Geschenkt! Börries streut "Staroffice" gratis aus

19.11.1998

HAMBURG: Den offenen Schlagabtausch mit Office-Goliath Billy Gates verkündet Office-David Marco Börries. Privatkunden offeriert er umsonst seine Software. Der Plan: Sie sollen das Office-Paket in die Firmen tragen. Wo Börires auch seine Umsätze macht."Wir werden den Software-Markt ein bißchen verändern", macht sich Marco Börries, Gründer von Star Division, Mut. Den braucht er auch. Denn er hat zusammen mit Sun-Chef Scott McNealy, Larry Ellison von Oracle und Netscape-Gründer James Barksdale einen gemeinsamen, bislang übermächtigen Feind: Microsoft. Aber anders als die Waffenbrüder, die etwa mit Java Breschen in Gates' Backoffice-Phalanx schlagen wollen, tritt die leichtgewichtige "Staroffice"-Mannschaft gegen den Krösus in dessen Zentrum Officebereich an.

Hier waren hier bisher kaum mehr als belanglose Scharmützel zu verzeichnen. Konstant sind rund 90 Prozent der weltweit zirka 200 Millionen PC mit Redmonder Office-Paketen bestückt. Auch wenn Börries für sich in Deutschland einen 22prozentigen, durch OEM- und Bundlingaktionen zustande gekommenen Office-Marktanteil reklamiert. Und den weltweiten Anteil seiner Software auf rund drei Millionen Kopien beziffert. Wovon, so schätzt er, vielleicht "30 bis 40 Prozent" benutzt werden.

Doch jetzt bläst Börries zum Sturmlauf: "Ab heute gibt es Staroffice für Privatanwender umsonst", verkündet er. Über das Internet kann nun jeder zu privaten Zwecken das 65-MB-Anwenderpaket beziehen. Sie, so hofft Börries, werden die Software auch in Büros und Unternehmen hineingetragen. Ein Schelm, wem da nicht das Marketingvorbild Microsoft einfällt.

Immerhin: Das Office-kompatibe Staroffice, derzeit zweisprachig, läuft unter Windows 95/98/NT, Linux, Solaris und OS/2; acht Sprachversionen sollen folgen, Ende 1999 soll es deren 28 geben und eine Apple-Version.

Fachhandel soll eine Bresche schlagen

Ausgenommen vom Gratiskonzept sind alle professionell eingesetzten "Staroffice"-Pakete. Damit wollen die Hamburger bei ihrer angestammten Klientel Unternehmen auch Geld verdienen. Sie sorgt für 85 Prozent Umsatz des Softwerker. In den Versionen "Professionell", "Small Business" und "Enterprise" gehen sie über den Fachhandel, "das A und O unserer Vertriebspolitik", so Börries. Und da er außerdem festgestellt hat, "80 Prozent der Unternehmen, die Intranets aufbauen, setzen neue Lösungen ein", sieht er rege Betriebsamkeit auf sich und den Fachhandel zukommen. Dann "werden wir uns zu einer erfolgreichen Microsoft-Alternative entwickeln." Gates wird's nicht gern hören. (wl)

"Ab heute gibt es Staroffice für Privatanwender umsonst", lautet der Schlachtruf von David Börries gegen Goliath Gates.

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