"Gehört der Eintrittskartenverkauf zu den Kernkompetenzen einer Messegesellschaft?"

24.10.2002
Zum Beitrag "Systems 2002 - die IT-Show der kurzen Wege" in ComputerPartner 40/02, Seite 52, erreichte uns folgende Zuschrift:

Vorab zunächst ein Leserlob: von den drei großen Printmedien für den IT-Handel erfreut sich ComputerPartner bei uns im Betrieb der höchsten Wertschätzung. Dies verdankt das Blatt auch zu einem nicht unwesentlichen Teil Ihren einleitenden Offenen Briefen.

Deren immer wieder treffsichere Beschäftigung mit dem (IT-)Zeitgeist und auch die mitunter nicht minder erhellenden Antwortschreiben sind eine angenehme wöchentliche Auflockerung des (Sie wissen es) momentan so tristen IT-Alltages.

Des Öfteren haben Sie sich darin schon der Frage der Kernkompetenz angenommen. In Zeiten wie diesen finden Unternehmen Anlass, sich ihrer Kernkompetenzen zu vergewissern, um die, durch mitunter zugefallenes Wachstum, aufgeblähten und überfrachteten Firmenkörper auf ein schlankes, agiles - und nicht zuletzt - kosteneffizientes Maß zu verjüngen. Die Frage lautet: Wie können wir das, was wir wirklich tun wollen, noch besser tun, was sollen andere für uns - mindestens ebenso gut - erledigen, was tun wir künftig gar nicht mehr?

Das leitet nun ganz zwanglos zu dem Vorgang über, der mich veranlasst, Ihnen heute über die offensichtlichen praktischen Auswirkungen dieser Sinnfragen zu berichten. Akteur ist in diesem Fall die Messe München, Ausrichter der Systems, die ja dieses Jahr - wie allseits bekannt - besonderen Grund hat, die Frage der Kernkompetenz zu erörtern.

Die rein zahlenmäßige Lage desolat, hat man dort erkannt, dass höherer Gewinn und Ansehen nur aus der qualitativen Ausrichtung (lieber einfach noch mehr Klasse der Besucher statt Masse) resultieren kann. Folgerichtig sollen auch nicht Messegäste das Terrain bevölkern, über deren wahre Beweggründe für das Kommen sowohl die Messe selbst als auch die Aussteller nur mutmaßen könnten. Stattdessen ist der Besucher angesagt, der per Vorabregistrierung und dann nochmals vor Ort (an 250 "Quick Checkin Registrierterminals") Auskunft erteilt, wer er denn sei und was sein besonderes Interesse wecken könnte, noch bevor ihm morgens Einlass gewährt wird. Während also früher den Besucherscharen ungeprüft Eintrittskarten quasi eben so verkauft wurden, sind nun Hürden errichtet, die Spreu vom wohlerkannten Messegast zu trennen. Ach ja - die Unannehmlichkeiten der Prozedur galt es noch zu versüßen: Preisnachlass und schön gedruckte "Namesbadges" (Scanner hierfür gibt es für die Aussteller gegen geringen Obolus) winken als Dreingabe. Des Hinweises der Messeleitung, all dies sei in Übersee längst bewährter innovativer Usus, bedürften eigentlich ja nur die notorischen Datenschutz-Bedenkenträger, die aber in der schönen neuen IT-Messe-Welt doch eh eher störend wirken.

In unserem konkreten Fall begab sich die Sache nun folgendermaßen: Ingram Macrotron ließ uns Ende September ein Gastticket für den geschätzten Messebesuch zukommen. Die Vorstellung, damit einfach Einlass zu finden, erwies sich aus den oben dargelegten Gründen jedoch als antiquiert und abwegig - Gasttickets sind nur gültig mit Online-Vorregistrierung. Damit mir wenigstens die zusätzlich angedrohte morgendliche Badge-Druckerei erspart bliebe, registrierte ich mich also online am 30. September 2002. Dann - so hieß es - komme die ersehnte Eintrittskarte noch auf dem Postweg ins Haus. Die Eintrittskarte kam tatsächlich per Post, nämlich heute (Donnerstag, den 17. Oktober 2002) aus Amsterdam (Absenderadresse Briefumschlag).

Dies führt mich nun direkt zur eingangs gestellten Frage nach der Kernkompetenz: "Gehört der - rechtzeitige - Eintrittskartenverkauf zu den Kernkompetenzen einer Messegesellschaft?" Ich werde aus nahe liegenden Gründen darauf verzichten, morgen kurzentschlossen den letzten Messetag mit meinem Gastticket (vorregistriert!) zu bestreiten. Das wird allerdings vermutlich die Messegesellschaft nicht hindern, Ingram Macrotron (jetzt Ingram Micro) das Gastticket in Rechnung zu stellen. Immerhin bin ich ja dank Vorregistrierung quasi als "erkannter" Besucher sicherlich statistisch wertvoll gewesen.

Dies gibt dann doch letztlich ein gutes Gefühl - vielleicht auch all denen, die diese oder nächste Woche ebenfalls noch Post aus Amsterdam erhalten. Ich verbleibe in der Hoffnung, dass Sie Ihr Ticket rechtzeitig und durch gute Beziehungen eventuelle umstandslos bekommen konnten

Michael Grohmann, Bayreuth

dercomputerladen@t-online.de

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