Geschäft mit den Servern befindet sich im Höhenflug

16.11.2000
Das milliardenschwere Großrechnergeschäft beeinflusst die Börsenkurse der Computerkonzerne stark: Die Aktienkurse der großen Player liegen hoch im Kurs, sind aber besonders anfällig.

Sun-Chef Scott McNeally erklärt ohne Unterlass: "Wir liefern die Schalthebel für das Web." Der Höhenflug der Sun-Aktien von sechs auf 120 Dollar in den vergangenen drei Jahren rührt auch von der kräftigen Nachfrage für die am Unix-Markt führende "E 10000 Starfire-Klasse", die ein strammes Umsatz- und Ertragswachstum bescherte. Der Konzern ist mit dem Modell "Ultra Enter-prise 10000" mit bis zu 64 Sparc-II-Chips zu Beginn der Internet-Ära 1997 relativ früh auf den Markt gekommen und wird nun die längst angekündigte neue Modellreihe herausbringen. Der Kurs ist auf dem hohen Niveau, aber für Enttäuschungen besonders anfällig - zum Beispiel fürchten die Analys-ten demnächst geringere Zuwachsraten.

Die japanisch-deutsche Kombination Fujitsu Siemens Computer (FSC) sieht "eine neue Ära heraufziehen". Die Computerwelt kehrt zur zentralen Datenverarbeitung zurück. Dies erleichtere das Ma-nagement der unternehmensweiten Computernetze, biete mehr Sicherheit und senke die Kosten. Der US-Server-Hersteller Amdahl gehört inzwischen komplett zur Fujitsu-Gruppe. Die Fujitsu-Aktie notiert bei gegenwärtig 26 Euro auf dem Stand vom Oktober vorigen Jahres und hat somit beachtliches Erholungspotential.

HP wird Nummer zwei im Consulting-Geschäft

Laut Hewlett-Packard-Chefin Carly Fiorina wird der neue "Superdome"-HP-9000-Server "das Rückgrat für eine stets bereite Internet-Infrastruktur". Garniert wird das Glanzstück des Konzerns von einer neuen Vertriebsart. Abgerechnet wird nach Nutzung des Computers in einem bedarfsabhängigen Preismodell.

Hinter IBM wird Hewlett-Packard durch den Kauf der Beratungsgesellschaft Price Waterhouse die Nummer zwei im ertragsstarken Consulting-Geschäft.

Die Server von Unisys werden sich nach Meinung der Branchenexperten unter den Aktienanalysten gut verkaufen. 75 Prozent der Erlöse fährt die Unisys-Division mit Software und Service ein. Nach zwei Gewinnwarnungen dürften der Ertrag und Aktienkurs nächstes Jahr wieder klettern.

Die französische Bull-Gruppe belegt unter den zehn führenden Sys-temintegratoren in Europa Platz drei. Auch Bull präsentierte kürzlich eine für das E-Commerce-Business ausgelegte Modellreihe und rechnet nach einem flauen ersten Halbjahr besonders in 2001 mit deutlich besseren Ergebnissen. Die Aktie fiel seit März von 18 auf 6,5 Euro und ist damit so billig wie vorigen Oktober zu haben.

Die Compaq-Server mit 52 Prozent Anteil vom Umsatz sind die Fortsetzung der bisherigen Unix-Server von Digital Equipment, die mit den schnellen Alpha-Prozessoren laufen.

DEC wurde von Compaq im Juni 1998 übernommen. Die Compaq-Profitmarge, die derzeit nur zwischen 4,1 und 5,0 Prozent liegt, müsste noch besser werden. Die Aktie notiert jedoch relativ stabil. Auch anderswo werden Supercomputer gebraucht. Kürzlich bestellte die US-Regierung 375 Compaq-Rechner, um die weltstärkste Maschine zusammenzustellen. Die soll für US-Verteidigungsministerium Nuklearexplosionen simulieren.

Compaq: mit Servern eine Milliarde umsetzen

Als Compaq-Chef Michael Capellas ankündigte, er wolle mit den im Mai eingeführten Alpha-Servern dieses Jahr noch eine Milliarde Dollar Umsatz machen, was in etwa 1.000 verkauften Stück entspricht, war er bei den Analysten auf ziemliche Skepsis gestoßen. Neuerdings sieht es danach aus, dass das hoch gesteckte Ziel erreicht werden kann.

Im oberen Leistungsbereich (High-end-Server) buhlen die führenden Anbieter um Industriekonzerne, Banken, Versicherungen und Internet-Servicegesellschaften, die komplexe Lösungen oder Dienstleis-tungen über ihre Rechner laufen lassen. Mit der zunehmenden Zahl an Operationen, die über Internet gehen, steigt der Bedarf an Kapa-zität.

Nach IBM-Schätzungen werden im Jahr 2003 rund 2,3 Milliarden Endgeräte vom herkömmlichen PC bis zu Mobiltelefonen und den Personal-Digital-Assistants (PDA) Daten aus dem Internet holen. Dadurch dürfte der Datenstrom um den Faktor 1.000 zunehmen. Die derzeitig vorhandene Infrastruktur wird diesen Belastungen nicht standhalten.

IBM kündigte bereits radikalen Wechsel an

So kündigte IBM den "radikalsten Kurswechsel im Hardware-Geschäft der letzten 30 Jahre" an. Der Branchenprimus verpasst seiner gesamten Serverpalette, von den Großrechnern der "S7390-Serie" über die Lösungsrechner der "AS/400-Familie" bis hin zu den "RS/6000"-Rechnern und den PC-Servern der Netfinity-Gruppe eine frische Vermarktungsstrategie. Die Werbekampagne will sich Big Blue 325 Millionen Dollar kosten lassen. Die Großrechner bekommen auch anderweitig Dimensionen. Denn jeder Hardware-Verkauf generiert ein Vielfaches an Serviceumsätzen. Das Servicegeschäft als treibende Kraft brachte zuletzt 37 Prozent vom IBM-Umsatz und 45 Prozent vom Gewinn. Nach dem jüngsten Rückgang hat die IBM-Aktie als Technologie-Basisinvestment wieder Potential bis 130 Dollar. (kk)

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