GE Compunet will sich zur Service-Company mausern

05.11.2000
Weg vom Kistenschieber, hin zum Dienstleister - das ist das neue Credo des Compunet-Vorstands. Die Firma befindet sich im Umbruch.

Die GE Compunet Computer AG & Co ohG in München will sich nach Angaben von Hans Dieter Koch zur Service-Company entwickeln. Koch ist Chief Executive Officer (CEO) und Präsident der Compunet-Muttergesellschaft GE Capital IT Solutions Europe (Gecits) und Aufsichtsratschef von Compunet. Sein Ziel: Der Handel mit Hard- und Software-Produkten soll immer weiter in den Hintergrund treten. "Mein Traum wäre es, wenn der Hardware-Umsatz gar nicht mehr durch unsere Bücher laufen würde", sagte Koch anlässlich der Vorstellung der Ergebnisse des Geschäftsjahres 1999.

Schon im vergangenen Jahr stieg der Dienstleistungsumsatz überproportional um 34 Prozent auf 661 Millionen Mark (siehe Grafik). In diesem Jahr erwartet Koch ein Wachstum des Dienstleistungsumsatzes um mindestens 30 Prozent. Vor allem in dem für Compunet neuen Kundensegment ISPs, ASPs und Dotcom-Firmen sieht der Compunet-Manager hervorragende Wachstumsmöglichkeiten. Compunet selbst wird sich aber nicht als ISP oder ASP aufstellen, sondern diese Unternehmen nur beim Aufbau und Betreiben ihrer IT-Infrastruktur unterstützen.

Die Richtungsänderung von Compunet weg vom Boxmover hin zur Service-Company ist ein fundamentaler Wechsel des Unternehmens. Mit dem Selbstverständnis des Compunet-Gründers und langjährigen Chefs Jost Stollmann ("Wir sind der Aldi der IT-Branche.") hat dieser Weg nichts mehr zu tun. Die Entscheidung des Compunet-Managements, einen neuen Weg einzuschlagen, hat, wie könnte es anders sein, mit dem Internet zu tun.

Der neue Vorstandssprecher der Compunet AG, Johannes Meier (siehe Kasten "Who is who?"), geht davon aus, dass das Internet und die elektronischen Marktplätze die Art der Beschaffung in den Unternehmen in den kommenden 12 bis 18 Monaten "revolutionieren" werden. Hersteller und Distributoren werden nach seiner Meinung die Produktversorgung übernehmen, der Handel habe dort wenig zu gewinnen.

Aufgrund des Umbruchs des Beschaffungswesens tut sich das Compunet-Management schwer, eine Umsatzerwartung für das laufenden Jahr zu nennen. Denn es lasse sich heute noch nicht abschätzen, in wie weit die Compunet-Kunden die neue Art der Beschaffung direkt bei den Herstellern bereits nutzen. Eins aber kann Koch schon heute sagen: Das erste Quartal 2000 ist auch für Compunet nicht gut gelaufen. Und für den Rest des Jahres ist er sich sicher, dass es "nicht einfach" werden wird.

Einfach waren ja auch wohl die Verhandlungen mit Computacenter über einen Verkauf von Gecits nicht. Nach Angaben von Branchenbeobachtern scheiterten die Gespräche an den unterschiedlichen Preisvorstellungen. Die geforderten 1,5 Milliarden Dollar sollen Computacenter zu viel gewesen sein. Koch wollte auf diese konkrete Thematik nicht eingehen, stellte aber fest, dass ein Verkauf des Unternehmensteils aufgrund der unbefriedigenden Ertragslage zu keiner Zeit ein Thema war. Mit einer Umsatzrendite (vor Steuern) von 4,15 Prozent liegt Compunet weit hinter der Profitabilität des General-Electric-Konzerns zurück (siehe Kasten "Facts & Figures"). Für Koch und GE-Chef John Welch aber angeblich kein Problem: "Mit unserer Umsatzrendite liegen wir an der Spitze vergleichbarer Unternehmen. Ich kenne kein profitableres Unternehmen in diesem Bereich", erklärt er. Der GE-Konzern weist für 1999 eine Nettoumsatzrendite von 9,6 Prozent aus und der Geschäftsbereich GE Capital Services, zu dem Compunet gehört, von 7,9 Prozent.

Koch spricht statt vom Verkauf des Unternehmens lieber von Fusionen, und daran sei General Electric für die IT-Tochter durchaus interessiert. Bei einer solchen "Fusion" seien alle Möglichkeiten denkbar, Gecits könne sowohl den übernehmenden als auch den übernommenen Teil spielen, eine Mehrheitsbeteiligung sei genauso denkbar wie eine Minderheitsbeteiligung. Allerdings: Derzeit werden keine Verhandlungen mit diesem Ziel geführt, versicherte Koch. Jedenfalls wäre er "dramatisch überrascht", wenn in den kommenden ein, zwei Monaten eine Fusion stattfinden würde, an der Gecits beteiligt wäre. (sic)

www.compunet.de

www.gecits-eu.com

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