Gehaltsentwicklung mit wirtschaftlichen Folgen

06.02.2000
IT-Fachkräfte können sich zurzeit teuer verkaufen - und tun dies auch. Unternehmen sollten überzogenen Gehaltsforderungen aber nicht ohne weiteres nachkommen, sondern vielmehr auf die Bindung vorhandener Mitarbeiter setzen.

Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Das gilt auch für den IT-Personalmarkt. Und weil hier die Nachfrage nach Fachkräften größer ist als das Angebot, sind die Gehaltsforderungen von qualifiziertem Personal oft ungerechtfertigt hoch und bei einem Wechsel der Arbeitsstelle Forderungen von Gehaltssteigerungen von bis zu 60 Prozent keine Seltenheit. So weiß Gabriele Kernwein, Geschäftsführerin der IT-Personalvermittlung PC/Enter in Bad Homburg, von einem 26-jährigen Datenverarbeitungskaufmann mit einem dreiviertel Jahr Berufserfahrung zu berichten, dessen Gehalt sich innerhalb dieser kurzen Zeit durch "Jobhopping", den häufigen Wechsel des Arbeitgebers, von 75.000 auf 150.000 Mark verdoppelt hat.

Greencard trägt zum Problem bei

Abgesehen davon, dass dieser Arbeitnehmer bei erneuter Job-Suche Gefahr läuft, sich als einen geldorientierten Mitarbeiter mit wenig Durchhaltevermögen zu deklassieren, der zu keiner wertvollen Stütze des Unternehmens werden kann, sind die Folgen einer solchen explosionsartigen Gehaltsentwicklung immens. Denn Unternehmen, die sich angesichts der momentanen Situation im IT-Personalmarkt gezwungen sehen, zu hohen Gehaltforderungen nachzukommen, wirtschaften sich häufig nahe an die eigene Überschuldung.

Auch die Greencard-Lösung trägt einen Teil zum Problem der hohen Gehälter im IT-Bereich bei. Allein das Auswahlkriterium "Gehaltsgröße" 100.000 Mark oder mehr" kann dazu führen, dass ausländische Bewerber mitunter auch bei Nicht-Qualifikation ein Gehalt von mindestens dieser Summe erhalten, damit Betriebe offene Positionen wenigstens zum Teil besetzen können.

Mitarbeiterbindung großschreiben

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, sollten Unternehmen vernünftige Gehaltsgrößen definieren und überzogene Forderungen ablehnen. Daneben sollte die Bindung von Mitarbeitern mindestens eine genauso große Rolle spielen wie die Gewinnung neuer Mitarbeiter. Regelmäßige angemessene Gehaltserhöhungen helfen zu vermeiden, dass der Arbeitgeber bei angedrohter Kündigung einer Fachkraft unter Zugzwang gerät. Außerdem zeigen Studien, so Gabriele Kernwein, "dass für viele Arbeitnehmer das Gehalt nicht die entscheidende Rolle spielt". Wichtiger seien der Einsatz von neuen Technologien, gute Weiterbildungsmöglichkeiten, interessante und abwechslungsreiche Aufgaben im Unternehmen, Zusatzleistungen wie eine attraktive Altersversorgung sowie ein gutes Betriebsklima. (kj)

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