Geplatzter Acer-SNI-Deal: Handel reagiert erleichtert

17.09.1998

MÜNCHEN: Von Synergien und Vorteilen für alle Seiten war die Rede, als Siemens Nixdorf sein Augsburger Werk per Vorvertrag dem taiwanischen Hersteller Acer zusprach. Doch bis zu den Vertriebspartnern ist das Frohe der Botschaft nie so recht durchgedrungen. Sie begrüßen zum großen Teil das Scheitern der Verhandlungen.So manch einer hat es schon vorher gewußt: "Alle schrieben und redeten über diesen Mordsdeal - aber Genaues wußte man doch bis zum Ende nicht. Klar, daß da was faul war", faßt ein SNI-Vertriebspartner aus dem Münchener Raum seine Beobachtungen in den letzten Wochen zusammen. Er habe sich sowieso nicht vorstellen können, wie das hätte funktionieren sollen. "Daß Acer nur fertigt, Siemens sich aber weiterhin mit dem Namen schmückt und Vertrieb und Marketing für uns Partner genauso laufen sollen wie vorher - das war doch illusorisch."

Die Gründe für das Stocken und letztendliche Scheitern der Verhandlungen zur Übernahme des Augsburger SNI-Werks durch Acer sind vielfältig (siehe Beitrag Seite 20 in dieser Ausgabe). Das Resultat dagegen scheint eindeutig: Erleichterung bei den Vertriebspartnern. Von Server- über Desktop- bis hin zu den Notebook-Anbietern für SNI herrschte seit Beginn der Verhandlungen im April Unklarheit und zum Teil echte Besorgnis über die möglichen Auswirkungen des Deals. "Viele Vertriebspartner waren einfach unsicher. Keiner wußte, was kommt jetzt? Wo werden wir eingestuft, wo kommen wir hin, wo bleibt der Händler?", faßt der Technical Support Manager eines Systemhauses zusammen, der sich vor allem über den Verbleib der Server-Linie von Siemens sorgte. "Da ist doch so viel Technik made in Germany drin, mit Tools, die direkt aus der Entwicklung von Siemens kommen. Ich bin froh und happy, daß alles hier in unserer Hand geblieben ist."

Abgesehen von den Unsicherheiten, die klar durch die mangelhafte Informationspolitik der beiden Hersteller entstanden, gibt es auch Vorbehalte gegen Acer, die auf Erfahrung beruhen. Besonders betroffen sieht sich ein Mainzer Fachhandelsunternehmen als Anbieter von Laptops und Notebooks: "Wir haben das alles schon mitgemacht, als Acer Texas Instruments übernommen hat. Als TI-Vertragspartner hatten wir Acer nicht mehr im Programm, weil wir mit TI sehr zufrieden waren - mit der Struktur und dem Vertrieb von Acer dagegen überhaupt nicht. Nach der Kooperation war erst die Marge und dann auch der Name von TI weg.." Sein Credo, wie das der meisten Befragten: "Ich wäre heilfroh, wenn Siemens das Werk weiterführen würde. So bleibt uns die Produktvielfalt erhalten und die Berechenbarkeit der Produktstrategie. (du)

Geschiedene Leute: Siemens-Chef Heinrich von Pierer und Acer-Boß Stan Shih wurden sich nicht einig. Die SNI-Vertriebspartner freut's.

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