Gerüchte um 3Com

16.10.2006
Eine neue Wendung beim Joint Venture Huawei-3Com ließ US-Analysten aufhorchen. Welche Folgen hätte sie für den Netzwerker?

Von Wolfgang Leierseder

Der chinesische TK-Anbieter Huawei bietet bis zu 30 Prozent seiner Beteiligung an dem gemeinsamen Netzwerkanbieter Huawei-3Com drei privaten Investoren an. Preisvorstellung: zwischen einer und eineinhalb Milliarden Dollar. Beide Unternehmen kommentierten die Gerüchte nicht.

Huawei besitzt 49 Prozent des im November 2003 gegründeten Joint-Ventures, 3Com 51 Prozent. Beide Firmen können ab dem 15. November einander ihre Anteile verkaufen, wobei 3Com im August dieses Jahres erklärt hat, es wolle seine Anteile aufstocken. Neu ist, dass Huawei nun Anteile an Dritte verkaufen will.

Für 3Com wäre eine deutliche Mehrheit bei dem Joint-Venture wichtig, um in China weiterhin als starker Anbieter vertreten zu sein, aber auch, um weltweit als Enterprise-Anbieter gegenüber Cisco bestehen zu können. Doch nur ein starker, interessierter Partner Huawei kann den Wert des Joint-Venture-Unternehmens sichern, das die Enterprise-Komponenten, etwa die Switches 7700 und 8800, die WAN-Router 6000 und die VoIP-Lösung VCX, entwickelt. So fasst Zeus Kerravala, Analyst der Yankee Group, das Geschehen zusammen.

Bis heute seien die Produkte gut, sowohl was die Entwicklungszeit als auch was die Funktionalität betrifft; das versicherten amerikanische Enterprise-Kunden gegenüber Kerravala. Zudem trage Huawei mit seinem Vertriebskanal zum Erfolg der Enterprise-Produkte bei. Wenn also 3Com die Kommandogewalt über das Joint-Venture an sich reiße, ohne sich der weiteren kontinuierlichen Unterstützung durch Huawei versichern zu können, würde es seiner Enterprise-Abteilung schaden - und damit den VARs, Integratoren und Systemhäusern, die vor allem die Enterprise-Komponenten verkaufen. Folglich müsse Huawei als starker, anerkannter Partner in dem Joint-Venture verbleiben, schließt der Yankee-Group-Analyst.

Was 3Coms Channel-Politik im Fall der reduzierten Huawei-Beteiligung angeht, sagt er, dass 3Coms neuer Chef, CEO Edgar Masri, sich genau überlegen müsse, wie er den indirekten Kanal stabilisieren könne: "Wahrscheinlich wird 3Com so lange schweigen, bis es weiß, wie es den Channel ausrichten wird."

Zur Startseite