Ex-Manager vor Gericht

Geldübergabe am Flughafen-WC

20.09.2012
Neues aus dem Schmiergeldprozess um Media Markt: Angeklagte und Zeugen haben vor Gericht geschildert, wie die Bestechungsgelder übergeben wurden.
Schmiergeldaffäre: Gegen etwa 15 Personen laufen Ermittlungen oder sie sind in verschiedenen Verfahren schon angeklagt. Nach und nach kommt dabei heraus, auf welchem Weg die Gelder geflossen sind.
Schmiergeldaffäre: Gegen etwa 15 Personen laufen Ermittlungen oder sie sind in verschiedenen Verfahren schon angeklagt. Nach und nach kommt dabei heraus, auf welchem Weg die Gelder geflossen sind.

Bekanntlich stehen seit einigen Monaten zwei ehemalige Manager von Media Markt und vier andere Geschäftsleute in Augsburg vor Gericht, weil sie der "gewerbs- und bandenmäßig begangenen Bestechung und Bestechlichkeit" beschuldigt werden. In den Aussagen kommen nach und nach Details der "Schmiergeldaffäre" ans Licht. Verständlich, dass sich die Prozessbeobachter der "Augsburger Allgemeinen" deshalb "an einen schlechten Ganovenfilm" erinnert fühlen.

Schon im Juni (--> wir berichteten) hatte einer der Angeklagten, der frühere Media-Markt-Regionalleiter für Süddeutschland Bruno Herter, sein vor der Polizei abgelegtes Geständnis wiederholt. Demnach habe er schon seit 2003 "erhebliche Summen" (laut Anklage ca. fünf Millionen Euro) Bestechungsgeld erhalten und etwa die Hälfte davon an den damaligen Deutschland-Chef von Media Markt, Michael Rook, weitergegeben.

Das Geld kam dabei vom Unternehmer Peter N. aus Wetzlar und seinen Firmen, der als Gegenleistung als Einziger die Erlaubnis bekam, in den Media-Markt-Filialen lukrative DSL-Verträge anzubieten. Über Provisionen von TK-Providern haben die Firmen von Peter N. auf diesem Weg nach Angaben der Staatsanwaltschaft über mehrere Jahre hinweg ca. 50 Millionen Euro eingenommen.

Geheime Geldübergaben

Nach einer Aussage eines ebenfalls Angeklagten früheren Mitarbeiters von Peter N. kann man jetzt erahnen, wie die "Geschäfte" abgelaufen sind. Der als Geldbote eingesetzte Mann hat eine Situation geschildert, wie er am Münchner Flughafen verzweifelt nach einem ruhigen Platz gesucht hat, um den Geldumschlag mit 80.000 Euro an den Empfänger übergeben zu können. Nach einer Weile war mit dem "stillen Örtchen" der stille Ort gefunden, und das Bestechungsgeld konnte übergeben werden.

Auch in der Aussage von Alexandra Herter, der Ehefrau von Bruno Herter, zu bestimmten Geldübergaben sind Motive eines schlechten Ganovenfilms zu erkennen. Nach Angaben der "Augsburger Allgemeinen" hat sie im Prozess gestanden, von der Bestechung ihres Mannes gewusst zu haben und auch beteiligt gewesen zu sein. In einem Münchner Hotel habe sie sich mit einem anderen Angeklagten getroffen, um Bestechungsgeld entgegenzunehmen. In diesem Fall waren es 9.000 Euro, und das Geld lag zwischen den Seiten einer Zeitschrift, die sie überreicht bekam.

Obwohl also immer mehr Details über die Schmiergeldaffäre bei Media Markt ans Licht kommen, bestreitet der Ex-Deutschland-Chef Michael Rook nach wie vor die Vorwürfe. Obwohl er sich im Prozess neulich erstmal überhaupt zu den Vorwürfen geäußert hat, bleibt er dabei, nie auch nur einen Cent an Schmiergeld angenommen zu haben. (tö)

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