General Electric, CompuNet und die deutsche Systemhauslandschaft

19.07.1996
MÜNCHEN: Die Übernahme von CompuNet durch den amerikanischen Konzern General Electric löste bei den deutschen Systemhäusern heftige Diskussionen über die Konsequenzen für das eigene Geschäft und die Entwicklung der Branche aus.Während für die breitere Öffentlichkeit der Escom-Absturz im Vordergrund der Aufmerksamkeit steht, interessieren sich die deutschen Systemhäuser naturgemäß viel stärker für die Folgen der Übernahme von CompuNet durch den amerikanischen Konzern General Electric. Die wesentlichen Gründe für den Verkauf waren nach unseren Informationen die viel zu geringe Eigenkapitalquote des mit einem Jahresumsatz von 1,4 Milliarden Mark größten deutschen IT-Dienstleisters. Vor allem um weiteres geplantes Wachstum finanzieren zu können, benötigte CompuNet-Chef Jost Stollmann frisches Kapital. Die Überlegung, sich an der Börse zusätzliche Mittel zu verschaffen, sollen deshalb nicht realisiert worden sein, weil in diesem Falle nicht genügend Geld in die Kasse gekommen wäre. Da traf es sich sehr gut, daß der US-Konzern General Electric gerade auf der Suche nach einem starken europäischen IT-Dienstleister war, mit dem er seine aggressiven Plänen in bezug auf eine weltweite Vormachtstellung weiter realisieren konnte.

MÜNCHEN: Die Übernahme von CompuNet durch den amerikanischen Konzern General Electric löste bei den deutschen Systemhäusern heftige Diskussionen über die Konsequenzen für das eigene Geschäft und die Entwicklung der Branche aus.Während für die breitere Öffentlichkeit der Escom-Absturz im Vordergrund der Aufmerksamkeit steht, interessieren sich die deutschen Systemhäuser naturgemäß viel stärker für die Folgen der Übernahme von CompuNet durch den amerikanischen Konzern General Electric. Die wesentlichen Gründe für den Verkauf waren nach unseren Informationen die viel zu geringe Eigenkapitalquote des mit einem Jahresumsatz von 1,4 Milliarden Mark größten deutschen IT-Dienstleisters. Vor allem um weiteres geplantes Wachstum finanzieren zu können, benötigte CompuNet-Chef Jost Stollmann frisches Kapital. Die Überlegung, sich an der Börse zusätzliche Mittel zu verschaffen, sollen deshalb nicht realisiert worden sein, weil in diesem Falle nicht genügend Geld in die Kasse gekommen wäre. Da traf es sich sehr gut, daß der US-Konzern General Electric gerade auf der Suche nach einem starken europäischen IT-Dienstleister war, mit dem er seine aggressiven Plänen in bezug auf eine weltweite Vormachtstellung weiter realisieren konnte.

Obwohl Stollmann betont, daß die 1984 von ihm gegründete Company auch nach dem Verkauf "ein Unternehmen von Unternehmern und unternehmerischen Mitarbeitern" bleiben wird, haben sich die Verhältnisse geändert. Die Geschäftsführer der einzelnen Niederlassungen, bisher als Mitgesellschafter am Unternehmen beteiligt, sind jetzt nur noch Angestellte. "CompuNet hat ein großes Rad gedreht und bringt sich jetzt in Sicherheit", kommentiert ein Branchenkenner die Übernahme. CompuNet-Wettbewerber reiben sich die Hände. "Der Verkauf von CompuNet an GE ist das beste, was uns passieren konnte. Denn es ist nun einmal so und hat sich in der Praxis vielfach bestätigt, daß ein geschäftsführender Gesellschafter, nachdem er seine Anteile verkauft hat, nicht mehr mit demselben Einsatz und Engagement zu Werke geht wie vorher. Im Gegensatz zu früher ist er dann immer öfter schon zum Abendbrot zu Hause, und daß er am Samstag ins Büro geht, kommt auch nicht mehr so oft vor", erklärt der geschäftsführende Gesellschafter eines Systemhauses in Süddeutschland. Ob die angeblich geschaffenen Anreize durch erfolgsabhängige Vergütungssysteme bei CompuNet dieselben leistungsfördernden Anreize schaffen, wird sich zeigen. Vielleicht wird dieser Nachteil ja auch durch die jetzt noch weiter gestiegene Einkaufsmacht von Compunet/GE ausgeglichen.

Ohnehin bleibt abzuwarten, wie sich der Verkauf des Unternehmens auf die Motivation der Mitarbeiter auswirken wird. Wenn es stimmt, daß der Großteil der CompuNet-Angestellten diese für das Unternehmen nicht gerade unerhebliche Veränderung beim Frühstück aus der Morgenzeitung erfahren haben, ist das sicherlich kein positives Beispiel für gelungene Unternehmenskommunikation. Im übrigen ist nicht davon auszugehen, daß die CompuNet-Mitarbeiter ihren Job nach dem Motto "Business as usual" weitermachen werden. Es ist ja nicht so, daß man lediglich beschlossen hat, die Farbe der Firmenwagen zu ändern. Sondern diejenigen, die letztlich die Fahrtrichtung und Geschwindgkeit bestimmen, haben sich verändert. Ein Vorgang, der die gesamte Unternehmensausrichtung beeinflussen kann.

Völlig klar daher, daß sich jeder CompuNet-Mitarbeiter fragen wird, welche möglichen Konsequenzen die Änderung der Besitzverhältnisse für ihn hat. Sicher ist, daß die Amerikaner ihr junges deutsches Tochterunternehmen nur solange an der langen Leine laufen lassen, wie es Stollmann und seiner Mannschaft gelingt, ein gutes Ergebnis darzustellen. Und es macht auch wenig Eindruck, wenn CompuNet-Chef Stollmann auf die nunmehr angeblich vorhandenen ungeheuren Möglichkeiten auf der internationalen Bühne schwärmt, wenn einige Niederlassungen in Deutschland ihre Leistungsreserven noch nicht annähernd ausgeschöpft haben.

Der CompuNet-Verkauf regte die Branche natürlich auch dazu an, über die Entwicklung in der Systemhauslandschaft nachzudenken und die eigene Position kritisch zu überprüfen. "Die deutsche Systemhauslandschaft wird sich in den nächsten Jahren deutlich ändern", meint CompuNet-Finanzvorstand Dr. Hans-Dieter Koch gegenüber ComputerPartner. Damit dürfte er allgemein auf Zustimmung stoßen, die eigentlich spannende Frage aber lautet, in welche Richtung die Veränderung gehen wird. Ralf Klenk, geschäftsführender Gesellschafter der Bechtle-Systemhausgruppe in Heilbronn, sieht eine Aufspaltung des Marktes in große, überregional tätige Dienstleister und kleine, spezialisierte Nischenanbieter. "Das einzelne Systemhaus ohne klaren Focus kann nicht überleben", steht für Klenk fest. Doch auch die Konzentration auf eine Nische ist nach seiner Ansicht kein Garant für den Erfolg. "Der Vorteil einer Nische besteht darin, daß man sich in einem überschaubaren Umfeld bewegt, sehr schnell reagieren kann und in diesem Segment eine überdurchschnittlich hohe Kompetenz aufweist. Der Nachteil besteht darin, daß man eben nur ein Standbein hat und mögliche Abschwächungen in diesem Spezialsegment mit anderen Aktivitäten kaum ausgleichen kann", erklärt der Bechtle-Chef.

Für Arnhold August, geschäftsführender Gesellschafter der ADA-Gruppe in Mönchengladbach, ist der Wandlungsprozeß in der deutschen Systemhauslandschaft bereits seit zwei Jahren in vollem Gang. "Sogenannte Systemhäuser, die in den letzten Jahren noch deutlich das Box-moving-Geschäft im Vordergrund hatten, sind verschwunden oder haben große Überlebensschwierigkeiten und werden in den nächsten Monaten oder Jahren von der Bildfläche verschwinden", erklärt August. Voraussetzung, um erfolgreich am Markt bestehen zu können, ist seiner Meinung nach das Vermögen, "in allen Bereichen, von der Kommunikationsinfrastruktur über die Systeminfrastruktur hin zur Anwenderinfrastruktur Komplettleistungen zu erbringen". Für den ADA-Geschäftsführer steht fest, daß "mittlere Systemhäuser, die sich schnell auf den Wandel der Technik einstellen können, sicherlich eine gute bis sehr gute Überlebenschance haben".

Fazit: Ob die Übernahme CompuNets durch General Electric zu einer spürbaren Veränderung der deutschen Systemhauslandschaft führen wird, ist fraglich. Sicher ist hingegen, daß die im Vergleich dazu kleineren Häuser mit großem technischen Know-how, ausgezeichneter Beratungskompetenz und breitem Produkt- und Serviceangebot auch weiterhin sehr gute Marktchancen haben werden. Ob CompuNet in deutschem oder amerikanischem Besitz ist, wird den Anwendern letztlich egal sein. Entscheidend für den Unternehmenserfolg sind andere Faktoren. Und ob CompuNet hierbei immer die Nase vorn hat, werden die Kunden selbst am besten wissen.

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