Giga-Switch-Anbieter Alteon: High-Speed in allen Kanälen

20.03.1998

MÜNCHEN: In England ist der kalifornische Switch-Newcomer Alteon laut Eigenaussage bereits "gut vertreten". Jetzt soll der Sprung über den Kanal gelingen: Das Unternehmen möchte mit seinen Gigabit-Ethernet-Produkten in Deutschland Fuß fassen. Die Gemischt-Strategie eines US-Neulings: Distribution, VARs und Integratoren und ein wenig Direktvertrieb.Wir wollten nicht den hundertsten Backbone-Switch anbieten, sondern spezielle Switch-Lösungen für Server. Unsere Gigabit-Produkte sind eigens für datenintensive, unternehmenskritische Applikations-Server und Server-Farmen konzipiert sind", umreißt Selina Lo, Produkt- und Marketingmanagerin der im kalifornischen San Jose beheimateten Firma. das Produktspektrum. Es umfaßt neben "Acenic"-Server-Adapterkarten kombinierte Gigabit- und Ethernet-Switche. Als Zeichen ihrer Marktakzeptanz reklamiert Alteon für sich, bereits über 1.500 Gigabit-Switche selbst oder über OEMs wie IBM, NEC, SGI oder Sun verkauft zu haben. "Es ist uns gelungen, das Problem der Server-Farmen, wo mehrere Server gemeinsam eine Datenanfrage bearbeiten, zu lösen. Denn wir können die Datenanfragen auf mehrere Server verteilen und Gigabit-Switching bei Servern betreiben," wirbt die ehemalige Gründerin von Netzwerker Centillion, den sich 1995 Bay Networks einverleibt hat.

So spendierten die Entwickler ihrem Flaggschiff, dem acht Port-Gigabit-Ethernet-Switch "ACEswitch 180", die Möglichkeit, bis zu 256 Server mittels virtueller IP-Adressen als einen Server-Verbund ("virtueller Server") anzusprechen. Anwendungen, die mit den Servern via TCP kommunizieren, werden auf mehreren Servern verteilt ("Server Load Balancing"). Alteon spricht in diesem Zusammenhang übrigens marketinggerecht von "Layer-4-Switching".

Um "Load Balancing" möglich zu machen, haben die Kalifornier ihre Switche mit hauseigenen 32-Bit-Risc-Prozessoren bestückt. Je zwei Prozessoren arbeiten an einem Port und nehmen den Servern rechenintensive Rechenaufgaben ab. Beispielsweise die Checksummen-Prüfung bei jedem ankommenden TCP/IP-Paket. Die Ports, die auch ATM-tauglich sind, schalten je nach Anforderung wahlweise auf 10, 100 und 1000 MB-Ethernet um ("Autosensing").

Außerdem, getreu dem Ansatz, "Server-optimierter Produkte" zu anzubieten, wie Managerin Lo betont, kann der Switch auch sogenannte "Jumbo Frames" bilden. Mit ihnen werden bis zu 9.000 Bytes in einem Datenpaket zusammengefaßt; Herkömmlicherweise sind es lediglich 1.500 Bytes. Die Einschränkung für die Hochgeschwindigkeitspakete: Sie setzen ein geschlossenes, "firmeninternes" Netz voraus. Und natürlich die Gigabit-Karten von Alteon. Diese beherrschen dafür VLAN-Unterstützung und, was vorerst wahrscheinlich wichtiger ist, auch sie übernehmen die rechenintensive Checksummenprüfung der TCP/IP-Pakete anstelle des Servers.

"Aggressives Marketing" plus alle Vertriebskanäle

Den von einer "aggressiven Kampagne" geprägten Marktauftritt in Deutschland stellt sich die Managerin so vor: "Größere Internet-Solution-Provider wollen wir direkt bedienen."

Ansonsten ist der indirekte Kanal zuständig. "Wir versuchen über spezialisierte VARs, Kunden in vertikalen Märkten zu gewinnen", wünscht sich Lo. Als Vertreter des vertikalen Marktes nennt sie DTP-Unternehmen oder Anbieter von Videoapplikationen für den technischen und medizinischen Bereich.

Genau so zielt Alteon auch auf den horizontalen Markt ab. Data-Warehouse und Backup-Anwendungen oder datenintensive Bildverarbeitung nennt die Mangerin zum Beispiel. Für den Markteintritt soll hier der "Value Added"-Kanal mit Schwerpunkt Netzwerkapplikationen sorgen. Zwei Distributoren, die mit dem Prädikat "Mehrwert" ("Value Added") versehen sind, hat Alteon schon gefunden: Datakom in Ismaning und Controlware in Dietzenbach. Beide sollen die erhoffte Nachfrage nach den Produkten intensiv unterstützen und mittels eigener Kompetenz und Kunden vorantreiben. "Als Newcomer hat Alteon nur dann die Chance, Kunden zu finden, wenn sie den indirekten Kanal mit seinen Kundenkontakten nutzen", rückt Datakom-Geschäftsfühererin Lydia Krowka die Pläne der Kalifornier zurecht. Der spezialisierte Wiederverkäufer meinende VAR- und Integratoren-Fang Alteons dagegen geht erst jetzt los.

Kurz, der Erstauftritt der Kalifornier zeigt, daß sie den deutschen Markt erst kennenlernen und ausloten müssen. Doch diese Strategie verbucht Managerin Lo als notwendigen Preis für den Markteintritt: "Der deutsche Client-Server-Computing-Markt gehört zu den wichtigsten überhaupt, und die Nachfrage nach Server-optimierten Produkten wächst. Wir wollen die ersten in diesem Markt sein." Bereits 50 Kunden hat Alteon seit der ersten Gigabit-Switch-Auslieferung im November 1997 gewonnen. (wl)

Für rechenintensive Anwendungen: Gigabit-Switching an acht Ports mit dem ACEswitch 180.

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