Gerüchteküche

05.08.1998

Die Tulpenblüte in Holland ist vorbei. Ist es jetzt auch Zeit für Tulip, Veteran unter den PC-Herstellern, das Feld zu räumen?Der "nach Apple zweitälteste Computerhersteller" (Presseverlautbarungen) konnte mit seinen Business-Computern im Wettbewerb der großen Massenanbieter nicht mithalten. Nun regiert der Pleitegeier, das heißt, der Vorstand ist praktisch entmündigt, die Entscheidungen fällen die Administratoren von Chapter 11. Die sollen derzeit vor der Qual der Wahl stehen: Es gäbe eine "ganze Reihe von Interessenten" sowohl am Gesamtunternehmen als auch an der supermodernen Fertigungsstätte in S'Hertogenbosch, wie Tulip-Manager eifrig versichern. Doch wer sollte das sein?

Acer-Chef Klaus M. Muuß lehnte das Angebot dem Vernehmen nach lächelnd ab - schließlich hatte er ein weitaus reizvolleres bereits auf dem Schreibtisch liegen. "Compaq", hofft ein Tulip-Manager mit fast rührendem Optimismus - und glaubt sich selbst kaum.

Wahrscheinlicher klingt da schon die Vermutung, die drei Marktinsider unabhängig voneinander ins Gespräch brachten: den holländischen Philips-Konzern.

Das ergäbe Sinn: Philips stellt alles mögliche her, nur keine kompletten PCs (abgesehen von angekündigten PC-Organizern), wird aber dem eigenen Bekunden nach von seinen Kunden immer wieder auf Komplettlösungen angesprochen. Zudem, so versichert ein Deutschland-Manager, habe die holländische Mutter durch einige Verkäufe derzeit gutes Geld in der Kriegskasse. Und letztendlich wurde ganz frisch Roel Piper eingekauft, ein Manager mit Computererfahrung von Tandem und Compaq - er ist nun Vice President Strategy & Technology bei Philips. Von der Firmenzentrale in Eindhoven war bis Redaktionsschluß weder ein Dementi noch eine Bestätigung zu bekommen. Doch ein Mitarbeiter verrät: "Natürlich wird auch intern darüber spekuliert, ob wir nicht wieder einen Versuch in Richtung PC-Fertigung wagen sollen." Wenn die Entscheidung positiv ausfällt, läge der Blick ins gar nicht so entfernte S'Hertogenbosch doch ziemlich nahe.

Manfred Tigges, Geschäftsführer von Tulip Deutschland, dürfte derzeit einige schlaflose Nächte durchleben.

Ute Dorau

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