Kassen monieren hohe Preise

Gesundheits-Apps auf Rezept

03.03.2022
Die inzwischen erhältlichen Gesundheits-Apps auf Rezept führen aus Sicht der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) zu hohen und intransparenten Kosten.
Smartwatches können die Nutzung von Gesundheits-Apps sinnvoll unterstützen.
Smartwatches können die Nutzung von Gesundheits-Apps sinnvoll unterstützen.
Foto: BallBall14 - shutterstock.com

Im Schnitt lagen die von den Anbietern der Gesundheits-Apps im ersten Jahr frei festlegbaren Preise bei rund 400 Euro im Quartal, wie es in einem am Dienstag, den 1. März 2022, veröffentlichten Bericht des GKV-Spitzenverbands heißt. Das Preisspektrum dieser neuen digitalen Gesundheitsanwendungen auf Kassenkosten reichte demnach von 119 Euro für eine Einmallizenz bis zu 743,75 Euro für einen Freischaltcode für eine Anwendungsdauer von 90 Tagen.

Als zusätzliches Angebot, das man auf Rezept bekommen kann, sind bestimmte Gesundheits-Apps seit Herbst 2020 auf dem Markt. Wie gesetzlich geregelt wurde, gibt es für sie beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte eine rasche Zulassung. Ist eine App in ein amtliches Verzeichnis aufgenommen worden, können Ärzte sie verschreiben. Die gesetzlichen Kassen übernehmen ein Jahr vorläufig die Kosten - in dieser Zeit müssen die Hersteller nachweisen, dass ihre App die Patientenversorgung verbessert.

GKV-Vorstandsmitglied Stefanie Stoff-Ahnis sagte, bei den neuen Angeboten sei nicht alles Gold, was glänze. "Obwohl der Gesetzgeber mit einem großen Vertrauensvorschuss den Herstellern maximalen Freiraum geschaffen hat, um Produkte auf den Markt zu bringen, die die Versorgung der Versicherten maßgeblich verbessern, konnten die Erwartungen bisher kaum erfüllt werden." Laut GKV-Bericht waren von den bis Ende September 2021 gelisteten 20 Anwendungen fünf mit einem vorliegenden Nutzenbeleg dauerhaft aufgenommen. Aktuell stehen 30 Apps in dem amtlichen Verzeichnis, davon zehn bereits dauerhaft.

Insgesamt wurden zwischen September 2020 und Ende September 2021 rund 50.000 digitale Anwendungen verordnet oder von Kassen genehmigt, wie es im Bericht weiter heißt. Aktiviert worden seien knapp 80 Prozent. Für die gesetzlichen Kassen habe das Ausgaben von 13 Millionen Euro bedeutet. Es bleibe intransparent, wie die im ersten Jahr von den Herstellern allein festgelegten Preise zustande kommen und welche Kalkulationen dahinter stünden. Die Herstellerpreise bewegten sich zudem zum Teil deutlich über Preisen, die für die Anwendungen außerhalb des amtlichen Verzeichnisses aufgerufen worden seien.

Bei Gesundheits-Apps handelt es sich generell etwa um Anwendungen, die Patienten mit Diabetes und Angststörungen unterstützen sollen, oder Hilfen zur Tinnitus-Therapie. Solche Anwendungen hätten das Potenzial für eine bessere Versorgung, heißt es im GKV-Bericht. Um langfristig die Hoffnungen zu erfüllen, müsse aber das Missverhältnis zwischen vergleichsweise niedrigen Zugangsvoraussetzungen, fehlender Wirtschaftlichkeit und "kaum vorhandener sinnstiftender Funktion" konstruktiv weiterentwickelt werden. (dpa/rw)

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