Gastkommentar

30.09.1999

Soeben beglückt uns die Wissenschaft mit einer neuen Erkenntnis: Mitarbeiter, die in den Firmenfluren plappern, plaudern, schwatzen oder ratschen, sind motivierter als andere und erledigen ihre Arbeit effizienter als ihre Kollegen. Die informelle Kommunikation macht's, sagen die Forscher.Vorgesetzte sollten jetzt nicht in Panik verfallen, weil ihr Weltbild ins Schwanken gerät, sondern den Hintergrund der Botschaft genau unter die Lupe nehmen: Je besser und differenzierter sie ihre Mitarbeiter informieren, desto größer der Vorteil für das Unternehmen.

Eigentlich ist die Erkenntnis nicht neu, und die Versuche, sie umzusetzen, sind zahllos. Nur: Wie bekommt man die Flut von Informationen aus der Produktentwicklung, dem Marketing, dem Vertrieb, der Personalabteilung oder der Geschäftsleitung wirklich in den Griff? Wie kann sie sinnvoll zur Verfügung gestellt werden, und wie kann der Einzelne die für ihn relevanten Informationen mit wenigen Mausklicks herausfiltern?

Die moderne Variante der Informationsvermittlung - nach Hauspost und E-Mail - heißt Intranet. Im Prinzip sind dort alle wichtigen Informationen vorhanden, Zugriffsrechte stellen sicher, daß ein User nur die Daten sieht, die er auch sehen darf, und die Volltextsuche erlaubt, eine einzelne Information aus mehreren tausend Seiten sekundenschnell herauszusuchen. Paradiesische Zustände für jedes Unternehmen: Jeder Mitarbeiter hat jederzeit Zugriff auf genau die Information, die er gerade braucht.

Wäre da nicht der organisatorische Flaschenhals, der verhindert, daß Informationen, wenn überhaupt, rechtzeitig ins Netz gelangen. Denn wie sieht die Intranet-Realität in deutschen Großunternehmen aus? Von Abteilungen aufbereitete Inhalte gehen oft genug über den Schreibtisch eines Web-Admins oder einer Webredaktion, deren Aufgabe es ist, sie ins Intranet zu stellen. Nicht selten sind sie durch die schieren Mengen, die sie bearbeiten müssen, überfordert, nicht selten können sie keine Aussage über die Validität der Dokumente treffen: Rückfragen, manuelle Bewertungen und Freigabeprozesse sind notwendig - und das Chaos ist vorprogrammiert.

Ein Intranet steht und fällt mit dem organisatorischen Konzept: Fachabteilungen müssen Inhalte selbst einspielen können, Freigabeprozesse und Workflows müssen automatisiert, Produktionsverantwortliche ernannt, "Rollen" allen Beteiligten zugewiesen werden. Dann erst ist sichergestellt, daß jede Information rechtzeitig zur Verfügung steht und jederzeit abrufbar ist. Und erst dann verlassen sich Mitarbeiter auf den aktuellen Stand ihres Intranets und nutzen es, neben dem täglichen Plausch, als wertvolle Informationsquelle.

Boris Pfeiffer ist Managing Director Central Europe von Netobjects in München

Zur Startseite