Keine Überraschung bei Gläubigerversammlung

Getgoods-Anleger müssen mit Totalverlust rechnen



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Die Gläubigerversammlung für die Getgoods.de AG brachte keine Überraschung: Wie Insolvenzverwalter Rüdiger Wienberg mitteilte, gibt es für die Anleger nur wenig zu holen. Dafür sucht nun die Staatsanwaltschaft Potsdam nach möglichen Profiteuren der Firmenpleite.
Für die Gläubiger der Getgoods.de AG gibt es nichts zu holen
Für die Gläubiger der Getgoods.de AG gibt es nichts zu holen
Foto: GetGoods

Vor allem in Spekulantenkreisen wurde versucht, im Vorfeld der Gläubigerversammlung für die Getgoods.de AG die Erwartungen hochzutreiben. Doch wie der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) berichtet, konnte Insolvenzverwalter Rüdiger Wienberg weder überraschend aufgetauchte Schätze präsentieren, noch mit einer neuen Verwendung für die nach dem Verkauf der Onlineshops Getgoods.de und HOH.de praktisch inhaltsleer gewordene Aktiengesellschaft aufwarten.

Stattdessen können die Gläubiger der Getgoods.de AG nach derzeitigem Stand nur mit geringen Zahlungen rechnen. Anlegern, die Anleihen des insolventen Online-Händlers gekauft hätten, drohe sogar der Totalverlust, berichtet RBB. Zu den Gläubigern der Getgoods.de AG zählt neben institutionellen Investoren auch die Stadt Frankfurt/Oder, die noch Gewerbesteuerforderungen im oberen sechsstelligen Bereich ausstehen hat. Wie es weiter in dem Bericht von RBB heißt, hätten daneben viele Privatpersonen zum Teil beträchtliche Beträge in den Online-Händler investiert und müssten sich nun ebenfalls auf einen Komplettausfall einstellen.

Neue Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Potsdam

Wie am Rande der Gläubigerversammlung bekannt wurde, gibt es inzwischen neue staatsanwaltschaftliche Ermittlungen in Zusammenhang mit der Insolvenz der Getgoods.de AG. So geht die Staatsanwaltschaft Potsdam dem Verdacht auf Insiderhandel nach. Wie RBB berichtet, fänden es die Ermittlungsbeamten zudem verdächtig, dass die durch die Mittelstandsanleihe von Getgoods eingesammelten 60 Millionen Euro Anlagekapital in nur einem Jahr aufgebraucht worden seien.

Bereits unmittelbar nach der Insolvenzanmeldung hatte im November 2013 die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Oder in Zusammenarbeit mit Landeskriminalamt Brandenburg Ermittlungen gegen die Geschäftsführung der Getgoods.de AG eingeleitet. Dabei ging es allerdings um Vorwürfe des TK-Distributors Brightstar, die Firma habe gelagerte Ware im Wert von 50 Millionen Euro unerlaubt verkauft. Zudem hatte sich die Finanzaufsicht BaFin in Zusammenhang mit der Getgoods-Insolvenz mit dem Verdacht des Insiderhandels beschäftigt.

Getgoods.de AG ohne Daseinsberechtigung

Während die Online-Marke Getgoods.de - zusammen mit HOH.de - unter dem Dach der Conrad-Tochter Get-it Quick weiterlebt, gibt es für die ehemalige Dachgesellschaft Getgoods.de AG inzwischen kaum mehr eine Daseinsberechtigung. Der Mitte 2013 zugekaufte angebliche "B2B-Händler" Xgsm.com ist heute so inaktiv wie zu Zeiten der Übernahme. Und der kurz später akquirierte Shopping-Club Pauldirekt wird nur noch mit Affiliate-Angeboten von Spezialanbietern wie z.B. Private Outlet SAS befüllt. Für die Getgoods.de AG verbleiben damit zwei Szenarien: Entweder wird die Gesellschaft in absehbarer Zeit aus dem Handel genommen oder sie führt ein Dasein als inhaltsleerer Börsenmantel - womit sich für das Unternehmen der Kreis gewissermaßen geschlossen hätte: 2011 vollzog Getgoods den Einstieg in den Wertpapiermarkt über die Fusion mit dem Börsenmantel DübAG. (mh)

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