sowohl auf den Intel- als auch auf den Sparc-Plattformen. Auf der anderen Seite zeichnet sich gerade in bezug auf die Implementation der Server- und Cluster-Technologien

(Stichwort: Wolfpack-Bausatz) eine Balkanisierung von NT ab. Abhängig von dem jeweiligen OEM werden bestimmte Features angeboten oder auch nicht.

Die EDV im Jahre 2000 wird bestimmt werden von intelligenten Geräten wie Web-Telefonen, Set-top-Boxen für digitales Fernsehen und sogar intelligenten Chip-Karten mit Java-Funktionen. In diesem Bereich spielt Windows heute schon eine untergeordnete Rolle.

*Svend Back ist Manager Systemengineering bei Sunsoft in Grasbrunn.

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