Geschäfte machen rund ums Bild Von Dr. Thomas Hafen

04.10.2006

Dienstagmorgen, kurz vor 10 Uhr: Vor dem Eingang Süd des Kölner Messegeländes haben sich schon lange Schlangen gebildet. Wenig später ist bei Canon in Halle 3.2 bereits der Teufel los, an der Rezeption drängen sich die Händler, Profifotografen scharen sich um die neuen Objektive, die der Hersteller kurz vor der Messe vorgestellt hatte.

Die Stimmung ist gut in der Imaging-Branche - und die Photokina ist ihr Barometer. Die Messe, die vom 26.09. bis zum 01.10.06 stattfand, konnte ihre Stellung trotz der direkten Konkurrenz durch die Internationale Funkausstellung (IFA) behaupten. Besucher- und Ausstellerzahlen lagen auf dem Niveau von 2004. Ingesamt vermeldete der Veranstalter Koelnmesse 1.579 Anbieter aus 46 Ländern und über 162.000 Besucher aus 153 Nationen.

Dass die Photokina ein Branchentreff ist, zeigt auch der hohe Anteil an Fachbesuchern von 65 Prozent, wovon 20 Prozent Wiederverkäufer waren. Diese nutzten die Messe fleißig, um sich aufs Jahresendgeschäft vorzubereiten. Von einer "lebhaften Ordertätigkeit" sprach der Veranstalter, Samsung Opto-Electronics meldete gar "Rekordumsätze".

Der Kameramarkt boomt weiter

Während in Mitteleuropa die Umsätze im Digital-Imaging-Markt stagnieren oder gar zurückgehen, ist global kein Ende des Booms abzusehen. Mit 105 Millionen weltweit verkauften Digitalkameras wird der Absatz laut GfK in diesem Jahr nochmals um 13 Millionen zulegen. Dies entspricht einer Wachstumsrate von 14 Prozent. "Damit werden mehr Kameras verkauft als jemals zu analogen Zeiten", sagt Marion Knoche, Product Manager Worldwide Imaging Products bei der GfK.

Besonders erfreulich für den Handel ist der Trend zu digitalen Spiegelreflexkameras (DSLR), deren Absatz von 3,8 Millionen im vergangenen Jahr auf 4,68 Millionen Stück in diesem Jahr steigen soll. Weit beeindruckender ist aber der Anteil der DSLRs am Umsatz. In Westeuropa verdoppelte er sich im Vergleich zu 2004 und betrug im ersten Halbjahr 2006 bereits 20 Prozent.

Mit der Nachfrage nach hochwertigen Kameras steigt auch der Bedarf nach Zubehör. Vor allem der Absatz von Objektiven hat sich stark erhöht; in Westeuropa legte er im Jahresvergleich um 79 Prozent zu, die Umsätze stiegen sogar um 102 Prozent.

Die Trends der Messe

Neben dem Geschäft mit DSLRs ist der Print-Markt ein Hoffnungsträger für die Branche. Laut der Nürnberger GfK werden die Konsumenten in diesem Jahr europaweit fast 4,3 Milliarden Fotos selbst ausdrucken. Im Trend liegen kleine Fotodrucker, mit denen sich Bilder im Urlaub oder auf Festen direkt ausdrucken lassen. Als "Polaroid-Effekt" bezeichnet das Thomas Kalusa, bei Ingram Micro für den Bereich Digital Imaging verantwortlich.

Im Umbruch ist der Markt für Printservices: Während die Zahl der Minilabs zurückgeht, boomen sogenannte Kiosksysteme, die man auf der Photokina in verschiedensten Größen und Ausführungen bewundern konnte. Ein rasantes Wachstum legen margenstarke Print-Produkte wie zum Beispiel Fotobücher an den Tag. Nicht umsonst war mit CeWe Color einer der aktivsten Dienstleister in diesem Bereich auf der Messe vertreten.

Im Bereich kompakter Digitalkameras ist mit zehn Megapixeln Auflösung eine sinnvolle Schwelle erreicht beziehungsweise schon überschritten. Neuentwicklungen werden sich deshalb nicht mehr über zusätzliche Pixel, sondern über schnellere Bildprozessoren, größere und energieeffizientere Displays, Features wie Gesichtererkennung, Design und hochwertige Materialien verkaufen müssen.

Die Produkt- Highlights in Köln

Bereits im Vorfeld der Photokina hatte es eine wahre Flut von Produktneuvorstellungen gegeben. Zur Messe selbst folgte wenig Überraschendes. Die mit viel Tamtam im Vorfeld beworbene und am ersten Tag enthüllte DSLR "SD14" von Sigma war eines der interessanteren Produkte. Der Hersteller setzt auf den sogenannten Foveon-X3-Sensor, bei dem im Unterschied zu den üblichen CCD- oder CMOS-Chips jede Diode für das gesamte Farbspektrum empfänglich ist. Mit nur 4,7 Megapixeln Auflösung setzt der Sensor allerdings keine Maßstäbe - auch wenn sich interpoliert Bilder von 14 Megapixeln Größe ausgeben lassen.

Ein kleines Schmankerl hatte sich Canon für die Messe aufgespart: Der Hersteller präsentierte mit den "Media-Storage"-Modellen "M30" und "M80" zwei Image Viewer mit integrierter Festplatte, die in Bedienung und Haptik sehr stark an die DSLRs des Herstellers erinnern. Canon begibt sich damit in direkte Konkurrenz zu Jobo mit dem Giga Vu sowie Hersteller Epson, der zur Messe mit den Modellen "P3000" und "P5000" ebenfalls überarbeitete Versionen seiner Bildertanks vorstellte. Darüber hinaus konnte man am Epson-Stand den kompakten und preislich interessanten DIN-A2-Proof-Drucker "Stylus Pro 3800" und den Entertainment-Würfel "EMP-TWD3" bewundern, der Beamer, DVD-Player und Soundsystem in einem kubischen Gehäuse vereint.

Für Aufsehen sorgte auch Photokina-Newcomer Apple, dessen Auftritt ganz auf sein Foto-Entwicklungs-Tool "Aperture" ausgerichtet war. Version 1.5 der Software glänzt durch komfortablen und flexiblen Dateiimport sowie eine nahtlose Integration in "iLife"- und "iWork"-Applikationen.

Klares Bekenntnis zur Photokina

Nach dem Schwenk der IFA auf einen jährlichen Veranstaltungsturnus waren Befürchtungen laut geworden, die direkte Konkurrenz durch die Funkausstellung in Berlin könnte der Photokina schaden. Diese Gefahr scheint jedoch nicht zu bestehen, denn die Aussteller bekennen sich klar zur Kölner Veranstaltung. "

"Die Photokina ist die Leitmesse der Branche und wird es bleiben", sagt beispielsweise Markus Hillebrand, Manager Communications bei Nikon. "Die IFA ist eine klare Consumer-Messe, die Photokina eine professionelle Fotomesse", ergänzt Marcus Rieß, Business Development Manager bei Adobe. Auch Thomas Kalusa von Ingram Micro sieht hier kein Problem: "Die Photokina ist nicht in Gefahr", sagt er.

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