Gates vor Gericht

24.04.2002
Selbstbewusstsein hat Bill Gates offensichtlich. Was schlecht sei für Microsoft, sei für die Wirtschaft insgesamt schlecht, ließ er Richterin Colleen Kollar-Kotelly im nunmehr vier Jahre währenden Kartellprozess gegen Microsoft wissen. Weitere Aussagen des Microsoft-Gründers waren: Würde das Gericht gegen Microsoft entscheiden und das Betriebsprogramm Windows aufteilen, würde das der ganzen Computerindustrie schaden. Denn Microsoft beziehungsweise dem Quasi-Desktop-Monopol Windows sei es gelungen, eine zersplitterte Computerindustrie zu vereinigen. Darauf setzten Unternehmen und private Nutzer. Außerdem würde Microsoft, falls die neun klagenden Bundestaaten Recht bekämen, Windows vom Markt nehmen. Eine modulare Aufteilung würde Windows auf den Releasestand Windows 3.11 zurückwerfen. Außerdem sei es technisch nicht möglich, Windows in Middleware-, Internet Explorer und reines Betriebssystem aufzuspalten. Wichtige Funktionen des Betriebssystems seien beispielsweise im Explorer integriert. Ein Offenlegen des Windows-Quellcode käme dem Raub geistigen Eigentums gleich. Entwickler, die auf Windows aufsetzten, bekämen in Form der Programmierschnittstellen (API; Application programming interface) alle Informationen, die sie bräuchten. Insgesamt präsentierte Bill Gates eine 156 Seiten umfassende Verteidigungsschrift. Doch weniger diese, als Gates` Auftritt selbst hatten Beobachter mit Spannung erwartet. Würde er ähnlich wie bei seinem Videoauftritt 1998 schlecht vorbereitet sein und fahrige Auskünfte geben? Das tat er nicht. Im Gegenteil: Er wirkte nach übereinstimmender Meinung der Beobachter gründlich vorbereitet und antwortete sachlich und ruhig. Allein bei der Frage des Staatsanwaltes: Sollte das Gericht Ihrer Meinung nach beschließen, Microsoft, mach wie bisher weiter? zögerte Gates und gab schließlich  zur Antwort: "Das ist ein komplizierter Fall." Der Prozess, den neun US-Bundesstaaten auch nach der Einigung der US-Regierung mit der Gates-Company gegen Microsoft angestrengt haben, wird mit Gates fortgesetzt. Die Kläger verlangen unter anderem, eine Windows-Version für konkurrierende Software-Konzerne und Computerhersteller anzubieten, die von diesen Firmen nach eigenen Vorgaben angepasst werden kann. Damit könnte künftig der Missbrauch des faktischen Monopols bei PC-Betriebssystemen eingedämmt, vielleicht sogar ausgeschlossen werden. (wl)

Selbstbewusstsein hat Bill Gates offensichtlich. Was schlecht sei für Microsoft, sei für die Wirtschaft insgesamt schlecht, ließ er Richterin Colleen Kollar-Kotelly im nunmehr vier Jahre währenden Kartellprozess gegen Microsoft wissen. Weitere Aussagen des Microsoft-Gründers waren: Würde das Gericht gegen Microsoft entscheiden und das Betriebsprogramm Windows aufteilen, würde das der ganzen Computerindustrie schaden. Denn Microsoft beziehungsweise dem Quasi-Desktop-Monopol Windows sei es gelungen, eine zersplitterte Computerindustrie zu vereinigen. Darauf setzten Unternehmen und private Nutzer. Außerdem würde Microsoft, falls die neun klagenden Bundestaaten Recht bekämen, Windows vom Markt nehmen. Eine modulare Aufteilung würde Windows auf den Releasestand Windows 3.11 zurückwerfen. Außerdem sei es technisch nicht möglich, Windows in Middleware-, Internet Explorer und reines Betriebssystem aufzuspalten. Wichtige Funktionen des Betriebssystems seien beispielsweise im Explorer integriert. Ein Offenlegen des Windows-Quellcode käme dem Raub geistigen Eigentums gleich. Entwickler, die auf Windows aufsetzten, bekämen in Form der Programmierschnittstellen (API; Application programming interface) alle Informationen, die sie bräuchten. Insgesamt präsentierte Bill Gates eine 156 Seiten umfassende Verteidigungsschrift. Doch weniger diese, als Gates` Auftritt selbst hatten Beobachter mit Spannung erwartet. Würde er ähnlich wie bei seinem Videoauftritt 1998 schlecht vorbereitet sein und fahrige Auskünfte geben? Das tat er nicht. Im Gegenteil: Er wirkte nach übereinstimmender Meinung der Beobachter gründlich vorbereitet und antwortete sachlich und ruhig. Allein bei der Frage des Staatsanwaltes: Sollte das Gericht Ihrer Meinung nach beschließen, Microsoft, mach wie bisher weiter? zögerte Gates und gab schließlich  zur Antwort: "Das ist ein komplizierter Fall." Der Prozess, den neun US-Bundesstaaten auch nach der Einigung der US-Regierung mit der Gates-Company gegen Microsoft angestrengt haben, wird mit Gates fortgesetzt. Die Kläger verlangen unter anderem, eine Windows-Version für konkurrierende Software-Konzerne und Computerhersteller anzubieten, die von diesen Firmen nach eigenen Vorgaben angepasst werden kann. Damit könnte künftig der Missbrauch des faktischen Monopols bei PC-Betriebssystemen eingedämmt, vielleicht sogar ausgeschlossen werden. (wl)

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