Gateway Europa bastelt heimlich am neuen Profil

05.08.1998

MÜNCHEN: Noch ringt Gateway Deutschland um eine eigene Identität. Der Direktanbieter ist jedoch bereits dabei, sich durch elegant verkürzten Namen, frisch gestyltes Logo sowie einige Umstrukturierungen ein Profil zu verschaffen.Kurz vor dem Jahr 2000 trennt sich Gateway - vormals Gateway 2000 -von der nicht mehr zeitgemäßen zweiten Hälfte des Firmennamens. Wohl ebenfalls nicht zeitgemäß waren Gateways Anstrengungen für einen Senkrechtstart im US Enterprise Geschäft. Zwar übertraf der Direktanbieter mit einem Nettogewinn von 75,9 Millionen Dollar im ersten Quartal (Q1/1997: 67,5 Millionen Dollar) die Erwartungen der Analysten. Im Business-Bereich konnte das Unternehmen jedoch nicht so recht Fuß fassen oder gar Konkurrent Dell das Wasser reichen. Mit einem neuen Partnerkonzept namens "Gateway Partners" buhlt Gateway jetzt erneut um die anspruchsvollen US Firmenkunden. Das Programm sieht den indirekten Vertrieb der Server über Handelspartner vor. Außerdem sollen dort alle Server, also auch die der Gateway-Tochter Advanced Logic Research (ALR), künftig unter dem Namen "Gateway ALR Server" vermarktet werden.

In Deutschland werden die beiden Unternehmen eher getrennt ihren Geschäften nachgehen. "Es ist zwar grundsätzlich von einer starken Integration zwischen Gateway und ALR auszugehen, allerdings wird das bei weitem nicht so dramatisch aussehen wie derzeit in den Staaten", erklärt Emmanuel Davidson, Director Corporate Communications der Europa-Zentrale von Gateway in Irland. "Gateway in Deutschland bleibt zu 100 Prozent direkt, ALR bleibt ein eigener Geschäftsbereich mit eigenen (indirekten) Vertriebswegen, eigenen Kunden und eigenem Service", schiebt er nach. "Man kann sich Gateway in den Staaten und in Europa wie zwei Brüder vorstellen: Der eine ist 13 oder 14 Jahre alt, der andere ist gerade mal vier. Es mag Dinge geben, die wir für den US-Markt ankündigen, jedoch in Europa noch nicht realisieren können."

Das allerdings dürfte dem Unternehmen momentan zumindest hierzulande auch schwerfallen - so fehlt Gateway in Deutschland immer noch der Kopf: Patrick Tobias, seit dem Ausscheiden von Ex-Geschäftsführerin Karola Bode Business Development Manager und Verhandlungspartner für Kunden und Geschäftspartner in Deutschland, hat sich vom Unternehmen verabschiedet. Auch sein Nachfolger ist nicht in Sicht - Emmanuel Davidson, will vorerst das Deutschland-Geschäft direkt unter seine Fittiche nehmen. Ein Gateway Europa also anstelle von Gateway Deutschland? "Auf keinen Fall", wehrt Davidson entrüstet ab.

Wenn schon die offizielle Geschäftsleitung fehlt, macht es schon fast nichts mehr, daß es - seit die Vermieter der ehemaligen Frankfurter Zentrale letzten Winter "Eigenbedarf anmeldeten" - auch immer noch keinen Ort gibt, von wo aus diese agieren könnte; eine zentrale Niederlassung also, mit richtiger Adresse ...

"In den vier Jahren, in denen wir in Europa sind, mußte sich natürlich auch unsere Struktur weiterentwickeln", windet sich Davidson. "Da gibt es einige Funktionen, die inzwischen stärker zentralisiert worden sind, und andere, die eher lokalisiert wurden. Daher sieht man momentan auch nicht mehr dasselbe Profil auf dem Markt." Das allerdings stellt sich derzeit für Marktbeobachter eher als Profilverlust dar. Einige Veränderungen hat man laut Davidson an der europäischen Struktur von Gateway vorgenommen, und die werde das Unternehmen demnächst ankündigen. Die Branche wartet gespannt. (taf)

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