Geschönte Bilanz bringt CHS mächtig in die Bredouille

04.01.1999

FÜRSTENFELDBRUCK: Bei der CHS Electronics hat eine geschönte Bilanz für reichlich Wirbel gesorgt. Nun muß der Broadliner erste Konsequenzen ziehen: Mitarbeiter werden entlassen und Lager geschlossen. Auch die deutsche Niederlassung ist von den Maßnahmen betroffen.Die Bombe platzte in der zweiten Cebit-Hälfte: CHS, so machte die Runde, stehe kurz vor der Pleite, Hersteller würden den Broadliner nicht mehr beliefern, und erste Kaufinteressenten hätten schon bei CHS angeklopft. "An den Gerüchten ist nichts dran", stellt Peter Bundgard, Geschäftsführer der deutschen CHS, kategorisch fest. Allerdings mußte er eingestehen, daß in der europäischen CHS-Zentrale im vergangenen Geschäftsjahr nicht alles mit rechten Dingen zuging. So wurden im zweiten, dritten und vierten Quartal unrealistisch hohe Rabatte der Lieferanten angesetzt, die die Profite in die Höhe trieben und den Aktienkurs künstlich puschten.

Bereinigt um die vorgetäuschten Zahlen fiel die Bilanz am Jahresende auch dementsprechend ernüchternd aus: Der Gewinn brach im vierten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 45 Prozent auf 13 Millionen Dollar ein. Als erste Konsequenz wurde der zuständige CHS-Manager Pasquale Giordano gefeuert. Weitere 600 Mitarbeiter (rund zehn Prozent der Belegschaft) werden ihm in Kürze folgen. Außerdem sollen etwa 30 regionale Lager geschlossen werden.

Die Sparmaßnahmen gehen auch an der deutschen Niederlassung nicht vorbei. "Wir müssen in den kommenden Tagen schauen, wo wir bei uns Kosten reduzieren können", erklärt Bundgard. Dabei schließt er nicht aus, daß auch hierzulande Mitarbeiter die Kündigung erhalten könnten - und zwar quer durch alle Abteilungen. Zudem müsse man über eine Herstellerbereinigung nachdenken. "Wir haben derzeit etwa 150 Lieferanten, optimal wären 80", meint Bundgard. Viel Arbeit also für den neuen Geschäftsführer.

Doch wie auch immer die Geschichte für CHS ausgehen mag - sie könnte noch weitere Kreise ziehen. So bringt ein Branchenkenner auf den Punkt, was viele denken: "Jeder steht unter einem enormen Druck, gute Zahlen abzuliefern. Und deshalb werden natürlich gern einmal kleinere Korrekturen an der Bilanz vorgenommen." (sn)

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