Gewagt: LG Deutschland plant Umsatzplus von 18 Prozent im Monitorgeschäft

27.03.2003
Nach Einbrüchen 2002 lautet die abenteuerliche Vorgabe aus Korea an die deutsche LG-Vertriebsniederlassung in Willich: 18 Prozent Umsatzwachstum im Monitorsegment für das laufende Geschäftsjahr.

Realistische Markteinschätzungen außerhalb Asiens liegen den Koreanern nicht. Vorgaben werden formuliert und sollen dann erfüllt werden. Diskutiert wird nicht - basta. Vertriebsmitarbeiter, die für koreanische Großunternehmen arbeiten, kennen das Spiel. Es wiederholt sich in jedem Geschäftsjahr.

Trotz der bekannten Hintergründe lassen die Zielvorgaben für die LG Electronics Deutschland GmbH aufhorchen. 18 Prozent Wachstum soll die Monitor-Vertriebsmannschaft in Willich im laufenden Geschäftsjahr realisieren: Gemeint ist dabei nicht der Stückzahlenabsatz, sondern die anvisierte Umsatzsteigerung. "Ja, das wird hart, ist aber zu schaffen", meinte dazu Harald Philipp, Vertriebs- und Marketing-Direk-tor Information System Products (ISP), zuständig für Monitore, Laufwerke und Netzwerkprodukte, gegenüber ComputerPartner.

Als erste Maßnahme, um dieses Ziel zu erreichen, stockt Philipp seine Vertriebsabteilung auf. Drei neue Mitarbeiter werden für die Kundengruppen Retail, Fachhandel und Key Accounts eingestellt.

Gerade im Rückblick auf das vergangene Jahr wird das dennoch kein Zuckerlecken (zu den Ergebnissen von LG Deutschland siehe Kasten). Der Umsatz von Philipps Abteilung ISP war, wie bei den Wettbewerbern auch, aufgrund des massiven Preisverfalls 2002 rückläufig: Setzte LG 2001 noch 235 Millionen Euro mit IT-Produkten um, waren es im Vorjahr nur noch 207 Millionen Euro. Beim Monitorabsatz ergibt sich ein ähnliches Bild: Die verkauften Stückzahlen gingen von 307.360 (2001) auf 296.000 im Vorjahr zurück. Dafür dürfte nicht nur die Konjunkturflaute verantwortlich sein, sondern auch Lieferproble-me des Herstellers.

Laut Philipp habe LG bei den Marktanteilen allerdings "nur leichte Einbußen" hinnehmen müssen. "In den vergangenen sieben Monaten lagen wir nach den GfK-Auswertungen bei rund vier Prozent", so der Vertriebschef.

Philipps konkrete Aufschlüsselung für das laufende Geschäftsjahr lautet: Insgesamt soll seine Mannschaft 340.000 Monitore mit LG-Label verkaufen, was einer Steigerung von 15 Prozent entspräche, davon 200.000 Flachbildschirme und 140.000 Röhrenmonitore. "Im Januar und Februar lagen wir aufgrund guter Absatzzahlen bei den Retailern im Plan. Und es werden wieder große Projekte ausgeschrieben, da wollen wir natürlich mitspielen", gibt sich der Vertriebschef zuversichtlich.

www.lge.de

ComputerPartner-Meinung

Entspannt wird das laufende Geschäftsjahr für Philipps Abteilung sicher nicht: Die Vorgaben sind, wenn nicht ein Wunder geschieht, unrealistisch. Mit einem baldigen Aufschwung für die Hardwarebranche rechnet keiner. Wenn der Monitorabsatz in Deutschland wieder um 17 Prozent einbricht wie 2002, werden die Hersteller nochmals kräftig die Preisschraube nach unten drehen - auf Kosten ihrer Umsätze und des Profits. Und da wird auch LG nicht außen vor bleiben. (ch)

Facts & Figures

Trotz Konsumflaute konnte LG Elect-ronics Deutschland GmbH das Geschäftsjahr 2002 nach eigenen Angaben "positiv abschließen". Insgesamt setzte die deutsche LG-Niederlassung 2002 368,7 Millionen Euro um, was einer Steigerung von vier Prozent entspricht (Vorjahr: 355,4 Millionen Euro). Den Gesamtumsatz schlüsselt das Unternehmen wie folgt auf: Der Bereich ISP (Monitore, Laufwerke und Netzwerkprodukte) setzte 206,9 Millionen Euro um. Beim Absatz von Laufwerken konnte der Hersteller um fünf Prozent hierzulande auf 3,15 Millionen Stück zulegen. Die zweitgrößte Produktsparte, Unterhaltungselektronik, steigerte ihren Umsatz um 13 Prozent auf 79,2 Millionen Euro; das Segment "Haushaltsgeräte" wuchs ebenfalls um 13 Prozent auf 51,9 Millionen Euro. Die neue Sparte TK, Mobiltelefone, erzielte 2002 einen Umsatz von sechs Millionen Euro. "Neue Produkte" - LG fasst hier Plasmabildschirme, LCD-TVs und Projektoren zusammen - setzten im Berichtszeitraum 24,7 Millionen Euro um. (ch)

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