Geringe Verfügbarkeit im Speichermarkt nicht nachvollziehbar

05.11.2000
Der Speichermarkt steht vor einer neuerlichen Allokation und damit natürlich auch einem Preisanstieg. ComputerPartner-Mitarbeiter Karl Fröhlich sprach mit Erich Herter, Chief Technology Officer beim deutschen Speicherhersteller Wichmann Workx, über die aktuelle Situation.

Worin liegen die Ursachen für die DRAM-Verknappung?

Herter: Mitte der 90er Jahre und zuletzt nach dem Erdbeben in Taiwan im vergangenen Jahr wurden Gerüchte laut, dass die großen OEMs und eventuell die DRAM-Chiphersteller die lästigen, weil preisaggressiven Third-Party-Manufacturers vom Markt drängen wollen. Zu Beginn des zweiten Quartals sind wieder ähnliche Überlegungen laut geworden. Im ganzen April sind die Preise für alle Standardtypen graduell gestiegen, nachdem sich im ersten Quartal eine zum Teil saisonale Nachfrageschwäche niederschlug.

Insider sprechen immer wieder von Preisabsprachen.

Herter: Uns sind keine Absprachen bekannt. Interessant ist jedoch die Tatsache, dass auch bei Anfragen nach sehr hohen Stückzahlen kaum bessere Stückpreise beziehungsweise ausreichende Mengen zu bekommen sind. Gerüchten zufolge setzen verschiedene OEMs nun die DRAM-Chiphersteller unter Druck. Anscheinend haben viele OEMs bereits vorab höhere Chippreise vertraglich vereinbart. Eine Rolle spielt auch die erwartete Preissenkung bei Intel-Prozessoren. Dadurch könnten weitere Chippreiserhöhungen folgen.

Es wird auch davon gesprochen, dass die asiatischen Hersteller die benötigten Produktionskapazitäten falsch eingeschätzt hätten.

Herter: Träfe diese These zu, dann wäre kurz- und mittelfristig aufgrund mangelnder Kapazitäten mit weiteren Preisschüben zu rechnen. Einerseits riecht das hohe, weiter im Aufwärtstrend begriffene Preisniveau förmlich nach Absprachen. Andererseits weist die objektive, relativ aussagekräftige Nachfrage-Angebots-Relation (supply demand ratio) führender Marktanalysten wie Dataquest und Dedios Associates im derzeit verfügbaren letzten Quartal 1999 erstmals wieder eine tatsächliche Verknappung aus. Für 2000 liegen derzeit noch keine Zahlen vor, jedoch erscheint die geringe Verfügbarkeit produktionsseitig und damit objektiv nicht ganz nachvollziehbar.

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